Kulturelles

Donnerstag, 12. April 2012

Ey, kommt doch mal runter

Der Filmemacher Dietrich Brüggeman berichtet von seinem Kultur-Konsum und findet: Die Hysterie, die sich auf der Pro- und Contra-Seite zum Thema Urheberrecht breit macht, ist nicht eben hilfreich.

Auch wenn ich durchaus ebenfalls manchmal der Hysterie verfalle, weil manches aus dem Contra-Labor meinem Gehirn und Gefühl einfach zu schräg erscheint, sage ich gerne: Recht hat er, der Mann!

Das wäre doch mal ein Anstoß, sich an einen runden Tisch zu setzen, mit Blümchen drauf, in einem hellen, freundlichen Raum, um mal ganz entspannt zu checken, was die Gegenseite eigentlich möchte und warum - und sich dann vorsichtig anzunähern (wie sagt man neudeutsch für entspannt? Chillig? Gechillt? Entchillt wäre ja wohl das Gegenteil ...).

Freitag, 23. März 2012

Epochal-exzellente Mittelalter-Erklärbären auf YouTube gesichtet

„Das Mittelalter“ hat sich längst auch schon bei YouTube breitgemacht. Und das ist auch gut so, denn sonst müsste die Welt auf die herrlichen Clips von Keines Weibes Knecht verzichten. Mit authentischem Anspruch, aber ganz ohne belehrenden Zeigefinger (Sie wissen schon: Den mit dem mächtig-großen A), lernt man da in drei Minuten, wie man Feuer macht – oder in sieben Minuten, wie Zunder hergestellt wird oder … nun, werte Leser, schauen Sie doch bitte selbst nach. Die Herren tät’s freuen.

Ich mache das jedenfalls ständig – so gespannt, wie ich schon bin auf die angekündigte sechste Folge.

Montag, 20. Februar 2012

Der Unterschied zwischen Karneval und Fasching oder: Ich muss da jetzt durch!

Ich gebe es ganz offen zu: Ich kann Karneval nicht leiden. Der geneigte Leser möge mich nicht falsch verstehen: Ich verkleide mich sehr gerne, was der Hauptgrund dafür sein dürfte, warum ich als Teenie recht häufig wie ein Grufti aussah, ohne wirklich einer zu sein. Und auch heute noch kommt es vor, dass ich, gerade für eine Kleinstadt, doch recht unkonform daherkomme. Dafür reicht mir heute allerdings eine Kleinigkeit, wie zum Beispiel eine königsblaue Samtschirmmütze mit Schleife an der Seite, eine Fleece-Jacke mit Zipfelmütze oder eine schwarze Jeans-Hose mit ordentlich Schnallen und Reißverschlüssen dran.

Karneval ist für mich allerdings die Übersetzung von »Kölle alaaf« und »Mainz, wie es singt und lacht«, meine ersten medialen Berührungen mit dem Thema. Mein Vater hat sich diese seltsamen, unglaublich unwitzigen Sendungen mit ihrem ständigen »Tädäh, tädäh, tädäh« nämlich jedes Jahr in epischer Breite angedeihen lassen - und mir und meiner Mutter gleich mit. Und ich, als wirklich kleine Kleinstadtelse, wunderte mich über die Maßen darüber, dass diese Menschen da im Fernsehen diese komischen Hüte aufhatten und irgendwie so aussahen, als hätten sie alles andere als Spaß, obwohl jeder wie blöd klatschte und auf Kommando lachte.

Etwas Anderes war der Fasching im Kindergarten. Da gab‘s immer lustige Sachen zu essen, Luftballons und Luftschlangen, der ganze Tag war irgendwie viel schöner als der normale Kindergartentag - und dann auch noch in Verkleidung. Das hat mir gefallen, hatte aber für mich mit Karneval nichts zu tun - die Leute im Fernsehen waren ja schließlich gar nicht so lustig verkleidet, und die komischen Hüte konnten mir den Bogen zum Fasching im Kindergarten so gar nicht spannen.

Heute weiß ich zwar, dass Fasching und Karneval im Grunde zwei Seiten derselben Medaille sind, aber nach wie vor kriege ich die Typen mit den komischen Hüten nicht zusammen mit der lustigen Verkleideaktion an Fasching. Und heute, als gestandene Niedersächsin über 30, käme ich auch nie im Leben auf die Idee, mich im Februar zu verkleiden, nur weil da im Kalender Rosenmontag steht - von kleinen Accessoires wie dem blauen Hut mal abgesehen, aber derlei Neckereien haben ja das ganze Jahr Saison.

