Mittwoch, 8. Februar 2012

Internet - ganz ohne Daten?

Ständig höre und lese ich davon, wie böse doch die Krake Facebook ist. Aktuell ist die Chronik der Grund dafür, warum den Menschen gesagt wird, dass sie ihre Daten nicht preisgeben sollen. Der geneigte Leser möge mich nicht falsch verstehen: Ich bin sicher nicht dafür, tumb bei Facebook alles reinzustellen, was einem so einfällt, schon gar nicht dann, wenn Informationen oder Bilder dabei sind, die man wirklich nur einem ganz kleinen Kreis an Menschen zeigen möchte. Das gilt auch dann, wenn man sich wirklich abgeschottet hat - schließlich haben die meisten Menschen durchaus einen wesentlich größeren Facebook- als realen Freundeskreis, der das, was gepostet wird, überdies auch jederzeit teilen und einem viel größeren Kreis zugänglich machen kann.

Deswegen jedoch Facebook oder gar die Chronik anzugreifen, scheint mir nicht der richtige Weg. Ja, Facebook verdient Geld mit meinen Daten. Ja, ich mache mich mit jedem Eintrag gläserner, egal, ob ich interessante Musik, Artikel oder Bilder verlinke, ob ich mich über die fiese Kälte aufrege, anzeige, dass ich an einer Veranstaltung teilnehme oder kurz mal mitteile, was heute auf meinem Herd köchelt. Ich habe aber kein Problem mit dieser Farbe des Glases.

Hingegen käme ich nicht auf die Idee, etwaige Probleme in Arbeit, Beziehung oder Ähnlichem darzustellen, wenn ich nicht möchte, dass jeder Hans und Franz davon weiß. Für mich eine völlig logische Schlussfolgerung, da ich weiß, dass das Internet ein öffentlicher Raum ist, und da ich außerdem weiß, dass Facebook zu diesem öffentlichen Raum gehört. Ich verstehe nicht, warum erwachsene, intelligente Menschen diese Tatsache genau dann ausblenden, wenn sie Dinge posten, die ich ganz sicher nicht wissen möchte, da ich höchstens zu ihrem entfernten Bekanntenkreis gehöre, sich dann aber gleichzeitig über die Datenkrake aufregen - oder eben über die Chronik, die nun endlich ein wenig ermöglicht, die Posts noch einmal nach interessanten Einträgen zu durchstöbern.

Vielleicht bin ich ja auch nur ein wenig zu altmodisch, schließlich blogge ich ja schon ein paar Jahre, wenn auch sträflich nachlässig und selten, und ich habe Facebook immer schon als eine andere Art des Bloggens empfunden:

Für mich ist Facebook die Möglichkeit, sich einem begrenzten Publikum mitzuteilen, durchaus auch mal etwas flapsiger als in einem Blog daherzukommen, und Interessantes aus dem Netz zu verlinken, ohne selbst einen mehr oder weniger langen Kommentar dazu zu verfassen, wie hier in den meisten Fällen. Die Tatsache, dass sich in diesem begrenzten Publikum durchaus reale Freunde befinden, mit denen man per Chat-Funktion oder bei einzelnen Einträgen dann auch noch mal schick schnacken kann, sorgt dafür, dass es mir bei Facebook momentan gefällt, trotz der durchaus negativen Seiten des Unternehmens und seines Umgangs mit Teilnehmern.

Da waren Antje Schrupps Gedanken zum Internet-Schmarotzertum doch wirklich sehr erfrischend. Das ist es nämlich: Jeder möchte etwas lesen, erfahren, sehen oder hören im Netz. Wenn‘s niemanden mehr gäbe, der etwas erzählen, erklären, video- oder podcasten wollte im Netz, ginge das aber gar nicht mehr. Anders herum würde auf Dauer niemand etwas publizieren, wenn er merkt, dass es niemanden gibt, den es interessiert.

Für Facebook, als Beispiel, heißt das: Wenn keiner der Freunde mehr etwas an die Pinnwand oder in die Chronik schreibt, kommentiert und schnackt, lohnt es sich sehr schnell nicht mehr, dort Mitglied zu sein. Wozu irgendwo reinschauen, wo sich nie etwas tut? Wozu irgendwo reinschreiben, wenn‘s keinen interessiert?

Schmarotzer und Produzenten sind also durchaus aufeinander angewiesen. Nur vergessen sollten sie das nicht.

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