Mittwoch, 26. Januar 2005

Atomkraft - nein danke!

Da mein Kleinstadtlandkreis direkt neben dem berühmt-berüchtigten Landkreis Lüchow-Dannenberg mit seinem kleinen Örtchen Gorleben gelegen ist, ist es zwangsläufig so, dass das Wort "Atomkraft" seit meiner frühesten Jugend in meinem Leben mehr oder weniger präsent ist.

Doch nicht nur die Lüchow-Dannenberger sind gegen Atomkraft: Viele Organisationen Europas haben sich zusammengeschlossen, um von 1 Million Menschen Unterschrifen zu sammeln. Die Ziele sind so einfach wie umstritten:

Keine neuen Atomkraftwerke, Ausstiegspläne für die alten und alles, was da sonst noch dran hängt. Nun will ich gar nicht dafür oder dagegen sprechen, sondern nur einen kurzen Hinweis geben: Wer eine solche Petition unterstützen möchte, kann dies mit seinem Autogramm hier tun. Etwas Zeit ist auch noch: Erst zum Tschernobyl-Gedenktag wird die Liste medienwirksam präsentiert.

Männer und Frauen - die Kommunikationsprofis

Ja, so etwas passiert häufig:

Mann und Frau reden irgendwie total aneinander vorbei, weil jeder einfach andere Prioritäten setzt. Und die leidige SMS-Kommunikation macht das jahrtausendalte Problem noch viel größer, weil Ausflüchte einfacher sind und Gestik, Mimik und Ton das Gesagte nicht erklären können.

Da der Mensch gern der Schadenfreude fröhnt, ist der Beitrag trotz seiner Tragik furchtbar witzig - aber nur für Unbeteiligte. Mit Grauen erwarte ich meine nächste Handy-Diskussion in der Hoffnung, sie möge noch ein paar Jahre in der Zukunft liegen.

Montag, 24. Januar 2005

Großstadtfeeling in der Kleinstadt

Ich zermartere mir grad das Hirn, mir will aber nicht einfallen, wie lange es schon eine Wall Street in meiner Kleinstadt gibt. Auch Google hilft da nicht weiter, da diese Wall Street natürlich keine Internetseite hat – wie fast jede Bar in meiner Kleinstadt. Lange gibt es den Laden jedenfalls noch nicht. Und eine nächtliche Einschätzung letzte Woche brachte mich, Herrn H. und Madman zu dem Schluss, dass dieser Laden in dieser Kleinstadt bestimmt nicht lange laufen würde. Zum einen war das Ding immer leer, wenn einer von uns daran vorbeischlenderte, zum anderen ist fraglich, wie lange meine Kleinstädter in eine Bar gehen, die Wall Street heißt, eher am Rande der örtlichen Kneip-Meile zu finden und dann auch noch Cocktail-Bar ist.

Um so erstaunter war ich, als ich mit vier Männern und zwei Frauen im Schlepptau Samstag Abend diesen Schuppen betrat. Er war brechend voll. Die gesamte Douglas-High-Society mit Hang zu Anastacia-Verehrung schien sich hier versammelt zu haben. Die Tatsache, dass das der einzige Laden in meiner Kleinstadt mit ziemlichem Frauenüberschuss zu sein schien, verleitete Kilky denn auch gleich zu einer gewagten These: Das hier war ein Lesbenschuppen!

Ich war sehr erstaunt, wurden wir doch von einem eindeutig schwulen Kellner bedient. Doch es lag nicht nur am Frauenüberschuss, auch nicht am Gemälde über uns, auf dem sich eine Frau sehr lasziv mit ihrem Kaffee beschäftigte, nein, irgendetwas muss an den hinteren Tischen passiert sein. Dumm für meine LeserInnen, dass ich in solchen Fällen notorisch unneugierig bin und dumm, dass Kilkys Statement sich auf „guck’ doch mal da hinten“ beschränkte. Ich konnte nichts sehen, vielleicht auch deswegen, weil ich mir trotz meiner bescheidenen 1,60 cm nicht den Hals verrenkte. Also bleibt mir nur noch meine Fantasie, die dadurch im Zaum gehalten wird, dass in meiner Kleinstadt bestimmt niemand nackt auf Tischen tanzen wird.

Doch sei’s drum. Der Cocktail – ein Mojito – war wirklich sehr gut. Mich verwundert es auch nicht, dass außer uns offensichtlich niemand ein Problem mit der Dunstglocke aus mindestens 30 Litern Parfüm und furchtbar viel Rauch hatte, die den ganzen Raum erfüllte. Der Mojito war nämlich nicht nur sehr gut, sondern auch sehr stark, und da meine Kleinstädter – in Ermangelung von Cocktail-Bars – nicht viel Erfahrung mit Cocktails haben, wird ein Großteil der Gäste zu betrunken für die Benutzung seiner Nase gewsen sein.

