Freitag, 22. April 2005

Kleinstädter und Parkgebühren

Es kommt nicht nur mir häufiger so vor, als wären die Stadt-, Rats- und Gemeindeherren des Landkreises meiner Lieblingskleinstadt der Meinung, die Bürger und Besucher wären Kühe, die man bloß melken muss, damit ordentlich Geld in die Kassen fließt. Das ist der Preis, den man zahlt, wenn man im ehemaligen Zonenrandgebiet lebt. Scheint mir.

Aber auf die eine oder andere Einnahmequelle wäre ich gar nicht gekommen. So muss man zum Beispiel in der einzigen anderen und noch viel kleineren Kleinstadt meines Landkreises fürs Parken bezahlen, obwohl die Parkmöglichkeiten sicher völlig ausreichend sind. Schließlich will da niemand hin, es sei denn, er macht eine Kur. Es ist ja eigentlich logisch, dass die Parkgebühren in der großspurig „Innenstadt“ getaufen Ansammlung von wenigen, eher weniger überzeugenden Geschäften die paar Leute, die vielleicht dort einkaufen würden auch noch vergraulen. Aber immerhin spült eine solche Aktion verschwindend geringe Einnahmen in die Kasse. Wer braucht da noch Gewerbesteuer, Arbeitsplätze oder eine belebte „Innenstadt“?

Die Verantwortlichen des Nachbarkreises beispielsweise verzichten in jeder ihrer Städte auf Parkgebühren, schon allein, um den florierenden Tourismus zu unterstützen. Aber das ist wohl viel zu langfristige, gut überlegte Politik. Das geht nun wirklich nicht. Im Landkreis meiner Kleinstadt.

Bandits

„Sag mal, spinnt die Nonne? Es gibt kein Tempo in der Mitte, es gibt nur ein richtiges oder falsches Tempo. Und das ist das verfickt falsche Tempo.“

Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass Luna wirklich nur dann ausrastet, wenn es um die Musik geht. Aber ich muss bei solchen Ausbrüchen ebenso grinsen, wie bei Sätzen wie diesen: „Ich wollte immer auf den Bravo-Starschnitt.“ „Ja und?“ „Es gibt keinen Bravo-Starschnitt mehr.“ Luna, die Sängerin der Knast-Band Bandits, ist nicht gerade mit viel Gespür für Diplomatie gesegnet. Sie wird hervorragend gespielt von Jasmin Tabatabai, die ganz nebenbei – genau wie ihre drei Kolleginnen Katja Riemann, Nicolette Krebitz und Jutta Hoffmann – auch noch eine absolut überzeugende musikalische Darbietung hinlegt.

Der Film wurde bereits 1997 abgedreht, und ich habe ihn nun schon zum vierten Mal genossen, ganz ungelangweilt, ganz entspannt, voller Vorfreude aufs nächste Mal.

Music for free

Amazon macht’s Gratis-Saugern einfach und hat alle 200 MP3-Songs, die es bei Amazon gibt, auf eine Seite gestellt, entdeckte der Schockwellenreiter.

Und im Blog London Leben sind schlappe 268 MP3-Blogs aufgelistet, war bei Netzpolitik zu lesen.

Wem das noch nicht reicht: Bei Tonspion sind auch noch unzählige MP3-Dateien zu finden.

Na dann: Fröhliches Stöbern!

Mittwoch, 20. April 2005

Sind wir nicht alle ein bisschen Generation Y?

Nach Generation Golf, Generation Ally und Generation X war es nur eine Frage der Zeit, bis die nächste Generation ihren Namen und den dazugehörigen Stempel verpasst bekommt: Generation Y.

Der amerikanische Teil dieser Generation scheint sehr individualistisch, liberal, konservativ, atheistisch und religiös zu sein. 57 Prozent finden es beispielsweise wichtig, vor der Ehe keusch zu bleiben, viele fühlen sich aber gar nicht so richtig in irgendeiner Glaubensgemeinschaft aufgehoben. Man betet halt vorm Essen, geht sonntags in die Kirche und bleibt keusch. Die Generation Y sucht sich also die Zusammenstellung ihrer Religion wie die Musik auf ihrem IPod aus. Also, zumindest der amerikanische Teil der Generation Y. O je. Nun hat meine Generation ihren Namen verpasst bekommen (auch wenn ich da nur ganz knapp reingehöre), jetzt werden auch für Deutschland „allgemeingültige“ Fakten zu dieser Generation nicht auf sich warten lassen. Da bin ich ja mal gespannt.

Bloggen oder arbeiten?

„Blogging wird arbeitsrechtlich interessant“ ist hier zu lesen. Wieder so eine Überschrift die suggeriert, dass sich durchs Bloggen Bekanntes ändert, ja, dass das Bloggen irgendwie was Verruchtes hat. Nicht illegal, aber auch nicht ganz legal scheint diese Form der Kommunikation zu sein, selbst seinen Job scheint man dafür aufs Spiel zu setzen.