Doch in diesem Jahr war mein Knirps so weit: Heute, Rosenmontag 2012, erlebt er sein erstes Kinderfasching. Wochen vorher schon begannen die Vorbereitungen. Schnell, ungefähr nach drei Minuten, war klar, dass der Knirps am Rosenmontag zum Piraten werden wird. Genau so schnell war klar, dass ein gekauftes Kostüm nicht in Frage kommt. Die meisten Dinger, die angeboten werden, landen bei mir im Geiste nämlich sofort in der Kategorie »Karneval«, weil derlei Kostüme zwar unter Umständen recht teuer sind, dafür aber umso billiger aussehen. Und ein Pirat vom Grabbeltisch verletzt mich einfach in meiner Verkleidungsehre.

Ein komplett selbstgenähtes Kostüm kam auch nicht in Betracht, eine funktionierende Nähmaschine ist nicht greifbar, und da ich schon seit Jahren an meiner ersten Gewandung per Hand nähe (was aber auch daran liegt, dass die Schwangerschaft dazwischen kam und die schon zugeschnittenen, teilweise fertig umsäumten Teile zu einer Frau passen, die eine Konfektionsgröße dünner als ich ist), war auch diese Option nicht wirklich realistisch.

Also erst einmal den Bestand checken: Ich habe eine ganze Bettschublade voller Stoffbahnen, -reste, Leder, Bänder, komischem Glitzer-Fissel-Kram und anderem Gedöhns, vieles während meiner kurzen Karriere als Theaterfundus-Extremshopperin erstanden, einiges auf der Open Hair, einer Friseurmesse, die ohne ihre Tand-Stände unendlich langweilig wäre, und einiges von Flohmärkten, Grabbeltischen oder anderen Ressourcen der modernen Verkleidungsschatzsuche. Dat Zeuch ist also schon eine andere Hausnummer, als die Plastikkostüme, die auf dem viel gerühmten freien Markt zu haben sind. Damit war die Schärpe also schon mal gesichert, das Kopftuch auch. Eine passende Hose in piratischem grau-blau fischte ich aus des Knirpsens Fundus, eine Schere sorgte für das angemessene Gezipfel am Ende der Hosenbeine - nicht zu fein, versteht sich.

Die obligatorische Augenklappe verkaufte mir eine nette Apothekerin für 1,43 Euro, nicht ohne den Knirps mit Traubenzucker zu versorgen. (Ein Phänomen: Der Knirps verbindet Apotheken ausschließlich mit Traubenzucker. Das geht so weit, dass er einfach in eine Apotheke rennt, auch wenn ich da gar nicht hin will, sich an den Tresen stellt und »Darf ich ein Traubenzucker, bitte?« fragt - und es auch bekommt, hat ja noch den Welpenbonus.)

Das Oberteil war da schon etwas schwieriger. Die Idealvorstellung war ein Hemd, am liebsten naturweiß, am liebsten zum Schnüren. Aber unter keinen Umständen mit normalem Hemdkragen. Für mich der Zeitpunkt, einmal bei Leonardo Cabone vorbeizuschauen. Da gibt‘s schließlich Fantasy-Klamotten für relativ kleines Geld (ja, Fantasy-Klamotten, auch wenn er von »Historical Clothing« spricht). Doch ein Blick auf die Kinderhemden reichte aus, um die Idee flugs wieder zu verwerfen: 25 Euro für ein strahlend weißes Hemd, ohne irgendein Rüschengedöhns am Armabschluss, mit einem mit schwarzem Band eingerahmten, offenen Kragen, der die halbe Brust sehen lässt, woran auch das schwarze Band, mit dem das Ding zu schließen ist, nichts ändert? Nö, Leo.

Also ab zum nächsten Shop. Tauschticket, in diesem Fall. Ich habe ja auch noch ein paar Tickets auf Halde, und vielleicht ... ja: Ich hatte Glück. Ein weißes Hemd ohne Krawattenkragen, ein wenig den Trachtenhemden nachempfunden, aber ohne so Schnökereien wie einem Edelweiß oder anderem unpassenden Schnick-Schnack drauf: Ertauscht!

Zum Glück bin ich Besitzerin eines Nahtauftrenners, der Kragen, Bund, Armbündchen und Knopfleiste ganz hervorragend ihrer Nähte berauben konnte. Tat mir ja irgendwie leid um das schöne Hemd, aber für einen guten Piraten muss man Opfer bringen können!

Eigentlich hätte der Knirps durchaus so losgehen können, aber die entscheidenden Zutaten für den wirklich perfekten Piraten fehlten noch: Ein Säbel, damit er ordentlich piratenmäßig herumfuchteln kann, und ein Make-up, dass wirklich keinen Zweifel daran lässt, dass wir es hier mit einem ausgemachten Piraten zu tun haben.

