Mittwoch, 18. Mai 2005

Bloggische Sprachverwirrung

"Schreib doch bitte mal deine Internetadresse in meinen Block!"
"Kein Problem. Wofür brauchst du die denn?"
"Für mein Blog."

Nach lautstarkem Gelächter gelang es mir unter schwersten Mühen, die Sprachverwirrung aufzulösen.

Ein Buch, das bin ich

Oscar Wilde also. Treffend, irgendwie. Ein bisschen.

The picture of dorian gray
Oscar Wilde: The Portrait of Dorian Gray. You are a
horror novel from the world of dandies, rich
pretty boys, art and aesthetics, and
intellectual debates between ethical people and
decadent pleasure-seekers. You value beauty and
pleasure but realize their dangers, as well.

Which literature classic are you?
brought to you by Quizilla

via Saoirse Cainte.

Königreich der Himmel – die zweite

Hier hatte ich ja bereits meinem Unmut zu diesem Film Luft gemacht. Die Frau Ines vom Sprachblog wies in diesem Blog in ihrer Rezenszion auf die mangelnde Sprachsicherheit der Übersetzer hin. Peinlich: Da gibt’s schon keine nennenswerten Dialoge und die sind dann nich einmal sprachlich einwandfrei.

Gleichberechtigung in Deutschland oder: So schlecht geht’s uns gar nicht

Beim Sehpferd ist zu lesen, dass das World Economic Forum ein Ranking zur Gleichberechtigung in der Welt veröffentlicht hat.

Klar, dass die nordischen Länder auf den ersten Rängen rangieren. Doch erstaunlicherweise mischt Deutschland sogar bei den ersten 10 mit. Knapp hinter dem Vereinigten Königreich findet es sich mit seinem respektablen Platz 9 (von 58) weit vor Italien, Spanien und der Schweiz. Doch ein bisschen gibt die Studie zu denken, findet sich doch die USA auf Platz 17, ein Land, in dem sich kaum ein Arzt mehr traut, Todgeburten abzutreiben und sich Apotheker mit Hinweis auf ihren Glauben weigern, die Pille auszuhändigen.

Dienstag, 17. Mai 2005

Schlammbaden oder: Mittelaltermarkt zu Pfingsten

Wie hier bereits angekündigt, habe ich mich am vergangenen Wochenende in Rotenburg herumgetrieben, um den zweiten Markt in diesem Jahr zu genießen. Mit dem Genießen war es allerdings nicht weit her, hatte Petrus sich doch vorgenommen, die alljährliche Heimsuchung durch den Heiligen Geist äußerst feucht-fröhlich zu begießen. Der Marktplatz durfte getrost Schlammplatz genannt werden, der Parkplatz etwa war von mehr als knöcheltiefen Pfützen übersät. Dafür war der Markt sehr familiär und beschaulich – waren die meisten Besucher doch geflüchtet während eines der zahlreichen üblen Wolkenbrüche – und die Sorge, nicht von Menschenmassen umgerannt zu werden, wandelte sich in die, nicht zu tief im Schlamm zu versinken und womöglich stecken zu bleiben.

Mit kritischem Blick gen Himmel kaufte ich mir vorsorglich eine Gugel, die ich allerdings nicht benötigte, weil es natürlich den ganzen Abend nicht mehr regnete – ein mittelalterlicher Regenschirm sozusagen. Der Kauf nahm mir aber die lange vor mich hergeschobene Epochen-Entscheidung ab, zumindest für die erste authentische Gewandung: Mich wird man im Spätmittlelalter antreffen.

Auf jeden Fall hat sich der Ausflug gelohnt, habe ich doch einen wunderschönen Tag verbracht. So war des Abends am spärlich qualmenden Feuer im Lager des Wodensether Trosses eine illustre Runde versammelt, die die unterschiedlichsten Epochen versammelte: Der hochmittelalterliche Christian von Wodensethe, der frühmittelalterliche Eike, der die Zeitreise vom Beekfolk auf sich genommen hatte, meine Wenigkeit als spätmittelalterliche Isolde von der Ilmenau und der barocke Pirat Madman John. Erfreulicherweise hat mein Hals, der bereits am Morgen Schmerzen anmeldete, die feucht-fröhliche Exkursion ohne schlimmere Schäden überstanden.

