Kontrafuturistisches

Samstag, 29. September 2012

Religion ist halt nicht Glaube

Zu denken, dass auch die Menschen im Mittelalter nicht alle streng gläubigge Katholiken waren, gebietet irgendwie schon die Logik, finde ich.

Allerdings ist mir bislang noch keine Publikation über den Weg gelaufen, die sich mit dem Unglauben der Menschen im Mittelalter beschäftigt hätte. Kein Wunder, dass mir das Interview mit der Historikerin Dorothea Weltecke sehr gefallen hat.

Montag, 2. April 2012

Kleinstadtellis wunderbare Welt der Waschnüsse

Die Überschrift übertreibt ein wenig, doch ich konnte der www-Alliteration einfach nicht widerstehen. Genau genommen habe ich mich in einem Artikel damit befasst, was beim Waschen mit Waschnüssen beachtet werden sollte.


Ich wasche schon seit Jahren mit Waschnüssen, wenn ich so in meinem Gedächtnis krame, müssten es etwas sieben Jahre sein.

Allerdings legte ich mit der Geburt des Knirpses eine Zwangspause von etwa drei Jahren ein. Kleine Knirpse verursachen nämlich Flecken, die "einfach so" mit Waschnüssen nicht zu entfernen sind, und ich war einfach zu faul, meine Wäsche nicht nur nach Farbe, sondern auch danach zu sortieren, welches Waschmittel denn nun das richtige sein könnte. In dieser Zeit griff ich auf Frosch-Waschmittel zurück, ökologisch und preislich durchaus zu vertreten und vor allem: Das Zeug verschlägt mir nicht den Atem vor lauter penetrantem Waschmittel-Geruch. Das ist nämlich einer der Nebeneffekte beim Waschen mit Waschnüssen: Man nimmt die geruchliche Chemie-Keule der großen "Weiß-Macher" immer stärker wahr.

Nun aber bin ich zurückgekehrt in den Schoß der Waschnuss-Benutzer, mein noch prall gefüllter Waschnuss-Sack hat die Wartezeit ohne Qualitätsverlust überstanden. Der direkte Vergleich hat ergeben: Waschnüsse machen die Wäsche spürbar weicher als Wäsche, die mit Frosch-Waschmittel und -Weichspüler gewaschen wurde. Auch die Bügelnotwendigkeit bei Blusen und Co. verringert sich.

Da lohnt sich das Sortieren nicht nur nach Farben, sondern auch nach Flecken. Ganz eindeutig.

Mittwoch, 30. Mai 2007

Mein Alter Ego 1250 – der erste Auftritt

An dieser Stelle kündigte ich bereits an, dass mein diesjähriges Pfingstwochenende ganz dem Mittelalter gehören würde. Mein erster Auftritt als Magd im Gefolge des Ministerialen Christian von Wodensethe wurde vom diensthabenden Regengott mit Wohlwollen quittiert. So gut gelaunt wie bei meinem Marktbesuch vor zwei Jahren war er allerdings glücklicherweise nicht ganz: Samstag Nacht brach zwar das Sonnensegel unter den Wassermassen zusammen, aber im Zelt war es trocken und zwischendurch kam sogar die Sonne durch.

Ein Wehmutstropfen: Zwei Monate reichten nicht aus, um meine Gewandung fertigzustellen. Abgesehen von einem unfreiwilligen Krankenhausaufenthalt, der die Produktion zwar nicht stoppte, aber durch Kanüle im nadelführenden linken Arm auf schmerzhafte Weise hemmte, braucht es sehr, sehr viel Zeit, per Hand ein Kleid mit Kappnaht zu versehen. Deswegen trug ich eine geliehene Gewandung in rot-weiß mit langen Glockenärmeln, die nicht so wirklich zu einer Magd des Jahres 1250 passt. Aber auch das hatte sein Gutes, hielten sich meine Gewissensbisse ob der Bundschuhe doch in Grenzen, die ich meiner kalten und durchweichten Füße wegen ab Samstag Spätnachmittag trug.

Trotz der regelmäßigen Schauer gelang es Eike (am Amboss) und Christian (am Blasebalg, abgelöst von Eike, Thomas, Sascha – und neugierigen Kindern) am Montag, in einer Bodenesse zwei Esspfrieme herzustellen und mit einem Feuerschläger zu beginnen.

Wegen der regelmäßigen Schauer verspürte ich keine Lust, mich unter dem Sonnensegel hervorzuwagen und mein Kleid vorne am Wegrand weiterzunähen oder den Müsenstich vorzuführen, den ich dank der einleuchtenden Erklärung Lunulas nach langem Probieren endlich verstanden habe. Meine Chance, auf Interesse bei den Besuchern zu stoßen, hätte sich aber dadurch wohl nicht sonderlich erhöht. So eine Bodenesse und das ausgestellte Rüstzeug des Ministerialen Christian von Wodensethe ist halt etwas spektakulärer als schnöde Handarbeit.

Meinen spektakulärsten Auftritt an diesem Wochenende vollzog ich liegend und stumm – als Pestleiche, deren Schwester nicht glauben kann, dass ich tot und nicht nur schlafend auf ihrem Schoß liege. Spannend, das.