Seiten, die die Welt nicht braucht

Die Müllseite gehört – genauso wie der Bildblog – zu den Seiten, die das Leben lebenswert machen.

Auf der Müllseite sind Seiten zusammengetragen, die die Welt nicht braucht. So kann man sich die Page von Georg und Alex zu Gemüte führen, die spärlich mit unwichtigen Infos über die beiden Herren befüllt ist. Mit Schrecken stellt man fest, dass die beiden auch noch jeder eine einzelne Homepage haben. Zum Glück für meine Lachmuskeln ist Alex’ Seite aber noch im Bau. Ich bin auch nicht wirklich verwundert, dass Georg nicht nur eine Soap gerne guckt, sondern GZSZ zu seiner Lieblingssoap ernannt hat. Hach ja.

Sehr schrill ist auch die Page von Pocahontas – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Dieser knallblaue Hintergrund ist wirklich einmalig. Und der Inhalt macht mich sprachlos.

Diese Seite wäre übrigens bestimmt auch ein guter Müllseiten-Anwärter. Und wahrscheinlich viele tausend weitere auch. Das ist wirklich wunderbar. Denn Lachen ist gesund.

Freitag, 21. Januar 2005

Wir sind die Ersten!

Es passiert nicht oft, dass in meiner Kleinstadt etwas Innovatives passiert. Doch dieses Mal sind wir – zumindest in Niedersachsen – die Ersten. Dumm nur, dass wir nicht etwa die Ersten sind, die ein ganz besonders schlaues Konzept zur Arbeitslosenbekämpfung haben. Leider geht es auch um nichts anderes, das die Lebensqualität ernsthaft verbessern würde.

Nein, meine Kleinstadt und die umliegenden Gemeinden haben einen Tatbestandskatalog entwickelt, der der Polizei nun ermöglicht, von Menschen, die rumpöbeln oder innehalb einer Woche nicht umgemeldet sind, Geld einzufordern. Also, eigentlich hätte die Polizei das auch vorher schon bekommen können, jetzt geht’s aber per Strafzettel wesentlich schneller und einfacher.

Die harten Fakten:

Wer Gartenabfälle außerhalb der sogenannten „Brenntage“ verbrennt, zahlt 35 Euro, wer’s öfter macht, gleich 60 Euro. Beim Müll drückt meine Kleinstadt dafür eher ein Auge zu: Entsorgen auf Straßen oder Wegen geht für läppische 10 bis 25 Euro.

Spannend ist auch, dass aggressives Betteln zwischen 5 und 35 Euro kostet. Mal ganz ehrlich: Ein Mensch, der Leute schon richtig belästigt, um Geld zu erbetteln, wird das Geld wohl kaum übrig haben. Aber Hauptsache, es steht im Katalog. Und die Ordnungshüter können, wenn sie Langeweile haben, den einen oder anderen Bettler schikanieren.

Auch ganz witzig: Fahrzeuge anhalten und die Fahrer anpöbeln kostet 35 Euro. Und ich dachte, das wäre Nötigung? Aber gut zu wissen: Wenn ich mal stinksauer und noch dazu lebensmüde bin, springe ich vor ein Auto. Und wenn ich das überlebe, kann ich den Fahrer gleich anschnauzen, dass er mich übersehen oder nicht umgefahren hat – je nach Laune.

Natürlich, so lässt der Polizeichef in der Tageszeitung verlauten, muss kein Bürger „damit rechnen, zukünftig Opfer von übermäßigen polizeilichen Maßnahmen auf dem Sektor Ordnungswidrigkeiten zu werden.“ Eigentlich soll das Sicherheitsgefühl der Bürger gesteigert und die Verwaltung verschlankt werden.

Ich fühle mich nun auch geradezu herzzerreißend sicher. Erst recht, wenn ich auf das nächste Ziel der hehren Herrschaften blicke: Das soll nämlich eine einheitliche Gefahrenabwehrverordnung sein. Es ist wirklich gut zu wissen, dass eine Atombombe, die auf mein Haus fällt, ein Bußgeld von 35 Euro zahlen muss.

