Donnerstag, 20. Januar 2005

Die Bahnhofsmisere

Bahnhöfe von Kleinstädten und Dörfern sind in der Regel immer verlassen. Mit Glück erwischt man einen, der gerade frisch gestrichen wurde und noch nicht die obligatorische Graffiti-Attacke hinter sich hat. Aber Personal ist selten zu sehen. Manchmal gibt es sogar eine Bahnhofshalle, die wunderbarer Weise zwischen 7:30 und 14:00 Uhr geöffnet hat – natürlich nur in der Woche.

So ähnlich verhält es sich auch in der einzigen anderen Stadt im Landkreis meiner Kleinstadt. Graffiti ist allerdings nur am Fahrkartenautomaten zu finden. Das liegt daran, dass dieser Bahnhof zwei „Stationsbetreuer“ hat. Die sind, laut Tageszeitung, sogar täglich von 7:30 bis 15:30 Uhr auf dem Bahnhof zugange. Ich befürchte allerdings, richtiger wäre das Wörtchen „werktags“ gewesen, aber man weiß ja nie – vielleicht arbeiten die beiden ja sieben Tage die Woche?

Der Bahnhof dieser Stadt hat übrigens zwei Gleise. Das eine Gleis ist für die Züge reserviert, die von der Großstadt in Richtung Kleinstadt fahren, das andere für die Züge, die in die andere Richtung fahren. Das steht dann auch extra auf den Bahnsteigen. Dennoch sind die beiden Stationsbetreuer Ansprechpartner für Bahnreisende – wenn sie gerade Dienst haben. Denn meine bittere Erfahrung zeigt: Sitzt du wirklich mal auf einem Pampa-Bahnhof fest, ist es kalt und einsam und der nächste Zug fährt frühestens in einer Stunde. Das mag daran liegen, dass ich meine Reisezeiten durchaus nicht den Arbeitszeiten des Personals anpasse und frecherweise auch schon mal am Wochenende oder gar abends unterwegs bin. Ein weiterer Schaden daraus: Die Anschlusszüge lassen auf sich warten, denn abends und am Wochenende sind die Züge nicht mehr so rege unterwegs.

Aber es gibt ja Stationsbetreuer. Und ein vernünftiger Mensch nimmt sich auch frei, wenn er wohin reisen will, um den vollen Komfort und Service der Bahn zu nutzen.

Vom Verhalten autoliebender Rentner in Kleinstädten

Dass das Vorurteil, ältere Menschen wären harmlos und würden kaum Straftaten begehen, mittlerweile überholt ist, war ja schon vor nicht allzu langer Zeit im Spiegel zu lesen. Doch nun ist diese traurige Wahrheit schon bis zum Nachbarkreis meiner Kleinstadt geschwappt:

Ein 65jähriger geriet in eine Verkehrskontrolle. Die beiden diensthabenden Beamten stellten schnell fest, dass der Mercedesfahrer angetrunken war. Der Mann stieg brav aus, unter einem Vorwand jedoch wieder ein, ließ den Motor starten und fuhr los.

Das ist aber noch gar nicht das Schlimmste: Einer der Polizisten wollte den Schlüssel abziehen, bevor das Auto losfuhr und wurde so lange mitgeschleift, bis der Fahrer den Beamten durch eine Lenkbewegung abschüttelte.

Natürlich hatten die Beamten das Kennzeichen längst notiert und so gibt’s neben dem Führerscheinentzug wegen der 1,95 Promille Alkohol im Blut nun auch noch eine Anzeige wegen versuchtem Totschlag.

Ja, man kommt in diesen ländlichen Gebieten am besten mit Auto vom Fleck. Es gibt Ortschaften, da kommt man nur einmal am Tag mit dem Bus weg und meistens nicht am gleichen Tag wieder zurück. Ja, ich weiß, Mercedes-Fahrer haben eingebaute Vorfahrt. Ja, ich weiß, einige Männer haben sehr tiefe Beziehungen zu ihren Autos.

Aber einen Mann über den Asphalt schleifen? Eine Anzeige wegen versuchtem Todschlag riskieren? Wegen einem Führerschein? Wäre es nicht einfacher gewesen, entweder nichts zu trinken oder nicht zu fahren?

Quelle

A oder: Vom Verhängnis eines Buchstabens

Ich hatte hier versprochen, eine Erklärung für „A“ abzuliefern. „A“ ist in diesem Zusammenhang nämlich viel mehr als ein Buchstabe, es dient der hehren Wissenschaft und soll Geschichte bis zum kleinsten Nagel nicht nur glaubhaft, sondern „authentisch“ darstellen. Daher das A.

Dummerweise begnügen sich einige Menschen, die sich dem „a“ verschrieben haben, nicht damit, an ihrer Gewandung herumzufeilen, ihr Lager aufzurüsten oder sich in Bücher zu vertiefen. Nein, einige Menschen aus der „A“-Fraktion – man sollte sagen, aus der „Hardcore-A“-Fraktion – haben einen unstillbaren Drang zu missionieren. Vielleicht bringt das die akribische Arbeit mit sich, vielleicht liegt’s an den Genen. Tatsache ist jedoch, dass aus ihrer Sicht das Hobby „Mittelalter erleben“ nur auf eine Weise betrieben werden kann, nämlich auf ihre. Das bedeutet, dass man eben nicht nett gewandet auf einen Mittelalter-Markt gehen kann, wenn diese Gewandung nicht bis ins kleinste Detail durch Quellen belegt ist. Man darf das Mittelalter nicht interpretieren, das ist Blasphemie und Gummisohlen mögen zwar den Füßen gut tun, aber man muss halt hart im Nehmen sein.

Sicherlich bin ich einfach zu ignorant für solchen Eifer, doch wo ich das eben Geschriebene noch einmal überfliege, wundert es mich nicht mehr, dass ich mich (unter anderem) am Montag so aufregte.

Gottlob ist die „Hardcore-A“-Fraktion zwar die lauteste, aber auch die kleinste. Normale „As“ sind hilfreich, nett, haben enormes Wissen auf dem Kasten und teilen das auch gerne – ohne mit drohendem Blick auf gummibesohlte Schuhe zu starren oder vor jeder Info eine Litanei übers „A“ herauszuwürgen. Ein Hoch auf diese lieben Menschen, die wirklich etwas dafür tun, dass Geschichte lebendig wird.

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Tja, was neues ist das...
Tja, was neues ist das leider nicht. Vor allem, was...
Oliver (Gast) - 24. Okt, 15:27
Solche "wichtigen" Meldungen...
... sollen doch nur von den Dingen ablenken, von denen...
DonJuergen - 13. Sep, 18:14
Stimmt. Ich war auch...
Stimmt. Ich war auch ziemlich entgeistert. Habe 'ne...
Trojaner2304 (Gast) - 26. Apr, 09:09
1984
Ich finde das "Ministerium für Liebe" - ebenfalls Orwell...
DonJuergen - 25. Apr, 18:51
Das passt doch sehr gut!
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DantesMuse - 19. Apr, 10:41
Ich kann da als kinderlose...
Ich kann da als kinderlose Frau nicht mitreden. Aber...
Ani72 - 19. Apr, 08:35
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Schön, wenn's so wäre. Ich Niedersächsin habe aber...
DantesMuse - 18. Apr, 21:12