Die Suche nach einem Säbel in meiner Kleinstadt erwies sich als äußerst unfruchtbar, schließlich misst der Knirps nur 90 Zentimeter, die Läden in meiner Kleinstadt scheinen allerdings zu glauben, dass Knirpse eigentlich Riesen sind - oder dass sich nur überdimensionale Säbel verkaufen lassen. Die paar Säbel, die ich finden konnte, waren nämlich alle in etwas so groß wie mein Knirps, also kein Option.

Da konnte mir allerdings ebay weiterhelfen: Ein Säbelset für 2,49 Euro und erträglichen Versandkosten war ganz schnell meins, auch wenn eine Augenklappe dabei war, die ich gar nicht mehr benötigte (und so auch nicht verwendet hätte: Auf der Klappe muss natürlich ein Piratenflaggensymbol drauf sein - aber dafür ist das Gummi dann weiß. Weiß! Super!), und drei Goldstücke, die genau wie der Säbel, der schon heute morgen so locker auf seinem Schaft saß, dass ich nicht wirklich glaube, dass er diesen Tag übersteht, das extreme Wohlwollen meines Knirpses errangen. Passt also.

Fürs Make-up war ein Besuch in der Bücherei nötig: Flugs drei Schminkbücher ausgeliehen, in denen was Brauchbares zu finden war, zu Hause das Beste ausgewählt - und da ich ja ein Schminkstift-Set zu Hause habe (ja, ich verkleide mich auch mal mit seltsamen Make-up, ich mache so was dann aber zu Halloween, gestandene, erwachsene Niedersächsin, die ich bin), kann‘s doch jetzt losgehen, oder?

Nein. Denn dieses wunderbare Make-up-Beispiel hatte nicht nur die buschigen Augenbrauen, einen Bart und eine Narbe zu bieten, sondern auch einen sehr glaubwürdigen Drei-Tage-Bart. Dafür braucht es allerdings einen groben Make-up-Schwamm. Der Leser möge mir glauben: Ich war in jedem nur möglichen Laden meiner Kleinstadt, um so einen Schwamm zu ergattern - keine Chance. Da erst ist mir überhaupt aufgefallen, dass es relativ schwer ist in dieser Kleinstadt, sich mit nötigen Make-up-Utensilien auszustatten. Nirgends war auch nur ein Make-up-Schwämmchen in Sicht, nicht ein Pinsel, nothing.

Ich hoffe ja immer noch, dass ich einfach zu blind bin, der Zweifel nagt an dieser Hoffnung allerdings sehr stark. Da sieht der geneigte Leser einmal, dass ich zu Zeiten, als ich mich mit den entsprechenden Make-up-Pads, kleinen Pinseln, großen Pinseln, feinen Pinseln oder Eye-shadow-Pinseln ausstattete, nicht unbedingt der Maxime »Act local« verschrieben hatte - und außerdem, dass ich meine Make-up-Gerätschaften nicht sonderlich oft verwende.

Also wieder zu ebay - nach einem unzufriedenen Besuch bei mehreren Theater-make-up-Shops, die diesen Schwamm zwar für schlappe 1,80 Euro im Angebot hatten, aber eine Mindestbestellsumme von 20,00 Euro erwarteten, von den 6,90 Euro Versand ganz zu schweigen. Und eBay half auch hier: Gleich drei Schwämme (grob, fein und noch feiner) für drei Euro, schließlich ist es sicher nicht falsch, sich auch mit feinen Schwämmen einzudecken, in Anbetracht des Make-up-Schwamm-Defizits in meiner Kleinstadt.

Nun also gestern die Generalprobe - die in die Hose ging (glücklicherweise, glaubt man dem Aberglauben). Der Knirps wollte zwar schon wie ein Pirat geschminkt sein, sah aber gar nicht ein, wozu er dafür den Kopf stillhalten soll. Der Drei-Tage-Bart war viel zu üppig geraten, die Augenbrauen waren nicht wüst, sondern traurig verschmiert, und der Oberlippenbart sah fast so aus, als hätte der Knirps sich selbst geschminkt.

Mein Bammel also, den Knirps zum ordentlichen Piraten zu machen, war entsprechend groß. Am Montag morgen? Mit dem Trödelhannes? Und erst noch frühstücken? Und ein wenig inhalieren, um den Husten, den wir beide seit ein paar Tagen wieder haben, in seine Schranken zu weisen?