Und so bleibt mir nur, mich auf die Kaiserpfalz Werla zu freuen.

Dies ist ein Notfall

Wenn es mal schnell gehen muss.

Das Gesicht des Apothekers hätte ich wirklich gerne gesehen.

Erschreckendes hoch drei

Ich weiß wirklich nicht, was erschreckender ist: Die Tatsache, dass ein Großteil der Blogeinträge, die sich über meine Kleinstadt finden lassen, den Hundertwassbahnhof oder das Umsteigen in diesem Ort im Allgemeinen zum Inhalt haben, die Tatsache, dass mich das nicht im Geringsten wundert oder die Tatsache, dass sich die seltenen Ausnahmen mit so Dingen wie einem dörflichen Playboybunny befassen. Wahrlich, ich lebe in einer merkwürdigen Umgebung.

Kleinstadtelli wird Superstar?!

Der aufmerksamen Leserschaft wird es nicht entgangen sein: Kleinstadtelli interessiert sich sehr fürs Historische, ist auch nicht abgeneigt, in den Reenactment-Bereich reinzuschnuppern, liest furchtbar viel und ist auch sonst gut unterwegs. Doch damit nicht genug: Kleinstadtelli singt auch. Unter der Dusche. Vorm Computer. Und gelegentlich auch in ein Mikrofon als Sängerin der Band NTK, wobei das „K“ nicht für Kleinstadtelli steht. Leider ist „gelegentlich“ an dieser Stelle Platzhalter für „viel zu selten“, was nicht einmal an Zeitmangel, sondern an mangelnder Terminkoordination der Beteiligten liegt.

Manchmal fragt der eine oder andere interessierte Mensch nach Hörproben, meistens wird der Bitte entsprochen. Die Reaktionen sind unterschiedlich, doch zum Glück blieben uns vernichtende Kritiken bislang erspart. Und nun wurde zum ersten Mal das Unwort „Superstar“ in Verbindung mit meinem Namen verwendet. Meine ersten Assoziationen – Daniel Küblböck, Alexander, Dieter Bohlen – konnte ich erfolgreich, wenn auch mit Mühe, unterdrücken. Schließlich ist die Musik von NTK absolut nicht Retorten-Band-tauglich, hat sie ihr Wurzeln doch im eigens geprägten Couch-Punk, streift gelgentlich den Independent-Bereich und wird wohl auch im Folkrock und sogar Black-Metal Inspiration finden. Und außerdem fehlt uns dreien das modische und kosmetische Verständnis, um so aalglatt wie die Superstar-Kandidaten daherzukommen.

Und mal ganz ehrlich: Wer will schon Superstar sein? Das gilt nicht einmal nur für die aus dem Boden gestampften Stars, deren Halbwertzeit mitunter nicht einmal eine Woche beträgt, sondern auch für die Künstler, die es eben wirklich geschafft haben und „ganz oben stehen“, wie es so schön heißt. Diejenigen Menschen, die ohne Perücke und Sonnenbrille nicht aus dem Haus gehen können, wenigstens dann nicht, wenn sie einmal nicht von ihren Fans belagert sein möchten. Mal ganz abgesehen davon, dass ich schon bei 20 Zuschauern übelstes Lampenfieber habe. Wie soll sich das erst bei 200.000 Leuten anfühlen?

Freitag, 13. Mai 2005

Königreich der Himmel

Ein Mann heiratet eine Frau, ist glücklich mit ihr, sie bekommen ein Kind. Alles ist also schön, bis das Baby stirbt und die Frau sich vor Kummer umbringt. Wenn so etwas dann noch im 12. Jahrhundert passiert, ist klar, dass der Mann nicht mal offen trauern darf, schließlich hat seine Frau eine Todsünde begangen. Und wenn der Pater des Ortes auch noch Leichenfledderei begeht und Mann das mitbekommt, ist sogar nachzuvollziehen, dass er den Pater vor lauter Wut umbringt, erst recht dann, wenn glühende Schwerter in unmittelbarer Reichweite liegen.