Doch letztlich geht es im Artikel nur darum, dass es bloggenden Arbeitnehmern nicht gestattet ist, Firmengeheimnisse auszuplaudern. Das ist allerdings jedem Arbeitnehmer nicht erlaubt, nebenbei bemerkt. Ist also eine ziemlich eindeutige Sache, die mal wieder ein ganz klein wenig aufgebauscht wird.

Dienstag, 19. April 2005

Das Weib, das harmlos-kuschlige Wesen

In der Süddeutschen spürt Susan Vahabzadeh dem realen und fiktiven Frauenbild nach. Das Ergebnis ist altbekannt, doch immer wieder erschreckend: Frauen sind scheu, unterlegen und brauchen einen Mann an ihrer Seite. Das ist wohl die weit verbreitete männliche Sicht der Dinge, die sich massiv in Hollywoods Filmen wiederfindet. Und die Realität? Schlaue Frauen bleiben häufiger männerlos, schon deswegen, weil Männer – ob dumm, ob schlau – schlaue Frauen eher meiden. Ein Lichtblick: Wie hier schon einmal ausgeführt, sind Frauen ohne Mann nicht unbedingt unglücklich, auch wenn Männer das gern so hätten.

Wie Zahnschmerzen

Ich kann nicht behaupten, dass mich ein Ausflug in die Großstadt noch aus dem Gleichgewicht zu bringen vermag. Bin ich doch 4 bis 5 Tage die Woche ohnehin im Feindesland. Und es ist wirklich schön, mal den Kleinstadtmief hinter sich zu lassen, die Anonymität der Großstadt zu genießen und sich durchs nächtliche Getümmel zu schieben.

Schön, wenn solche Abende ganz gemächlich beginnen. Im Lehmitz zum Beispiel, das die Stammkneipe eines örtlichen Fußballvereins sein soll. Immerhin der erste Laden, in dem ich „Ohne dich“ von Selig hörte. Nicht gerade Mainstream und etwas, das den Laden durchaus in meiner Gunst steigen ließ. Dummerweise trat irgendwann eine Band auf, deren Name sowohl ich als auch meine Begleitung in die hinterste Ecke unseres Bewusstseins verbannt haben. Es gibt kaum etwas Schlimmeres, als eigentlich gute Musik, die dadurch verdorben wird, dass die eigentlich gute Sängerin krampfhaft versucht, eine Tonlage zu treffen die einfach nicht die ihre ist. So etwas verursacht Zahnschmerzen, zumindest Zahnschmerzgesichter. Da hilft es auch nicht, dass besagte Sängerin betont lasziv die Augen aufschlagend über den Thresen stolzierte.

Kleinstadtelli goes Sprachblog

Nein, eigentlich hatte ich nicht vor, hier in diesem Blog auf der deutschen Sprache herumzureiten, es sei denn, ich stelle Bücher wie dieses vor. Aber wenn man häufiger als zehnmal die absolut falsche Schreibweise "am Besten" sieht - und das in der atemberaubend kurzen Zeit von zwei Wochen - platzt einem irgendwann der Kragen, obwohl ich mich ja schon schwer seufzend mit den "Parties" und "Hobbies" abgefunden habe.

Stellen wir uns vor, wir säßen in der Schule. Im Deutschunterricht. Und lernten gerade die Steigerungsformen der Adjektive kennen. Und babbelten die schön kindgerecht-gelangweilt nach. Schon hallt es in unseren Köpfen wider: Gut, besser, am besten. Groß, größer, am größten. Am ist also nicht etwa zu Verwechseln mit "An dem" und es begleitet in diesen Fällen nicht etwa ein Substantiv, sondern ein gesteigertes Adjektiv.

Und jetzt werde ich die mir verhasste Grammatik wieder ganz schnell verlassen. Und mich wohl auch an "am Besten" gewöhnen müssen.

Für den, der's wissen möchte: Parties und Hobbies gibt's in England. In Deutschland nur Partys und Hobbys.

Assassini

Das Beste am Hörbuch Assassini von Thomas Gifford ist die Lesekunst von Ulrich Pleitgen. Packend erzählt er die Geschichte, versetzt sich und damit auch den Zuhörer total in die Figuren der Geschichte hinein, doch leider haben Story und Charaktere einfach nicht genug Kraft und Feuer, um dieser Stimme gerecht zu werden.