Doch was soll ich sagen: Das Ergebnis war genial. Zwar habe ich an diesem Montag Morgen den Oberlippenbart noch drei bis fünf Mal an meiner Oberlippe getestet - und so ein geschminkter Piratenoberlippenbart an einer über 30-jährigen Frau im Business-Look sieht unglaublich dämlich aus -, zwar ist der Knirps umhergesprungen wie ein Flummi, weil er gehörig aufgeregt war: Stillgehalten hat er plötzlich dennoch in den entscheidenden Momenten - auch wenn er nach jeder kleinen Schminkaktion erst einmal zum Spiegel lief, um das Ergebnis zu begutachten. Im Ergebnis kann ich sagen: Ja, so kann man aussehen zum ersten Fasching.

Zum Glück habe ich jetzt ein Jahr Zeit, um mich zu erholen.

Mittwoch, 8. Februar 2012

Internet - ganz ohne Daten?

Ständig höre und lese ich davon, wie böse doch die Krake Facebook ist. Aktuell ist die Chronik der Grund dafür, warum den Menschen gesagt wird, dass sie ihre Daten nicht preisgeben sollen. Der geneigte Leser möge mich nicht falsch verstehen: Ich bin sicher nicht dafür, tumb bei Facebook alles reinzustellen, was einem so einfällt, schon gar nicht dann, wenn Informationen oder Bilder dabei sind, die man wirklich nur einem ganz kleinen Kreis an Menschen zeigen möchte. Das gilt auch dann, wenn man sich wirklich abgeschottet hat - schließlich haben die meisten Menschen durchaus einen wesentlich größeren Facebook- als realen Freundeskreis, der das, was gepostet wird, überdies auch jederzeit teilen und einem viel größeren Kreis zugänglich machen kann.

Deswegen jedoch Facebook oder gar die Chronik anzugreifen, scheint mir nicht der richtige Weg. Ja, Facebook verdient Geld mit meinen Daten. Ja, ich mache mich mit jedem Eintrag gläserner, egal, ob ich interessante Musik, Artikel oder Bilder verlinke, ob ich mich über die fiese Kälte aufrege, anzeige, dass ich an einer Veranstaltung teilnehme oder kurz mal mitteile, was heute auf meinem Herd köchelt. Ich habe aber kein Problem mit dieser Farbe des Glases.

Hingegen käme ich nicht auf die Idee, etwaige Probleme in Arbeit, Beziehung oder Ähnlichem darzustellen, wenn ich nicht möchte, dass jeder Hans und Franz davon weiß. Für mich eine völlig logische Schlussfolgerung, da ich weiß, dass das Internet ein öffentlicher Raum ist, und da ich außerdem weiß, dass Facebook zu diesem öffentlichen Raum gehört. Ich verstehe nicht, warum erwachsene, intelligente Menschen diese Tatsache genau dann ausblenden, wenn sie Dinge posten, die ich ganz sicher nicht wissen möchte, da ich höchstens zu ihrem entfernten Bekanntenkreis gehöre, sich dann aber gleichzeitig über die Datenkrake aufregen - oder eben über die Chronik, die nun endlich ein wenig ermöglicht, die Posts noch einmal nach interessanten Einträgen zu durchstöbern.

Vielleicht bin ich ja auch nur ein wenig zu altmodisch, schließlich blogge ich ja schon ein paar Jahre, wenn auch sträflich nachlässig und selten, und ich habe Facebook immer schon als eine andere Art des Bloggens empfunden:

Für mich ist Facebook die Möglichkeit, sich einem begrenzten Publikum mitzuteilen, durchaus auch mal etwas flapsiger als in einem Blog daherzukommen, und Interessantes aus dem Netz zu verlinken, ohne selbst einen mehr oder weniger langen Kommentar dazu zu verfassen, wie hier in den meisten Fällen. Die Tatsache, dass sich in diesem begrenzten Publikum durchaus reale Freunde befinden, mit denen man per Chat-Funktion oder bei einzelnen Einträgen dann auch noch mal schick schnacken kann, sorgt dafür, dass es mir bei Facebook momentan gefällt, trotz der durchaus negativen Seiten des Unternehmens und seines Umgangs mit Teilnehmern.

Da waren Antje Schrupps Gedanken zum Internet-Schmarotzertum doch wirklich sehr erfrischend. Das ist es nämlich: Jeder möchte etwas lesen, erfahren, sehen oder hören im Netz. Wenn‘s niemanden mehr gäbe, der etwas erzählen, erklären, video- oder podcasten wollte im Netz, ginge das aber gar nicht mehr. Anders herum würde auf Dauer niemand etwas publizieren, wenn er merkt, dass es niemanden gibt, den es interessiert.