Montag, 16. April 2007

Virtuelle (Hör-)Buchwidmung XXI.

Was für ein Spektakel! Von Bettlern, Baumeistern, Patriziern und Bischöfen – na gut, nur einem – hört man da, von Fischen, Äpfeln, Würsten und Koteletts, von Köln und dem Heiligen Land. Eine Gerbersfrau ist auch dabei und ein fast immer alkoholisierter Intellektueller. Und vergessen wir nicht den großen, langhaarigem Fremden, den gedungenen Mörder, der sich noch dazu durch eine nicht zu verachtende Anziehungskraft auszeichnet.

Zwischendurch hört man Frodo sprechen, oder, genauer: Die deutsche Synchronstimme Elijah Woods im Film Herr der Ringe, Timmo Niesner, der seine Karriere vor Unzeiten in Ich heirate eine Familie begann.

Außerdem mit von der Partie: Frank Schätzing himself, Anke Engelke, Mario Adorf und Corrdula Stratmann, unter anderem, versteht sich. Zwischen den Szenen gibt’s mittelalterlich inspirierte Musik zu hören, manchmal mit E-Gitarre inszeniert und durchaus hörenswert.

Ein Buch, das ich sicher nicht lesen würde. Ein Hörbuch, das so manche lange Autofahrt, einen Putzwutanfall oder die harte Näh- und Nadelbinden-Arbeit versüßt.

Tod und Teufel
Frank Schätzing

Montag, 2. April 2007

Mein Alter Ego 1250

Es wird ernst. Vor einigen Stunden telefonierte ich (wie mittelalterlich!) mit Christian von Wodensethe, der mir mitteilte, dass er mit Eike an Pfingsten wohl allein in Rotenburg/Wümme sitzen würde. Ich hochspontanes Wesen bot mich natürlich gleich an, die beiden in ihrem Lager zu unterstützen - natürlich mit dem Hinweis, dass eine authentische Gewandung bis dahin kaum möglich wäre.

Das Schulterzucken des Herren konnte ich sehen - trotz nicht vorhandenem Bildtelefon. Die Begründung scheint auch ganz einfach: Viel brauche ich nicht, dozierte er, er und Eike könnten mir da durchaus aushelfen. Und es sei doch wohl zu schaffen, dieses bisschen Stoff bis dahin zu einem Kleid zusammenzunähen? (Per Hand, wohlgemerkt.) Und ich solle doch Ostern mal zu ihm und Eike kommen, um zu besprechen, was ich denn - zumindest Pfingsten - nun wirklich bräuchte. Und dann bekäme ich auch mein Wachs und könnte dann ja auch fleißig nähen.

Den Hinweis auf mein fehlendes Budget für Schuhe hat er - in schönster Darstellermanier - mit dem Hinweis auf das Wetter weggefegt. Barfuß, halt.

Und er hat ja Recht.

*schluck*

Ich bin definitiv stark beschäftigt die nächsten Wochen ...

Freitag, 9. März 2007

Fundstück: Die Heilige Helena

Lars Langenau hat sich in der Süddeutschen der Helena
an die Fersen geheftet, ihres Zeichens Mutter Konstantins des Großen, Entdeckerin des Jesus-Grabes und gestorben mit dem Namen Flavia Helena Augusta.

Montag, 26. Februar 2007

Bandidas

Süß. Übertrieben. Feministisch. Schön. Und einer der besten Western, die ich jemals gesehen habe - wenn nicht der beste. Aber ich gebe zu, meine Kriterien sind sicher anders zu bewerten als bei den ... ähm ... in Ermangelung anderer Worte ... "normalen" Western-Film-Liebhabern.

Freitag, 19. Januar 2007

Vergangenheit? Geht doch auch virtuell!

Deutschland gehen so langsam die Denkmäler aus. Nicht aus Not. Sondern für Einkaufszentren. Flaniermeilen. Hotelanlagen. Für aalglatte Häuserfronten. Bayern verlor 30.000 Gebäude in drei Jahrzehnten, die Zahl der seit Ende des Zweiten Weltkriegs abgerissenen Denkmäler übersteigt die Zahl der im Bombenkrieg zerstörten Denkmäler bei weitem.

Ist auch kein Wunder: Das Abreißen funktioniert geradezu unbürokratisch, und wenn man dann noch mit ein paar „Vielleicht-Arbeitsplätzen“ winkt, hat man die Genehmigung – so man sie denn überhaupt benötigt – ganz fix in der Tasche. Doch auch die Städte selbst geben sich lieber modern als geschichtsträchtig:

Hamburg reißt mitten in der Innenstadt, am Stephansplatz, eine alte Häuserzeile weg, Frankfurt fällt Hochhäuser aus den fünfziger Jahren, Gelsenkirchen will sein legendäres Hans-Sachs-Haus aus den Zwanzigern loswerden, in der Nähe von Köln droht dem Schloss Türnich, einem Rokoko-Kleinod, der akute Verfall, und selbst im feinen Wiesbaden scheut man sich nicht, mal eben zwei geschützte klassizistische Villen niederzulegen, aus verkehrlichen Gründen, wie es heißt.

und:

Jüngst wurde in Göttingen eines der ältesten Gebäude der Stadt zerstört, ein Fachwerkhaus von 1392, das hinter einer hässlichen Fassade versteckt lag. Ein Privatforscher hatte noch gewarnt und darauf hingewiesen, dass der Bau weder erforscht noch dokumentiert sei. Doch offensichtlich fand kein Denkmalpfleger die Zeit, der Sache nachzugehen. Das Haus wurde abgebrochen – für ein Einkaufszentrum.