Die Nonne Val wird getötet, erschossen beim Gebet in einer kleinen Kapelle. Ihr Bruder Ben, nun Anwalt – früher Jesuit, kann den Mord schon deswegen nicht auf sich beruhen lassen, weil er die katholische Kirche nicht ausstehen kann. Er stellt fest, dass seine Schwester in der Kirchengeschichte des Zweiten Weltkriegs herumgestochert hat, und stößt genau wie sie auf eine Widerstandsgruppe im besetzten Paris, auf viele ungeklärte Todesfälle, die Assassini und die üblichen Intrigen, die der römisch-katholischen Kirche eben so zugetraut werden.

Für Borte-auf-Hose-nähen und Nadelbinden ist das Hörbuch nur bedingt geeignet, weil es einfach zu langatmig ist und das, obwohl ich mit Schrecken feststellen musste, dass es sich auch bei diesem Hörbuch um eine gekürzte Romfanfassung handelt. Beim richtigen Buch hätte ich wohl spätestens nach 200 Seiten aufgegeben, mag aber auch daran liegen, dass ich Krimis kaum etwas abgewinnen kann, ob sie nun als Thriller daherkommen oder nicht.

Montag, 18. April 2005

Die Farben des Alls

Es gibt Bücher, die sind hervorragend dazu geeignet, einen verregneten Tag auszufüllen. Mit einer unterhaltsamen, nicht zu anspruchsvollen Geschichte, die ein bisschen träumen lässt. Die Farben des Alls ist so eine Geschichte. Eigentlich bin ich nicht gerade ein Sci-Fi-Freund – schon gar nicht bei Büchern, aber Marion Zimmer Bradley hat es bereits mit ihren Darkover-Bänden geschafft, mein Interesse für dieses Genre zu wecken. Und sie ist nicht übermäßig daran interessiert, mit technischen Details zu glänzen. Ihr geht es ums Zwischenmenschliche. Doch worum geht es eigentlich?

Der junge Mensch Bart Steele schleicht sich auf ein Lhari-Raumschiff, um zu beweisen, dass Menschen die extreme Beschleunigung des überlichtschnellen Antriebs der Lhari ohne Kälteschlaf überleben können. Nebenbei möchte er natürlich auch das Geheimnis des Antriebs lüften, damit die Menschen nicht mehr von den Lhari abhängig sind. Seine anerzogene Abneigung löst sich während seines Dienstes auf dem Lhari-Schiff in Luft auf, denn er merkt, dass die Lhari zwar anders aussehen, aber trotzdem ganz normale, liebenswerte Wesen sind.

Nicht gerade der beste Roman von Marion Zimmer Bradley, aber beileibe auch nicht ihr schlechtester.

Donnerstag, 14. April 2005

Rache ist Blutwurst

Man hört es nicht täglich, aber häufig. Nicht an jeder Ecke, aber in vielen Gegenden. Jener wurde geschmiert, dieser hat Geld, dass er nicht haben dürfte, welcher hat ein üppiges Darlehen bekommen - zinslos natürlich. Und alle sind sich darüber einig, dass sie nach ihrem Verständnis gar nichts falsch gemacht haben. Und drehen sich Recht so hin, dass es ihnen irgendwie passt. Oder verweisen auf ein Ehrenwort. Oder sagen gar nichts dazu. Und sitzen aus, was ja eh höchstens ein Kavaliersdelikt ist.

Schön, dass es da so etwas wie Titanic gibt.Und dass die Redakteure dieses Magazins mal richtig Lust dazu hatten, einige Herren der CDU in Panik zu versetzen. Mal so. Als kleine Rache.

via netzpolitik.

Kleinstadtellis Welt

von mittelalterlichem Kleinstadtleben, großstädtischen Ausflügen und seltsamen Anwandlungen

Dein Status

Du bist nicht Teil der Kleinstadtwelt.

Für Suchende

 

Stadtgespräch

Tja, was neues ist das...
Tja, was neues ist das leider nicht. Vor allem, was...
Oliver (Gast) - 24. Okt, 15:27
Solche "wichtigen" Meldungen...
... sollen doch nur von den Dingen ablenken, von denen...
DonJuergen - 13. Sep, 18:14
Stimmt. Ich war auch...
Stimmt. Ich war auch ziemlich entgeistert. Habe 'ne...
Trojaner2304 (Gast) - 26. Apr, 09:09
1984
Ich finde das "Ministerium für Liebe" - ebenfalls Orwell...
DonJuergen - 25. Apr, 18:51
Das passt doch sehr gut!
Das passt doch sehr gut!
DantesMuse - 19. Apr, 10:41
Ich kann da als kinderlose...
Ich kann da als kinderlose Frau nicht mitreden. Aber...
Ani72 - 19. Apr, 08:35
In der Heute Show wurde...
In der Heute Show wurde ein schöner Plakat - Schnappschuss...
Ani72 - 18. Apr, 22:35
Schön, wenn's so wäre....
Schön, wenn's so wäre. Ich Niedersächsin habe aber...
DantesMuse - 18. Apr, 21:12