Mittwoch, 30. Mai 2007

Mein Alter Ego 1250 – der erste Auftritt

An dieser Stelle kündigte ich bereits an, dass mein diesjähriges Pfingstwochenende ganz dem Mittelalter gehören würde. Mein erster Auftritt als Magd im Gefolge des Ministerialen Christian von Wodensethe wurde vom diensthabenden Regengott mit Wohlwollen quittiert. So gut gelaunt wie bei meinem Marktbesuch vor zwei Jahren war er allerdings glücklicherweise nicht ganz: Samstag Nacht brach zwar das Sonnensegel unter den Wassermassen zusammen, aber im Zelt war es trocken und zwischendurch kam sogar die Sonne durch.

Ein Wehmutstropfen: Zwei Monate reichten nicht aus, um meine Gewandung fertigzustellen. Abgesehen von einem unfreiwilligen Krankenhausaufenthalt, der die Produktion zwar nicht stoppte, aber durch Kanüle im nadelführenden linken Arm auf schmerzhafte Weise hemmte, braucht es sehr, sehr viel Zeit, per Hand ein Kleid mit Kappnaht zu versehen. Deswegen trug ich eine geliehene Gewandung in rot-weiß mit langen Glockenärmeln, die nicht so wirklich zu einer Magd des Jahres 1250 passt. Aber auch das hatte sein Gutes, hielten sich meine Gewissensbisse ob der Bundschuhe doch in Grenzen, die ich meiner kalten und durchweichten Füße wegen ab Samstag Spätnachmittag trug.

Trotz der regelmäßigen Schauer gelang es Eike (am Amboss) und Christian (am Blasebalg, abgelöst von Eike, Thomas, Sascha – und neugierigen Kindern) am Montag, in einer Bodenesse zwei Esspfrieme herzustellen und mit einem Feuerschläger zu beginnen.

Wegen der regelmäßigen Schauer verspürte ich keine Lust, mich unter dem Sonnensegel hervorzuwagen und mein Kleid vorne am Wegrand weiterzunähen oder den Müsenstich vorzuführen, den ich dank der einleuchtenden Erklärung Lunulas nach langem Probieren endlich verstanden habe. Meine Chance, auf Interesse bei den Besuchern zu stoßen, hätte sich aber dadurch wohl nicht sonderlich erhöht. So eine Bodenesse und das ausgestellte Rüstzeug des Ministerialen Christian von Wodensethe ist halt etwas spektakulärer als schnöde Handarbeit.

Meinen spektakulärsten Auftritt an diesem Wochenende vollzog ich liegend und stumm – als Pestleiche, deren Schwester nicht glauben kann, dass ich tot und nicht nur schlafend auf ihrem Schoß liege. Spannend, das.

Nägel mit Köpfen

Es stehen Veränderungen an. Nachdem mein Körper monatelang kränkelte und die Nerven zum Zerreißen gespannt waren, sind nun Pläne geschmiedet und zum Teil schon umgesetzt. Die Zukunft sieht nun anders aus: Ungewisser, (noch) konturloser, spannender. Seit Wochen nerve ich mein soziales Umfeld (ein Ausdruck, der dank Don Jürgen in meinen Wortschatz einging) mit dem Credo „Alles wird gut“, und so wie’s aussieht, habe ich Recht damit. Gut so.

Donnerstag, 10. Mai 2007

Deutschland sieht rot

Terroristen. Überall. Da muss man sich wehren, findet unser fürsorglicher Staat. Denn es sind nicht mehr nur die Islamisten, die ständig und überall unzählige Anschläge planen. Die Linken erstarken wieder, seit Jahren schon. Und die planen nicht nur, die verüben auch. Schmeißen Molotowcocktails an Gerichtsgebäude, zünden mit Brandbomben anderer Leute Autos an.