Für Facebook, als Beispiel, heißt das: Wenn keiner der Freunde mehr etwas an die Pinnwand oder in die Chronik schreibt, kommentiert und schnackt, lohnt es sich sehr schnell nicht mehr, dort Mitglied zu sein. Wozu irgendwo reinschauen, wo sich nie etwas tut? Wozu irgendwo reinschreiben, wenn‘s keinen interessiert?

Schmarotzer und Produzenten sind also durchaus aufeinander angewiesen. Nur vergessen sollten sie das nicht.

Samstag, 28. Januar 2012

Nö, Bild

Ich möchte am 23. Juni keine Gratis-Ausgabe, nur, damit Du mal wieder in aller Munde bist. Deswegen hast Du bald Post. Ein Aufkleber auf dem Briefkasten reicht ja nicht. Zum Glück habe ich schon jetzt von der Aktion gehört. Den Schock, den ich ohne dieses Wissen am 23. Juni erlitten hätte, mag ich mir gar nicht ausmalen.

Mittwoch, 11. Januar 2012

Das Packerl-Projekt - funktioniert!

Mein Lieblingsgeräusch des Jahres 2012, das sich ob des noch nicht sehr weit fortgeschrittenen Alters dieses Jahres zugebenermaßen noch wandeln kann, ist das Zischen, das beim Öffnen eines Weckglases entsteht - die unausweisliche Assoziation mit einem deutschen Komiker mit großer Nase, die sich einstellt, wenn der Nippel des Gummirings erwähnt wird, lasse ich hier nur am Rande mitklingen.

Meine eingekochte Sauce Bolognese - die Entstehungsgeschichte wird hier in epischer Breite beschrieben - musste nun probiert werden. Nach all den Monaten der Recherche, der Erwägungen und der Pläneschmiederei ist dieser Moment zwar nicht sakral, aber doch etwas völlig Anderes als das Öffnen eines Glases, dessen Fertigsaucen-Inhalt eine Geschmacksverstärker-Überdosis verspricht. Insofern ist das Zischen mehr als angemessen.

Ich sage es gleich: Ich bin begeistert. Ein wenig nagte an mir der Zweifel: Wird die Sauce die Einkochprozedur ohne geschmackliche Verluste überstehen? Zwar hat es so eine Sauce Bolognese an sich - nach welchem »Originalrezept« auch immer -, dass sie lange köcheln muss, um richtig lecker zu werden - je länger, desto besser, in der verwendeten Rezeptvariante fünf Stunden - doch ist »Köcheln« irgendwie schon etwas Anderes als »Einkochen«.

Es hat der Sauce kein bisschen geschadet. Drei Stunden köchelte sie auf dem Herd vor sich hin, wurde hernach in Gläser verbannt, die sich im Wasserbad im Einkochtopf der Einkochtemperatur nähern durften, um schlussendlich 75 Minuten bei 100 Grad aushalten zu müssen. Et voilá: Prima Packerl. Nach dem »Zisch« ab in den Topf, ein wenig Hühnerbrühe dazu, um das Ganze ein wenig aufzulockern - denn zu dünn wird die Sauce bei diesem Verfahren wahrlich nicht - nebenbei eine Portion Spaghetti gekocht und nach einer Viertelstunde steht das Essen auf dem Tisch.

Schneller können‘s die Packerl auch nicht - jedenfalls nicht in meiner mikrowellenfreien Küche. P-e-r-f-e-k-t.

Samstag, 7. Januar 2012

Das Packerl-Projekt - es wird ernst

Ende August habe ich‘s gebloggt: Es wird Zeit, sich ein eigenes Packerl-Aufreiß-System aufzubauen, für den Fall akuten Hungers, gepaart mit akuter Koch-Unlust. Doch damit das Projekt nicht damit endet, dass die Sachen, die ich mir als »Packerl«, vulgo: Weckgläser, zusammenköchel, im Fall der Fälle entweder ungenießbar, weil zerkocht, oder verdorben sind, bedurfte es einiger Recherche, die in einer notwendigen Investition mündete: Einem Einkochautomaten.