Das ist dann aber schon alles, was an Königreich der Himmel logisch ist. Traurig, wenn man bedenkt, dass solche Geschichten nicht eben von Tiefgang zeugen. Schlimm, wenn man bedenkt, wie der Film weitergeht:

Einen Tag vor dem Mord des Schmieds Balian (Orlando Bloom) an dem Pater taucht sein Vater Geoffrey von Ibelin (Liam Neeson) auf. Der Zuschauer erfährt, dass Balian ein Bastard ist, noch schlimmer, dass Geoffrey Sex mit Balians Mutter hatte, obwohl ihr das nicht wirklich gefallen hat. Aber vergewaltigt hat er sie auch nicht. Er hat sie nämlich geliebt, auf seine Art. Auf jeden Fall hat Geoffrey nun keine Nachkommen, kommt deswegen auf Balian zurück und bittet ihn, ihn ins gelobte Land zu begleiten und Kreuzritter zu werden. Der reitet ihm dann – nach seinem Mord – prompt hinterher, innerhalb kürzester Zeit sind die beiden ein Herz und eine Seele. Und das, nachdem Balian als verstockter, schweigsamer Charakter eingeführt wurde. Bevor die zwei in Jerusalem ankommen können, stirbt Geoffrey, weil er Balian gegen Ritter des Bischofs verteidigt hatte, die die Herausgabe des Mörders forderten. Klar, dass ein Kreuzritter – höchst christlich – gegen den Bischof kämpft. Übrigens nur deswegen, weil ihm der Ton ihrer Bitte nicht gefallen hat.

In Jerusalem angekommen wird aus Balian ein hochchristlicher, umsichtiger und furchtbar pathetischer Mensch, der – nachdem die Bitte um Vergebung für seine Sünden und vor allem die seiner Frau ungehört verhallt – sich freudestrahlend in die Arbeit auf seinem Gut stürzt und nebenbei noch in der Schwester des Königs seine große Liebe findet. Dummerweise ist die Gute verheiratet, natürlich mit einem richtig unsympathischen, dummen und aggressiven Menschen, dem Tempelritter Guy von Lusignan, der nur darauf wartet, dass der König endlich an der Lepra stirbt, damit er gegen die Moslems kämpfen kann. Als er dann endlich den Thron besteigt – den Balian natürlich vorher großmütig ausgeschlagen hat, weil dafür Guy hätte umgebracht werden müssen – und die entscheidende Schlacht verliert, kommt Balians große Stunde: Hochpathetisch spricht er den Einwohnern Jerusalems Mut zu, bevor es zum Angriff durch Saladins Truppen kommt. Und auf einmal sind alle hochmotiviert, schließlich geht es ja nicht um die Bauwerke, um den religiösen Wert der Stadt, sondern nur um das Überleben der Menschen. Klar, dass Balian ein taktisch kluger Feldherr ist, der sich in Jerusalem super auskennt und in Kampfstrategien sowieso. Das bringt die Ausbildung zum Schmied halt so mit sich. Oder nein: Wahrscheinlich liegt es daran, dass er Sohn seines Vaters ist. So was liegt einem Menschen nämlich im Blut. Auch klar, dass alles gut ausgeht und Balian seine Prinzessin bekommt. Allerdings nicht um König, sondern wieder Schmied zu werden.

Getragen wird dieser Film von furchtbar viel Schlachtengetümmel, das allerdings nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass es an halbwegs guten Dialogen und vor allem Logik fehlt. Ein nettes Gesicht reicht eben nicht aus für einen guten Film. Aber dafür gibt’s viel Blut zu sehen, ist doch auch was.

