Samstag, 7. Januar 2012

Das Packerl-Projekt - es wird ernst

Ende August habe ich‘s gebloggt: Es wird Zeit, sich ein eigenes Packerl-Aufreiß-System aufzubauen, für den Fall akuten Hungers, gepaart mit akuter Koch-Unlust. Doch damit das Projekt nicht damit endet, dass die Sachen, die ich mir als »Packerl«, vulgo: Weckgläser, zusammenköchel, im Fall der Fälle entweder ungenießbar, weil zerkocht, oder verdorben sind, bedurfte es einiger Recherche, die in einer notwendigen Investition mündete: Einem Einkochautomaten.

Nun steht sicherlich die Frage im Raum, warum in der Göttin Namen denn nun unbedingt Essen eingekocht werden soll, wenn‘s denn auch eingefroren werden kann. Die Ausrede des Platzmangels im Gefrierschrank kann bei mir (eigentlich) nicht gelten, ist mein Kühl-Gefrier-Kombi doch mit drei großzügigen Fächern ausgestattet. Im Normalfall jedoch sind die drei Fächer auch ohne Packerl gut bestückt, aber die wichtigsten Gründe sind: Eingefrorene Gerichte finde ich immer irgendwie wässrig - und außerdem - im Heißhungernotfall - extrem unpraktisch: So ein gefrorener Klumpen wird nicht annähernd so barrierfrei zu einer dampfenden, leckeren Mahlzeit auf dem Tisch als sein nicht gefrorenes Pendant aus dem Glas. Zwar sollten die Suppen - um bei dem Beispiel zu bleiben - unbedingt ohne Nudeln oder Kartoffeln eingkocht werden, um Suppenpampe zu vermeiden, auch Sahne ist nicht sonderlich ideal, denn chemische Zusammenhänge können beim Einkochgut sehr unappetitlich aussehen, aber diese Zutaten sind Gefriergut auch nicht eben zuträglich, es sei denn, man mag‘s matschig und/oder wässrig.

Bei starkem Heißhunger kocht eben neben dem Suppentopf ein kleiner mit Suppennudeln, die kleinen Dinger brauchen ja nicht lang, bei nicht so starkem schält und schnbbelt man halt noch Kartoffeln vorher und köchelt die Chose dann noch einmal auf. Außerdem - der geneigte Leser mag mich für übertrieben vorsichtig oder Schlimmeres halten - benötigen die eingekochten Nahrungsmittel nichts mehr als einen Raum, in dem sie stehen können.

Ein Stromausfall kann mich so also nicht mehr völlig schocken. Sollte er auch mehrere Stunden anhalten, weil bei einer Straßenbauaktion in der Gegend die Leitungen nicht überlebt haben, bleibt mir immer noch meine Gläsersammlung. Die Ökobilanz dieser Glaspackerl dürfte ebenfalls besser ausfallen, als bei eingefrorenen Packerln, die ohne Strom nur noch gut sind für den Müll.

Der Aufwand ist im Vorfeld nicht eben gering, sowohl was die Recherche, als auch die eigentliche Einkocharbeit betrifft, aber - hoffentlich - erfolgreich. Informationen zum Thema Einkochen sind zwar nicht so breit gestreut wie Diskussionen über das Wetter, schwer zu bekommen sind sie aber nicht. Meine Schwiegermutter überließ mir zwei Bücher zum Thema, die sie ohnehin doppelt im Regal stehen hatte, auch die kleinstädtische Bücherei hat zwei Bücher im Repertoire. Und bei Chefkoch.de wird die Thematik im Forum breit und hilfreich diskutiert.

Die Quintessenz: Es ist gar kein Problem, Gemüse und Obst in Backofen oder Kochtopf einzukochen. Ich habe im Sommer schon die Variante »Backofen« getestet, und die eingekochten, pürierten, vorher im Backofen mit Basilikum, Olivenöl, Salz und Pfeffer gegarten Tomaten sind haltbar, furchtbar lecker und im Januar durchaus ein seelenschmeichelnder Sommergruß.