Nun steht sicherlich die Frage im Raum, warum in der Göttin Namen denn nun unbedingt Essen eingekocht werden soll, wenn‘s denn auch eingefroren werden kann. Die Ausrede des Platzmangels im Gefrierschrank kann bei mir (eigentlich) nicht gelten, ist mein Kühl-Gefrier-Kombi doch mit drei großzügigen Fächern ausgestattet. Im Normalfall jedoch sind die drei Fächer auch ohne Packerl gut bestückt, aber die wichtigsten Gründe sind: Eingefrorene Gerichte finde ich immer irgendwie wässrig - und außerdem - im Heißhungernotfall - extrem unpraktisch: So ein gefrorener Klumpen wird nicht annähernd so barrierfrei zu einer dampfenden, leckeren Mahlzeit auf dem Tisch als sein nicht gefrorenes Pendant aus dem Glas. Zwar sollten die Suppen - um bei dem Beispiel zu bleiben - unbedingt ohne Nudeln oder Kartoffeln eingkocht werden, um Suppenpampe zu vermeiden, auch Sahne ist nicht sonderlich ideal, denn chemische Zusammenhänge können beim Einkochgut sehr unappetitlich aussehen, aber diese Zutaten sind Gefriergut auch nicht eben zuträglich, es sei denn, man mag‘s matschig und/oder wässrig.

Bei starkem Heißhunger kocht eben neben dem Suppentopf ein kleiner mit Suppennudeln, die kleinen Dinger brauchen ja nicht lang, bei nicht so starkem schält und schnbbelt man halt noch Kartoffeln vorher und köchelt die Chose dann noch einmal auf. Außerdem - der geneigte Leser mag mich für übertrieben vorsichtig oder Schlimmeres halten - benötigen die eingekochten Nahrungsmittel nichts mehr als einen Raum, in dem sie stehen können.

Ein Stromausfall kann mich so also nicht mehr völlig schocken. Sollte er auch mehrere Stunden anhalten, weil bei einer Straßenbauaktion in der Gegend die Leitungen nicht überlebt haben, bleibt mir immer noch meine Gläsersammlung. Die Ökobilanz dieser Glaspackerl dürfte ebenfalls besser ausfallen, als bei eingefrorenen Packerln, die ohne Strom nur noch gut sind für den Müll.

Der Aufwand ist im Vorfeld nicht eben gering, sowohl was die Recherche, als auch die eigentliche Einkocharbeit betrifft, aber - hoffentlich - erfolgreich. Informationen zum Thema Einkochen sind zwar nicht so breit gestreut wie Diskussionen über das Wetter, schwer zu bekommen sind sie aber nicht. Meine Schwiegermutter überließ mir zwei Bücher zum Thema, die sie ohnehin doppelt im Regal stehen hatte, auch die kleinstädtische Bücherei hat zwei Bücher im Repertoire. Und bei Chefkoch.de wird die Thematik im Forum breit und hilfreich diskutiert.

Die Quintessenz: Es ist gar kein Problem, Gemüse und Obst in Backofen oder Kochtopf einzukochen. Ich habe im Sommer schon die Variante »Backofen« getestet, und die eingekochten, pürierten, vorher im Backofen mit Basilikum, Olivenöl, Salz und Pfeffer gegarten Tomaten sind haltbar, furchtbar lecker und im Januar durchaus ein seelenschmeichelnder Sommergruß.

Zu mehr oder weniger vollständigen Gerichten, wie Suppen, Gulasch oder Ähnlichem fand sich jedoch weit und breit - nichts. Kein guter Stand für das Packerl-Projekt, denn eingekochte Bohnen, nur als Beispiel, sind bei allem guten Willen keine Hühnersuppe, wiederum nur als Beispiel. Sie sind und bleiben eine Beilage oder Zutat, die ich mir, wenn‘s schnell gehen soll oder es ohnehin nur Bohnen aus Südafrika gibt, dann doch lieber auch dem Gefrierschrank hole, zumal ich auf meiner Dachterasse dank der anfälligen Teerdachpappe wohl kaum in nächster Zeit einen Überschuss produzierenden Gemüsegarten etablieren kann.

Doch ich wusste, dass es ebenfalls möglich ist, Suppen, Gulasch oder Bolognese-Sauce einzukochen, denn der kleine Fleischer in der Parallelstraße bietet genau so etwas zum Verkauf an - zu Preisen, die so in Ordnung sind, dass ich sie nicht happig nennen möchte, aber die doch so hoch sind, dass ich mir die Arbeit dann doch lieber selber mache.

Was blieb also, außer die Internetseite der Firma Weck durchzustöbern? Dort fand ich sie dann auch endlich, meine Einkochbibel: Das Weck-Einkochbuch. Gar nicht mal so dick, mit ordentlich Eigenwerbung bestückt - nur für den Fall, dass die Leser wirklich unbedingt wissen wollen, dass es auch 0,1 l-Einkochgläser von Weck gibt - aber vor allem endlich mit Rezepten für Hauptgerichte bestückt: Suppen, Ragouts und Co. blitzten mir endlich entgegen - und die Erkenntnis, dass es eben ohne Einkochautomat nicht geht.