Donnerstag, 20. Januar 2005

Die Bahnhofsmisere

Bahnhöfe von Kleinstädten und Dörfern sind in der Regel immer verlassen. Mit Glück erwischt man einen, der gerade frisch gestrichen wurde und noch nicht die obligatorische Graffiti-Attacke hinter sich hat. Aber Personal ist selten zu sehen. Manchmal gibt es sogar eine Bahnhofshalle, die wunderbarer Weise zwischen 7:30 und 14:00 Uhr geöffnet hat – natürlich nur in der Woche.

So ähnlich verhält es sich auch in der einzigen anderen Stadt im Landkreis meiner Kleinstadt. Graffiti ist allerdings nur am Fahrkartenautomaten zu finden. Das liegt daran, dass dieser Bahnhof zwei „Stationsbetreuer“ hat. Die sind, laut Tageszeitung, sogar täglich von 7:30 bis 15:30 Uhr auf dem Bahnhof zugange. Ich befürchte allerdings, richtiger wäre das Wörtchen „werktags“ gewesen, aber man weiß ja nie – vielleicht arbeiten die beiden ja sieben Tage die Woche?

Der Bahnhof dieser Stadt hat übrigens zwei Gleise. Das eine Gleis ist für die Züge reserviert, die von der Großstadt in Richtung Kleinstadt fahren, das andere für die Züge, die in die andere Richtung fahren. Das steht dann auch extra auf den Bahnsteigen. Dennoch sind die beiden Stationsbetreuer Ansprechpartner für Bahnreisende – wenn sie gerade Dienst haben. Denn meine bittere Erfahrung zeigt: Sitzt du wirklich mal auf einem Pampa-Bahnhof fest, ist es kalt und einsam und der nächste Zug fährt frühestens in einer Stunde. Das mag daran liegen, dass ich meine Reisezeiten durchaus nicht den Arbeitszeiten des Personals anpasse und frecherweise auch schon mal am Wochenende oder gar abends unterwegs bin. Ein weiterer Schaden daraus: Die Anschlusszüge lassen auf sich warten, denn abends und am Wochenende sind die Züge nicht mehr so rege unterwegs.

Aber es gibt ja Stationsbetreuer. Und ein vernünftiger Mensch nimmt sich auch frei, wenn er wohin reisen will, um den vollen Komfort und Service der Bahn zu nutzen.

Vom Verhalten autoliebender Rentner in Kleinstädten

Dass das Vorurteil, ältere Menschen wären harmlos und würden kaum Straftaten begehen, mittlerweile überholt ist, war ja schon vor nicht allzu langer Zeit im Spiegel zu lesen. Doch nun ist diese traurige Wahrheit schon bis zum Nachbarkreis meiner Kleinstadt geschwappt:

Ein 65jähriger geriet in eine Verkehrskontrolle. Die beiden diensthabenden Beamten stellten schnell fest, dass der Mercedesfahrer angetrunken war. Der Mann stieg brav aus, unter einem Vorwand jedoch wieder ein, ließ den Motor starten und fuhr los.

Das ist aber noch gar nicht das Schlimmste: Einer der Polizisten wollte den Schlüssel abziehen, bevor das Auto losfuhr und wurde so lange mitgeschleift, bis der Fahrer den Beamten durch eine Lenkbewegung abschüttelte.

Natürlich hatten die Beamten das Kennzeichen längst notiert und so gibt’s neben dem Führerscheinentzug wegen der 1,95 Promille Alkohol im Blut nun auch noch eine Anzeige wegen versuchtem Totschlag.

Ja, man kommt in diesen ländlichen Gebieten am besten mit Auto vom Fleck. Es gibt Ortschaften, da kommt man nur einmal am Tag mit dem Bus weg und meistens nicht am gleichen Tag wieder zurück. Ja, ich weiß, Mercedes-Fahrer haben eingebaute Vorfahrt. Ja, ich weiß, einige Männer haben sehr tiefe Beziehungen zu ihren Autos.

Aber einen Mann über den Asphalt schleifen? Eine Anzeige wegen versuchtem Todschlag riskieren? Wegen einem Führerschein? Wäre es nicht einfacher gewesen, entweder nichts zu trinken oder nicht zu fahren?

Quelle

A oder: Vom Verhängnis eines Buchstabens

Ich hatte hier versprochen, eine Erklärung für „A“ abzuliefern. „A“ ist in diesem Zusammenhang nämlich viel mehr als ein Buchstabe, es dient der hehren Wissenschaft und soll Geschichte bis zum kleinsten Nagel nicht nur glaubhaft, sondern „authentisch“ darstellen. Daher das A.