Zum Glück hatte ich bevor ich den Film sah so überhaupt keine Ahnung über die historische Wahrheit, sonst hätte ich mich während des Films wohl furchtbar aufgeregt. So war Sibylle keinesfalls liebende Schwester Balduins IV., sondern intrigierte gemeinsam mit ihrem Mann, um auch ein bisschen Macht zu bekommen, nicht, dass ihr das genutzt hätte. Allerdings hätte Eva Green eine solch vielschichtige Persönlichkeit wohl kaum überzeugend spielen können, schließlich war ihre Leistung als schmückendes weibliches Beiwerk auch nicht der Rede wert. Und Balian war zwar Sohn seines Vaters, allerdings hatte er auch noch zwei Brüder und war natürlich kein Schmied.

Das meint übrigens Frau Gröner zu dem Film, und hier gibt es noch ein vernichtendes Urteil.

Für weiche Lippen – gegen blaue Augen

Ich mag den Body Shop. Gemütliche Atmosphäre, hochwertige Produkte und das alles ohne unerträgliche Dunstglocken, wie man sie zum Beispiel bei Douglas ertragen muss, mal ganz abgesehen von der nachahmungswerten Unternehmensphilosophie.

Toll ist auch, dass The Body Shop Terre des Femmes unterstützt. Die Kampagne „Stoppt häusliche Gewalt“ will Opfernhelfen. Und das ist auch wichtig, denn: In Deutschland ist jede 4. Frau Opfer häuslicher Gewalt. Die Opfer schweigen meist aus Angst und Scham, ertragen durchschnittlich 35 Übergriffe, bevor sie sich an die Polizei wenden. Dazu kommt, dass in immer mehr Städten die ohnehin knappen Mittel für Frauenhäuser noch mehr gekürzt werden, den MitarbeiterInnen oft nichts anderes übrig bleibt, als Hilfe suchende Frauen wegschicken zu müssen.

Die Kampagne lässt sich leicht unterstützen: Viele Menschen dürften mittlerweile zu Hause das eine oder andere alte Handy liegen haben, das man nicht mehr verkaufen mag, weil’s ohnehin kein Geld mehr einbringt, das zum Wegwerfen dann aber doch zu schade ist. Für jedes alte Handy, das beim Body Shop abgegeben wird, gehen 3,50 Euro an Terre des Femmes – ich werde, da ich wohl heute ein neues Handy bekomme, mein altes Handy am Dienstag abgeben.

Außerdem wurde eigens zu diesem Zweck ein Minz-Lippenpflegestift entwickelt, dessen ausgesuchte Pflegestoffe wie Olivenöl, Vitamin E und Bienenwachs die Lippen verwöhnt und pflegt. Von jedem verkauften Stift (4 Euro) gehen 1,50 Euro an Terre des Femmes. Was mich richtig freut: Ich habe ganz oft sehr trockene Lippen, die resistent gegen die meisten Pflegemittelchen sind. Der Stift gehört zu den wenigen, die wirklich helfen.

Mittel gegen Telefonmarketing

So lassen sich hervorragend Call Center abwimmeln, wenn man hierfür keine Zeit oder Lust hat.

Donnerstag, 12. Mai 2005

Dialoge aus dem Leben

Manche Blogeinträge müssen verlinkt werden. Weil sie einfach lustig sind. Ist aber auch verwirrend, die Sache mit dem Pfand. Da kann man schon mal die Orientierung verlieren.

Mittwoch, 11. Mai 2005

Der jüngste Tag – Die Deutschen im späten Mittelalter

Der jüngste Tag – die Deutschen im späten Mittelalter von Siegfried Fischer-Fabian ist ein Buch, das man rundheraus als gut bezeichnen kann. Ist es doch traurige Wahrheit, dass viele Historiker meinen, die so interessante und lebendige Wissenschaft der Geschichte ließe sich am besten so trocken wie möglich zu Papier bringen. Als sei ein gestelztes, mit Schachtelsätzen und Fremdwörtern gespicktes Werk mehr wert als eines, das auch noch gut geschrieben ist und dem Leser schon wegen der Schreibe gefällt.