Nun mag der geneigte Leser auf die Idee kommen, dass ich mich vor Lektüre dieses Buches außer Stande sah, auch nur eine schmackhafte Suppe auf den Tisch zu bringen, daher muss ich diesem möglichen Eindruck schon aus Eitelkeit entgegentreten: Kochen kann ich schon, und beschwert hat sich noch niemand, manchmal sogar ganz im Gegenteil, doch die Einkochzeit - nach der eigentlichen Zubereitung - mag sicher aus dem einen oder anderen Gaumenschmaus eine Pampe machen, die zwar nicht verdorben, aber dennoch alles andere als die reine Freude ist.

Verderben wiederum soll das Essen ja auch nicht, schließlich will man nicht umsonst stundenlang in der Küche stehen - vom unappetitlichen Entsorgen ganz zu schweigen.

In diesem Büchlein las ich nun endlich den entscheidenden Satz: Einkochgut, dass nicht in einer klaren Flüssigkeit schwimmt, wie beispielsweise Obst in Zuckerwasser, lässt sich im Backofen nicht sicher einkochen. Einfach deswegen, weil die Einkochzeit im Backofen - die sogar in der Bedienungsanleitung meines Herdes zu finden ist - dann beginnt, wenn in der klaren Flüssigkeit kleine Bläschen an die Oberfläche steigen. Dickflüssiges Einkochgut kann diesen Service gar nicht leisten. Klingt logisch, bin ich nur nicht drauf gekommen, und wartete deshalb bei den eingekochten Tomaten ewig auf die viel beschworenen Bläschen, bis ich einfach beschließen musste, dass die Tomaten nach jedem menschlichen Ermessen ganz bestimmt schon eingekocht sein mussten - ich gebe zu, das Glas mit Leitungswasser, dass ich aus Testzwecken ebenfallss mit einkochte, hätte vorne am Backofenglas seinen Sinn noch etwas beser erfüllt, aber für ein erstes Testprojekt sind die Tomaten recht schmackhaft gelungen.

Nun alos ist er da, mein Einkochautomat, und seit drei Stunden bin ich mit meinem ersten Packerl-Projekt beschäftigt: Sauce Bolognese. Und nach diesem Eintrag werde ich mich an das Einkochen machen.

Spektakulär wird der Versuch allerdings erst dann, wenn ich eines der Gläser öffnen werde, um herauszufinden, wie die Sauce denn nun eigentlich schmeckt. Ich bin mir sicher, dass der Inhalt des ¼-Liter-Glases, das neben den ½-Liter-Gläsern bestückt werden wird, die nächste Woche nicht überlebt. Ich hoffe, dem Packerl-Projekt wird ein besseres Schicksal beschieden sein.

Dienstag, 6. Dezember 2011

Letzte Ausfahrt: Außerirdische

Auch als Kleinstadtelli möchte man den einen oder anderen novemberdunklen, kalten Sonntagnachmittag zu Hause auf der Couch, eingekuschelt, mit heißer Schokolade versorgt - nicht etwa mit einem guten Buch, sondern mit einem durchschnittlichen Unterhaltungsfilm versüßen. Figuren wie die Kameliendame, Dorian Gray, Elizabeth Bennet oder der Schimmelreiter sind durchaus faszinierend und ich lese gern und viel, aber manchmal möchte ich mich einfach seicht, aber nett, berieseln lassen.

Nun begab es sich, dass »Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels« verfügbar war. Indiana Jones ist ja irgendwie eine Größe: Abenteuer, Schlapphut, seltsame Anwandlungen, Archäologie umzusetzen, böse Menschen, unsagbar geheimnisvolle Schätze und Kult fallen mir als Schlagworte dazu ein.

Kein Wunder also, dass ich kein wirklicher Indiana-Jones-Kenner bin. Aber dieses Kristallschädel-Filmchen lockte mich mit der wundervollen Cate Blanchett und der George Lucas ist ja auch ne Größe. Auch wenn ich Star Wars nicht mag. Und der Spielberg macht ja auch durchaus gute Sachen.

Und mal so einer Jagd nach einem Schatz nachzuspüren, kann ja durchaus nett sein, an einem kalten Novembertag. Dachte ich. Da kann man mal sehen, wie wenig Ahnung ich von Action-Filmen habe. Ich habe nämlich falsch gedacht.

Cate Blanchett stolziert mit einer schlechten Falschhaarperücke als wahrscheinlich gewollte Karikatur einer eiskalten Sowjet-Militär-Dingsbums durch den Film, als hätte sie sämtliches schauspielerisches Talent an der Garderobe abgegeben. Als gute Karikatur wär's bestimmt lustig gewesen, so blieb mir nur, die Augenbraue hochzuziehen. Und dann die fiesen Killerameisen, die Menschen mal eben so mir nichts, Dir nichts in ihre unterirdischen Städte verfrachten … aber gut, es ist Sonntagnachmittag, es ist ganz doof draußen, die Decke ist kuschlig und der Kakao lecker.