Und deswegen ermittelt Vater Staat, kommt nur nicht so richtig weiter. Und dann ist da noch dieser G-8-Gipfel in Heiligendamm, der erfahrungsgemäß Krawallmacher, Ausrichtung links, auf den Plan ruft. Und dieser Idioten wegen muss man die friedlichen Demonstranten natürlich nicht als solche bezeichnen und kann sie in Bausch und Bogen gleich mit verdammen.

Deutschland hat schließlich ein Image zu wahren und nervige Demonstranten, die zeigen, dass sie anderer Meinung sind, stören nur. Und deswegen gingen gestern 900 Polizisten los und durchsuchten, was das Zeug hielt. Motto: Wir wissen, wer ihr seid. Und wir sind viel stärker. Oder: Big Brother is watching you.

Demokratie ist dieser Tage in Deutschland nicht hoch angesehen. Da wird an Privatsphäre, Presse- und Meinungsfreiheit herumgesägt, da wird die Unschuldsvermutung in Frage gestellt und dass man in Amerika jetzt foltern darf, regt hierzulande auch niemanden wirklich auf. Da wird das Bankgeheimnis einkassiert, da werden Daten gesammelt und Kameras an öffentlichen Plätzen aufgestellt.

Und das alles unter dem Deckmantel der Terrorbekämpfung. Ist doch klar, dass nun jeder Hans und Franz von offizieller Stelle Terrorist genannt wird. Schließlich muss die Angst vorm Terror in den Köpfen bleiben, gehegt, gepflegt, geschürt werden, damit die Staatsmacht effektiver ausgebaut werden kann und Politik in den Händen derer bleibt, die dafür gewählt wurden von den immer weniger werdenden Menschen, die sich überhaupt noch an die Urne bequemen. Bis am Ende nur einer übrig bleibt, der den Deutschen so richtig zeigt, wo’s langgeht.

Donnerstag, 3. Mai 2007

Frühling in der Kleinstadt

Gelbe Rapsfelder. Eine kribbelnde Nase. Hellgrüne Blätter. Duftende Sträucher. Sonne, richtig viel davon. Vogelgezwitscher. Morgens. Mittags. Und – am Bahnhof, weil’s da richtig laut ist – auch nachts.

Und wo wir gerade bei den Vögeln sind: Eichelhäher, Rotkehlchen, Drossel, Elster, Meise, Fink, Amsel, Zaunkönig und jede Menge andere gefiederte Besucher auf, an und in meinem Vogelhäuschen. Mich würde wirklich brennend interessieren, wie, zum Teufel, sich eine ausgewachsene Elster in ein Vogelhaus zwängen kann, das eigentlich für Meisen ausgelegt ist und schon für die freche Drossel ziemlich eng ist. Verrücktes Federvieh!

Dienstag, 17. April 2007

EINS

Ein schwieriges Stöckchen. Erst recht für Plappermäuler wie mich. Nur ein schnödes Wort pro Antwort ist gestattet. Na denn mal los:

1.) Wo ist Dein Handy? Schreibtisch.
2.) Dein Partner? Niemand.
3.) Deine Haare? Unrot.
4.) Deine Mama? Liebenswert.
5.) Dein Papa? Tot.
6.) Lieblingsgegenstand? Buch.
7.) Dein Traum von letzter Nacht? Übel.
8.) Dein Lieblingsgetränk? Wasser.
9.) Dein Traumauto? Mini.
10.) Der Raum in dem Du dich befindest? Büro.
11.) Dein Ex? Feige.
12.) Deine Angst? Gezähmt.
13.) Was möchtest Du in 10 Jahren sein? Ich.
14.) Mit wem verbrachtest Du den gestrigen Abend? Darkover.
15.) Was bist Du nicht? Geduldig.
16.) Das letzte was Du getan hast? Gegessen.
17.) Was trägst Du? Büro-Outfit.
18.) Dein Lieblingsbuch? Viele.
19.) Das letzte was Du gegessen hast? Bulette.
20.) Dein Leben? Chaotisch.
21.) Deine Stimmung? Melancholisch.
22.) Deine Freunde? Verrückt.
23.) Woran denkst Du gerade? Er.
24.) Was machst Du gerade? Schreiben.
25.) Dein Sommer? Heiß.
26.) Was läuft in Deinem TV? Nichts.
27.) Wann hast Du das letzte Mal gelacht? Heute.
28.) Das letzte Mal geweint? Gestern.
29.) Schule? Vorbei.
30.) Was hörst Du gerade? Straßenlärm.
31.) Liebste Wochenendbeschäfftigung? Entspannen.
32.) Traumjob? Traumhaft.
33.) Dein Computer? Alt.
34.) Außerhalb Deines Fensters? Häuser.
35.) Bier? Beck’s.
36.) Mexikanisches Essen? Si.
37.) Winter? Doof.
38.) Religion? Heidnisch.
39.) Urlaub? Irland.
40.) Auf Deinem Bett? Lesen.
41.) Liebe? Aua.

Montag, 16. April 2007

Virtuelle (Hör-)Buchwidmung XXI.

Was für ein Spektakel! Von Bettlern, Baumeistern, Patriziern und Bischöfen – na gut, nur einem – hört man da, von Fischen, Äpfeln, Würsten und Koteletts, von Köln und dem Heiligen Land. Eine Gerbersfrau ist auch dabei und ein fast immer alkoholisierter Intellektueller. Und vergessen wir nicht den großen, langhaarigem Fremden, den gedungenen Mörder, der sich noch dazu durch eine nicht zu verachtende Anziehungskraft auszeichnet.

Zwischendurch hört man Frodo sprechen, oder, genauer: Die deutsche Synchronstimme Elijah Woods im Film Herr der Ringe, Timmo Niesner, der seine Karriere vor Unzeiten in Ich heirate eine Familie begann.

Außerdem mit von der Partie: Frank Schätzing himself, Anke Engelke, Mario Adorf und Corrdula Stratmann, unter anderem, versteht sich. Zwischen den Szenen gibt’s mittelalterlich inspirierte Musik zu hören, manchmal mit E-Gitarre inszeniert und durchaus hörenswert.

Ein Buch, das ich sicher nicht lesen würde. Ein Hörbuch, das so manche lange Autofahrt, einen Putzwutanfall oder die harte Näh- und Nadelbinden-Arbeit versüßt.

Tod und Teufel
Frank Schätzing

Kleinstadtellis Welt

von mittelalterlichem Kleinstadtleben, großstädtischen Ausflügen und seltsamen Anwandlungen

Dein Status

Du bist nicht Teil der Kleinstadtwelt.

Für Suchende

 

Stadtgespräch

Tja, was neues ist das...
Tja, was neues ist das leider nicht. Vor allem, was...
Oliver (Gast) - 24. Okt, 15:27
Solche "wichtigen" Meldungen...
... sollen doch nur von den Dingen ablenken, von denen...
DonJuergen - 13. Sep, 18:14
Stimmt. Ich war auch...
Stimmt. Ich war auch ziemlich entgeistert. Habe 'ne...
Trojaner2304 (Gast) - 26. Apr, 09:09
1984
Ich finde das "Ministerium für Liebe" - ebenfalls Orwell...
DonJuergen - 25. Apr, 18:51
Das passt doch sehr gut!
Das passt doch sehr gut!
DantesMuse - 19. Apr, 10:41
Ich kann da als kinderlose...
Ich kann da als kinderlose Frau nicht mitreden. Aber...
Ani72 - 19. Apr, 08:35
In der Heute Show wurde...
In der Heute Show wurde ein schöner Plakat - Schnappschuss...
Ani72 - 18. Apr, 22:35
Schön, wenn's so wäre....
Schön, wenn's so wäre. Ich Niedersächsin habe aber...
DantesMuse - 18. Apr, 21:12