Fischer-Fabian gibt einen Überblick über das Denken und das Leben dieser Zeit – nicht ohne das Morbide herauszuarbeiten, das die Gesellschaft, an diesem Ende eines Zeitalters, bezeichnet hat. Von der merkwürdigen Mode ist die Rede, die in Schnabelschuhen und Glockenbesatz ihren Höhepunkt fand, vom Stadtleben, das zu dieser Zeit leider schon nicht mehr so relativ frei für Frauen war wie zu Beginn der Stadtgründungen, vom schrecklichen Wahn der Hexenverfolgung, die in dieser Zeit – gerade durch das berüchtigte „Malleus Maleficarum“ – dem Hexenhammer – ihren Anfang nahm, vom Schwarzen Tod, aus dessen Schoß die Geißler und Judenverfolgung krochen und auch vom Verhältnis zum Tod, dem personifizierten Sensenmann. Den Bogen, den er dabei zum Heute spannt, lässt Beklommenheit aufkommen ob der Art und Weise, wie wir mit dem Tod umgehen:

Er findet seine Opfer immer seltener daheim. In den deutschen Städten erleben drei Viertel aller Menschen ihre letzte Stunden im Krankenhaus. Betreut von den Apparatemedizinern, die ds Leben auch dann noch erhalten, wenn der Körper nur noch eine Vitalkonserve ist, Objekt einer Maschinerie, die einem Sterben in Würde genauso Hohn spricht wie die vielerorts geübte Praxis, den Sterbenden mit seinem Bett in einer Abstellkammer oder ein Badezimmer zu schieben, abzuschieben. Niemand weiß, was in den letzten Stunden seiner – scheinbaren – Bewußtlosigkeit in ihm vorgeht, welche Höllen er durchleidet.


Und weiter:

Doch sind die Sterbenden selbst meist Komplicen des Schweigens, weil sie nicht wissen wollen, was sie wissen sollten. Milieu, Erziehung und die seit der Mitte des letzten Jahrhunderts einsetzende Entwicklung zur (un)frommen Lüge haben ihnen längst die Kraft genommen, dem Unausweichlichen bewusst entgegenzutreten, wie der Mensch des späten Mittelalters sie noch besaß.

Doch auch Erfreuliches lässt sich in dem Büchlein finden, zur Quellenlage im Allgemeinen und zur Bauernzunft im Besonderen:

Die Unterschiede in einem Reich, dessen Landkarte einem kunterbunten Narrengewand glich, waren zu groß, als daß sich allgemeine Gültigkeit aussagen ließe. Die mangelhafte Überlieferung kommt hinzu, das Versagen der Quellen; allzuwenig wurde, wie es im Bayrischen heißt, schriftmaßig gemacht und: Bauern schrieben keine Briefe, weil sie in der Regel nicht schreiben konnten. So wissen wir nicht genug über ihren Alltag, über ihre Lebensgewohnheiten, über ihr Denken.
Das ist das Dilemma der Historiker und die Erklärung dafür, daß die Lage des deutschen Bauern von einigen als gut hingestellt wird, von anderen dagegen als schlecht. Einig sind sie sich allerdings alle darin, daß von Versklavung und genereller Verelendung nicht die Rede sein kann: es gingen ihnen besser, oder sagen wir, nicht so schlecht wie der ländlichen Bevölkerung in den meisten anderen europäischen Ländern. Sonst hätte er nicht das leisten können, was er in der Tat geleistet hat. “Nicht nur, daß vornehmlich auf seinen Schultern die Wirtschaft Deutschlands, eines ausgesprochenen Agrarlandes, das ganze Mittelalter hindurch, trotz der städtischen Kultur und der Hanse, ruhte, daß von ihm der größte Teil der öffentlichen Lasten getragen, daß von ihm die Städte bevölkert wurden...”, schreibt Johannes Bühler, “er hat den Boden Deutschlands zum deutschen Boden gemacht. Und die gehobene Schicht des Bauerntums schenkte erst dem Rittertum, dann dem Bürgertum und vor allem dem Klerus manch tüchtigen Mann und trug so ihren Teil bei zur höheren Kultur.” Und Willy Andreas ergänzt: “Wahrlich, er hätte eine weniger lieblose Behandlung verdient! Denn abgesehen von der riesenhaften Volkskraft, die im deutschen Bauerntum aufgespeichert lag, barg es doch bei aller Nüchternheit, Grobheit und Härte seines Wesens in rauher Schale Gemütseigenschaften, die Sprichwort, Märchen, Volkslied und Recht mit Naturliebe und Treuherzigkeit, mit Mutterwitz und gesundem Sinn durchwärmten.”