Viele Häuser stehen überhaupt nur noch deswegen, weil Bürgerinitiativen Schlimmeres verhindert haben. Immerhin gibt es noch ein paar Menschen, die sich für die Vergangenheit interessieren – aus welchen Gründen auch immer.

Dennoch: Solche Nachrichten, solche Zahlen lassen mich fassungslos zurück. Wer macht denn so was? Haben die denn keine Augen im Kopf? Sehen die denn nicht, wie schön altes Mauerwerk ist, wenn sie sich schon nicht für Geschichte interessieren? Und wieso werden ein Denkmal und seine Jahre nicht mit Gold aufgewogen? So könnte man bestimmte Blinde zu Sehenden machen. Selbst Wirtschaftsmagnate erkennen dann den Wert der Denkmäler – auch wenn ihr Wert sich von dem Wert, um den es eigentlich geht, unterscheidet. Arme Teufel. Aber leider auch: Armes, bald geschichtsloses Deutschland. Doch halt – was rege ich mich eigentlich auf? Wir können uns ja alte Straßenzüge auf DVD reinziehen, ist doch eh viel geiler.

Quelle.

Mittwoch, 17. Januar 2007

Kleinstadtelli und das Mittelalter

Das Jahr 2006 stand unter einem unmittelalterlichen Stern. Ganz eindeutig. Nur ein Markt, nichts fertig gestellt, kaum etwas begonnen. Doch die ungeplante einjährige Pause hatte ihr Gutes: Das Jahr 2007 verspricht nämlich, unglaublich mittelalterlich zu werden. Christian von Wodensethe, von dem ich an anderer Stelle bereits berichtete, muss – unfreiwilligerweise – eine neue Gruppe aufbauen. Und ich werde mit von der Partie sein – als Isolde von der Ilmenau. Die Zeit: Hochmittelalter. Die Gegend: Niedersachsen, Richtung Bremen. Mein Status: Klar, nicht der höchste. Hängt davon ab, was mein Woll- und Leinenstoff hergibt und davon, was in dieses Lager passt. Der Anspruch: Alles, was nicht belegt ist, gab es schlicht nicht. Zumindest so lange, bis es belegt ist.

Was für ein Projekt für dieses Jahr. Ich brauche ein Kleid. Ein Messer. Einen Löffel. Möglicherweise eine Nadelbinden-Nadel, die auch ins Hochmittelalter passt, falls meine beiden so gar nicht gehen. Einen Hundeknochen, aus dem ich Brettchen machen werde. Brettchenwebkenntnisse. Brettchenwebmuster des Hochmittelalters. Und wahrscheinlich tausend andere Sachen, über die mich – und drei andere Interessierte – Christian und Eike in ein paar Wochen aufklären werden.

Seit sechs Jahren treibe ich mich schon auf Märkten herum. Jetzt wird’s ernst. Das erste Etappenziel: Eine Cotte. Ich glaube, das wird ein ereignisreiches Jahr.

Mittwoch, 27. Dezember 2006

Zum Schlaulesen

24 populäre Irrtümer rund ums Weihnachtsfest.

Kleinstadtellis Welt

von mittelalterlichem Kleinstadtleben, großstädtischen Ausflügen und seltsamen Anwandlungen

Dein Status

Du bist nicht Teil der Kleinstadtwelt.

Für Suchende

 

Stadtgespräch

Tja, was neues ist das...
Tja, was neues ist das leider nicht. Vor allem, was...
Oliver (Gast) - 24. Okt, 15:27
Solche "wichtigen" Meldungen...
... sollen doch nur von den Dingen ablenken, von denen...
DonJuergen - 13. Sep, 18:14
Stimmt. Ich war auch...
Stimmt. Ich war auch ziemlich entgeistert. Habe 'ne...
Trojaner2304 (Gast) - 26. Apr, 09:09
1984
Ich finde das "Ministerium für Liebe" - ebenfalls Orwell...
DonJuergen - 25. Apr, 18:51
Das passt doch sehr gut!
Das passt doch sehr gut!
DantesMuse - 19. Apr, 10:41
Ich kann da als kinderlose...
Ich kann da als kinderlose Frau nicht mitreden. Aber...
Ani72 - 19. Apr, 08:35
In der Heute Show wurde...
In der Heute Show wurde ein schöner Plakat - Schnappschuss...
Ani72 - 18. Apr, 22:35
Schön, wenn's so wäre....
Schön, wenn's so wäre. Ich Niedersächsin habe aber...
DantesMuse - 18. Apr, 21:12