Zu mehr oder weniger vollständigen Gerichten, wie Suppen, Gulasch oder Ähnlichem fand sich jedoch weit und breit - nichts. Kein guter Stand für das Packerl-Projekt, denn eingekochte Bohnen, nur als Beispiel, sind bei allem guten Willen keine Hühnersuppe, wiederum nur als Beispiel. Sie sind und bleiben eine Beilage oder Zutat, die ich mir, wenn‘s schnell gehen soll oder es ohnehin nur Bohnen aus Südafrika gibt, dann doch lieber auch dem Gefrierschrank hole, zumal ich auf meiner Dachterasse dank der anfälligen Teerdachpappe wohl kaum in nächster Zeit einen Überschuss produzierenden Gemüsegarten etablieren kann.

Doch ich wusste, dass es ebenfalls möglich ist, Suppen, Gulasch oder Bolognese-Sauce einzukochen, denn der kleine Fleischer in der Parallelstraße bietet genau so etwas zum Verkauf an - zu Preisen, die so in Ordnung sind, dass ich sie nicht happig nennen möchte, aber die doch so hoch sind, dass ich mir die Arbeit dann doch lieber selber mache.

Was blieb also, außer die Internetseite der Firma Weck durchzustöbern? Dort fand ich sie dann auch endlich, meine Einkochbibel: Das Weck-Einkochbuch. Gar nicht mal so dick, mit ordentlich Eigenwerbung bestückt - nur für den Fall, dass die Leser wirklich unbedingt wissen wollen, dass es auch 0,1 l-Einkochgläser von Weck gibt - aber vor allem endlich mit Rezepten für Hauptgerichte bestückt: Suppen, Ragouts und Co. blitzten mir endlich entgegen - und die Erkenntnis, dass es eben ohne Einkochautomat nicht geht.

Nun mag der geneigte Leser auf die Idee kommen, dass ich mich vor Lektüre dieses Buches außer Stande sah, auch nur eine schmackhafte Suppe auf den Tisch zu bringen, daher muss ich diesem möglichen Eindruck schon aus Eitelkeit entgegentreten: Kochen kann ich schon, und beschwert hat sich noch niemand, manchmal sogar ganz im Gegenteil, doch die Einkochzeit - nach der eigentlichen Zubereitung - mag sicher aus dem einen oder anderen Gaumenschmaus eine Pampe machen, die zwar nicht verdorben, aber dennoch alles andere als die reine Freude ist.

Verderben wiederum soll das Essen ja auch nicht, schließlich will man nicht umsonst stundenlang in der Küche stehen - vom unappetitlichen Entsorgen ganz zu schweigen.

In diesem Büchlein las ich nun endlich den entscheidenden Satz: Einkochgut, dass nicht in einer klaren Flüssigkeit schwimmt, wie beispielsweise Obst in Zuckerwasser, lässt sich im Backofen nicht sicher einkochen. Einfach deswegen, weil die Einkochzeit im Backofen - die sogar in der Bedienungsanleitung meines Herdes zu finden ist - dann beginnt, wenn in der klaren Flüssigkeit kleine Bläschen an die Oberfläche steigen. Dickflüssiges Einkochgut kann diesen Service gar nicht leisten. Klingt logisch, bin ich nur nicht drauf gekommen, und wartete deshalb bei den eingekochten Tomaten ewig auf die viel beschworenen Bläschen, bis ich einfach beschließen musste, dass die Tomaten nach jedem menschlichen Ermessen ganz bestimmt schon eingekocht sein mussten - ich gebe zu, das Glas mit Leitungswasser, dass ich aus Testzwecken ebenfallss mit einkochte, hätte vorne am Backofenglas seinen Sinn noch etwas beser erfüllt, aber für ein erstes Testprojekt sind die Tomaten recht schmackhaft gelungen.

Nun alos ist er da, mein Einkochautomat, und seit drei Stunden bin ich mit meinem ersten Packerl-Projekt beschäftigt: Sauce Bolognese. Und nach diesem Eintrag werde ich mich an das Einkochen machen.

Spektakulär wird der Versuch allerdings erst dann, wenn ich eines der Gläser öffnen werde, um herauszufinden, wie die Sauce denn nun eigentlich schmeckt. Ich bin mir sicher, dass der Inhalt des ¼-Liter-Glases, das neben den ½-Liter-Gläsern bestückt werden wird, die nächste Woche nicht überlebt. Ich hoffe, dem Packerl-Projekt wird ein besseres Schicksal beschieden sein.

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