Na, das macht doch Mut, auch mal einen Bauern darzustellen!

Grauenhafte Kleinstadterlebnisse

„Erleben Sie die Kleinstadt, fahren Sie nach Hamburg!“, ist einer der Sätze, die die Kleinstädter in meiner Kleinstadt nicht nur sagen, sondern auch ganz ernst so meinen. Und das nicht etwa, seitdem der kleinstädtische Bahnhof Hundertwasser geweiht ist und so, so, so und so aussieht. Nein, auch schon vorher, da er mehr an wilhelminische Zeiten erinnerte und allenfalls höchst merkwürdige Gestalten dort anzutreffen waren. Eingeweihte Kleinstädter waren in diesen dunklen Zeiten immer höchst pünktlich am Bahnsteig, um sich von der morbiden Tristesse möglichst wenig anstecken lassen zu müssen.

Auswärtige, die das Pech hatten, in der Kleinstadt umzusteigen und womöglich auch noch Wartezeit einplanen mussten, durchliefen eine schwere Prüfung, die für die meisten wohl nur betäubt durch Alkohol zu ertragen war. Aber das, was dieser Dame im Winter 1997 widerfahren ist, wünsche ich niemandem. Meinem ärgsten Feinde nicht. Und zum Glück ist das – wenigstens für meine Kleinstadt – in dieser Härte nicht mehr möglich. Die so freundlich bezeichnete Gaststätte, die nur eine üble Spelunke war, ist nämlich einer fröhlich-freundlichen Bar gewichen, deren Tee durchaus Durst löscht und dessen Essen mehr als nur bekömmlich und ganz ohne Gummi gemacht ist.

Übrigens kann ich mir kaum vorstellen, dass der Bahnhof damals Heimstatt kleinstädtischer Geister war. Schließlich haben sie die Wahl, im Gegensatz zu Kleinkriminellen, die in Hessen komische Dinger drehen.

Kleinstadtellis Welt

von mittelalterlichem Kleinstadtleben, großstädtischen Ausflügen und seltsamen Anwandlungen

Dein Status

Du bist nicht Teil der Kleinstadtwelt.

Für Suchende

 

Stadtgespräch

Tja, was neues ist das...
Tja, was neues ist das leider nicht. Vor allem, was...
Oliver (Gast) - 24. Okt, 15:27
Solche "wichtigen" Meldungen...
... sollen doch nur von den Dingen ablenken, von denen...
DonJuergen - 13. Sep, 18:14
Stimmt. Ich war auch...
Stimmt. Ich war auch ziemlich entgeistert. Habe 'ne...
Trojaner2304 (Gast) - 26. Apr, 09:09
1984
Ich finde das "Ministerium für Liebe" - ebenfalls Orwell...
DonJuergen - 25. Apr, 18:51
Das passt doch sehr gut!
Das passt doch sehr gut!
DantesMuse - 19. Apr, 10:41
Ich kann da als kinderlose...
Ich kann da als kinderlose Frau nicht mitreden. Aber...
Ani72 - 19. Apr, 08:35
In der Heute Show wurde...
In der Heute Show wurde ein schöner Plakat - Schnappschuss...
Ani72 - 18. Apr, 22:35
Schön, wenn's so wäre....
Schön, wenn's so wäre. Ich Niedersächsin habe aber...
DantesMuse - 18. Apr, 21:12