So richtig genervt, also so sehr, dass ein Blog-Eintrag draus wurde, hat der Kristallschädel. Nicht der Kristallschädel an sich. Eher das, was schlechte Drehbuchautoren aus dem Ding gemacht haben. Ich, als unwissender Laie, dachte bei dem Kristallschädel nämlich an irgendeine Maya- oder Azteken-Geschichte, vielleicht liegt noch ein alter Fluch auf dem Ding, was weiß ich. Aber nein, es muss natürlich ein Außerirdischen-Schädel sein, der so magnetisch ist, dass der Erdkern neidisch wird, der dann letztendlich auf den Rumpf eines der dreizehn außerirdischen Skelette gepackt wird, die sich in El Dorado befinden. Ist ja klar, dass diese Außerirdischen die amerikanischen Hochkulturen, die Ägypter und überhaupt alle in ihre Lehre genommen haben, also, früher, sonst hätten die das nämlich gar nicht hinbekommen mit ihren Pyramiden und anderem Hochkultur-Gedöhns.

Und kaum ist der olle Schädel auf dem Rumpf, wird das außerirdische Wesen wieder ganz und haut ab nach Hause. Du lieber Himmel! Erich Däniken-Quacksalberei in einem Indiana-Jones-Film ist nun wirklich nicht mehr nett.

Nach dem letzten Asterix-Band und den Außerirdischen dort dürfte mich das ja eigentlich nicht mehr schocken. Aber dennoch: Die letzte Ausfahrt Außerirdische stimmt mich auch bei Indiana Jones traurig. Er hätte ja noch wer weiß was finden können. Die rechte Hand Gilgameschs, zum Beispiel. Oder Zeus' letzten Scheißhaufen. Wäre bestimmt eine spannendere Geschichte geworden.

Sonntag, 4. Dezember 2011

Essbare Kekse! In meiner Küche!

Nachahmenswert: Vanillesand.

Wirklich äußerst lecker und auch für Keks-Dumpfbacker in essbares Kleingebäck verwandelbar. Letztere Tatsache ist für mich nach dem letztjährigen Vorweihnachtsdesaster sogar noch wichtiger.

Geschlagene fünf ausprobierte Rezepte und keine Kekse später war ich nämlich beim Bäcker gegenüber anzutreffen, um dieses widerspenstige Kleingebäck wie jeder anständige konsumorientierte Mensch einfach zu kaufen.

Immerhin hat es nun in diesem Jahr bereits beim ersten Versuch geklappt. Vielleicht sollte ich mich mit weiteren in diesem Jahr zurückhalten, der Erfolgsquote wegen ...

Donnerstag, 1. Dezember 2011

Christa Wolf ist tot

Medea und Kassandra werden bestimmt noch sehr oft interpretiert werden. Aber nie wieder so wie von Christa Wolf. Sie wurde 82 Jahre alt. Schade, dass es nicht 100 Jahre geworden sind.

Kleinstadtellis Welt

von mittelalterlichem Kleinstadtleben, großstädtischen Ausflügen und seltsamen Anwandlungen

Dein Status

Du bist nicht Teil der Kleinstadtwelt.

Für Suchende

 

Stadtgespräch

Tja, was neues ist das...
Tja, was neues ist das leider nicht. Vor allem, was...
Oliver (Gast) - 24. Okt, 15:27
Solche "wichtigen" Meldungen...
... sollen doch nur von den Dingen ablenken, von denen...
DonJuergen - 13. Sep, 18:14
Stimmt. Ich war auch...
Stimmt. Ich war auch ziemlich entgeistert. Habe 'ne...
Trojaner2304 (Gast) - 26. Apr, 09:09
1984
Ich finde das "Ministerium für Liebe" - ebenfalls Orwell...
DonJuergen - 25. Apr, 18:51
Das passt doch sehr gut!
Das passt doch sehr gut!
DantesMuse - 19. Apr, 10:41
Ich kann da als kinderlose...
Ich kann da als kinderlose Frau nicht mitreden. Aber...
Ani72 - 19. Apr, 08:35
In der Heute Show wurde...
In der Heute Show wurde ein schöner Plakat - Schnappschuss...
Ani72 - 18. Apr, 22:35
Schön, wenn's so wäre....
Schön, wenn's so wäre. Ich Niedersächsin habe aber...
DantesMuse - 18. Apr, 21:12