Dummerweise begnügen sich einige Menschen, die sich dem „a“ verschrieben haben, nicht damit, an ihrer Gewandung herumzufeilen, ihr Lager aufzurüsten oder sich in Bücher zu vertiefen. Nein, einige Menschen aus der „A“-Fraktion – man sollte sagen, aus der „Hardcore-A“-Fraktion – haben einen unstillbaren Drang zu missionieren. Vielleicht bringt das die akribische Arbeit mit sich, vielleicht liegt’s an den Genen. Tatsache ist jedoch, dass aus ihrer Sicht das Hobby „Mittelalter erleben“ nur auf eine Weise betrieben werden kann, nämlich auf ihre. Das bedeutet, dass man eben nicht nett gewandet auf einen Mittelalter-Markt gehen kann, wenn diese Gewandung nicht bis ins kleinste Detail durch Quellen belegt ist. Man darf das Mittelalter nicht interpretieren, das ist Blasphemie und Gummisohlen mögen zwar den Füßen gut tun, aber man muss halt hart im Nehmen sein.

Sicherlich bin ich einfach zu ignorant für solchen Eifer, doch wo ich das eben Geschriebene noch einmal überfliege, wundert es mich nicht mehr, dass ich mich (unter anderem) am Montag so aufregte.

Gottlob ist die „Hardcore-A“-Fraktion zwar die lauteste, aber auch die kleinste. Normale „As“ sind hilfreich, nett, haben enormes Wissen auf dem Kasten und teilen das auch gerne – ohne mit drohendem Blick auf gummibesohlte Schuhe zu starren oder vor jeder Info eine Litanei übers „A“ herauszuwürgen. Ein Hoch auf diese lieben Menschen, die wirklich etwas dafür tun, dass Geschichte lebendig wird.

Montag, 17. Januar 2005

Engel und Joe

Das hier:


Engel_und_joe

kann ich nur empfehlen. Mein erstes Hörbuch seit der obligatorischen Benjamin-Blümchen-Zeit. Eindringlich gelesen, kommt der gänsehauterregende Text besser als beim Lesen rüber. Nein, es ist kein Horror, um den es hier geht, jedenfalls nicht im herkömmlichen Sinne:

Engel ist ein obdachloser Punker, Joe ist eine 15jährige Schülerin, die von ihrem Elternhaus reichlich genervt ist und ausreißt. Die beiden verlieben sich ineinander und trudeln die trauriger Straßenleben-Spirale nach unten. Sicher wurde das schon oft erzählt, doch Kai Hermann macht es ohne Wertung und fühlt sich doch ein in die zwei Charaktere. Das Bedrückende: Das Buch basiert auf Hermanns Recherchen für die Stern-Reportage-Serie „Eine Liebe in Berlin“.

Dummerweise ist dieses Hörbuch leider nicht mehr im Handel erhältlich, da kann nur Ebay oder der Flohmarkt helfen (bei mir war’s die Stadtbücherei), das Buch allerdings ist noch zu kriegen.

Einer dieser Tage ...

Heute ist mal wieder einer dieser Montage, die man besser im Bett verbracht hätte.

Als notorische Langschläferin war ich natürlich hellauf begeistert, als um 4 Uhr morgens mein Wecker klingelte und mich zur Arbeit an den heimischen PC rief. Um halb acht machte ich mich auf den Weg zum Bahnhof, um nach etwa einstündiger Fahrt meine Arbeit in der Großstadt fortzusetzen. Wie wunderbar rieselte mir der Regen von vorne ins Gesicht! Wie wunderbar dunkel, trostlos und matschig sahen die Straßen aus!

Und als würde das noch nicht reichen, fangen einige meiner liebsten User im Forum, dass ich (manchmal dummerweise) moderiere, mal wieder an mehreren Stellen mehr oder weniger sinnvolle „a“-Diskussionen an. Wunderbar! Da man als Modi ja irgendwie schlichten muss, kommt dann dabei raus, dass die „a“-Fraktion einen in die „dumm“-Fraktion steckt. Na klasse! Grrrrr!

Ihr wollt wissen, was „a“ ist? Ihr wollt wirklich wissen, was „a“ ist? Ich sag’ euch, was „a“ ist – aber ... später.

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Stimmt. Ich war auch...
Stimmt. Ich war auch ziemlich entgeistert. Habe 'ne...
Trojaner2304 (Gast) - 26. Apr, 09:09
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DonJuergen - 25. Apr, 18:51
Das passt doch sehr gut!
Das passt doch sehr gut!
DantesMuse - 19. Apr, 10:41
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Ich kann da als kinderlose Frau nicht mitreden. Aber...
Ani72 - 19. Apr, 08:35
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Ani72 - 18. Apr, 22:35
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DantesMuse - 18. Apr, 21:12