Kulturelles

Dienstag, 13. September 2005

Die Frau des Zeitreisenden

Was für ein Buch! Audrey Niffenegger hat mit Die Frau des Zeitreisenden einen wundervollen Roman geschaffen. Clare kennt Henry schon seitdem sie 6 ist, obwohl sie ihn erst mit 20 wirklich kennenlernt. Was paradox klingt, ist schnell erklärt: Wegen eines genetischen Defekts reist Henry durch die Zeit. Er kann nicht steuern, wann er verschwindet, wohin er verschwindet, wie lange er in der anderen Zeit bleibt oder wann er wieder zurückkommt. Eine Liebesgeschichte, die nicht nur alles rosarot sieht und dennoch das Gefühl Liebe gewaltig erscheinen lässt. Einziger Nachteil: Was zum Teufel liest man nach so einem Buch, ohne das es öde und abgeschmackt wirkt? Ich suche noch.

Mittwoch, 31. August 2005

Gören und Schokolade

"Kein Bock auf Kino" sagt der teacher. Doch nicht etwa wegen niveauloser Filme, sondern wegen niveauloser Teenies. Das erinnert mich an mein letztes Kinoerlebnis vor zwei Wochen - Charlie und die Schokoladenfabrik - der nicht nur auf der Kinoleinwand ungezogene Gören zu bieten hatte. Hinter uns wurden die Füße hochgelegt - ungeachtet der Tatsache, dass das ständige Treten gegen den Sitz den Vordermann möglicherweise ein klein bisschen nerven könnte. Und ein entspanntes Zurücklehnen war schon deswegen nicht möglich, weil die ruhelosen Teenies ständig hin- und herrannten - und sich dabei natürlich mit der Hand an jedem Sitz festhielten, ohne Rücksicht darauf, ob sie vielleicht einen Kopf treffen könnten und natürlich auch ohne Entschuldigung, wenn das Malheur dann passiert war.

Bei Tim Burton und Johnny Depp muss ich wohl nicht mehr erwähnen, dass der Film genial war - sowohl von den schauspielerischen Leistungen her, der Liebe zum Detail, der verspielten Umsetzung und der Musik. Wer Märchen und Schokolade mag, wird Charlie und Willy Wonka lieben - und ich drücke jedem Kinogänger die Daumen, dass er die Ruhe eines teeniefreien Kinos genießen darf oder wenigstens Teenies mit Manieren erwischt.

Freitag, 12. August 2005

W. O. A. – Matschiger als die Hölle

Sollte ich das diesjährige W. O. A. mit einem Wort beschreiben müssen, würde mir sofort „matschig“ einfallen. Tatsächlich bin ich schon seit Sonntag zurück in meiner Kleinstadt, völlig matschfrei sind meine Hosen, mein langer Rock und mein Mantel jedoch immer noch nicht. Von den Stiefeln, die teilweise unter den Matschschichten kaum mehr zu erkennen waren, gar nicht zu reden. Und wenn ich matschig sage, meine ich matschig. So matschig, um genau zu sein – obwohl mein Toyota geradezu blitzsauber weggekommen ist im Gegensatz zu diesem ursprünglich weißen Auto. Kein Wunder, dass ich bereits wenige Stunden nach meiner Anreise - am Donnerstag Abend gegen 23 Uhr – zu dem Schluss kam, dass ich einfach zu alt für solche Eskapaden bin.

Wenn man sich nun das und die Tatsache auf der Zunge zergehen lässt, dass ich mir gerade mal vier Bands angeschaut habe, könnte man auf die Idee kommen, dass ich die 80 Euro (plus 20 fürs Campen) auch irgendwie besser hätte anlegen können. Aber weit gefehlt. Schließlich kampierten wir auf Parkplatz C, direkt gegenüber vom Festivalgelände, was den unübertrefflichen Vorteil hatte, dass man die Bands wunderbar verstehen konnte – erheblich matschfreier, als auf dem Gelände selbst. Außerdem war der einzige wirkliche musikalische Grund meines Festivalbesuchs die Cantus Buranus von Corvus Corax, deren Auftritt – wie erwartet – mal wieder atemberaubend war. Es mag zwar etwas komisch anmuten, wenn eine Band wie Corvus auf der True Metal Stage spielt, doch das Orchester hätte auf eine der kleineren Bühnen wohl kaum Platz gehabt. Erstaunlicherweise war auch der Platz vor der Bühne gut mit Publikum gefüllt. Anzunehmen, dass es der Reiz des Exotischen war, der die selbsternannten Metalheadz zu Corvus lockte. Enttäuscht wurden sie wohl nicht: Ausnahmslos jeder Wacken-Besucher, den ich fragte, war begeistert von der Show und auch der Musik, obwohl sich die meisten das „nicht gerade jeden Tag anhören“ würden. Verständlich. Corvus ist eben das, was man eine geborene Live-Band nennt. Übrigens: Meine „Interview-Partner“ kannten Corvus vor diesem Auftritt nicht – auch nicht weiter verwunderlich.

Nightwish lieferten einen gewohnt routinierten Auftritt, der mich – abgesehen von der atemberaubenden Stimme der Sängerin Tarja – nicht übermäßig vom Hocker gerissen hat. Ich bin allerdings auch verwöhnt – siehe oben. Apocalyptica waren sicher nicht zu verachten, allerdings hatte ich während des Konzerts ganz andere Probleme: Eine Bekannte gehört nämlich zu den Fans, die nicht nahe genug am Geschehen sein können. Leider wusste ich das nicht, als sie mich bei der Hand nahm und mich einem mir unbekannten Ziel entgegenzog. Drei Reihen vor der Bühne war mir klar: Sie will so nah wie möglich an der Bühne stehen. Auch klar, dass ich sie im Moment dieses Geistesblitzes im Gedränge verlor. Habe ich schon erwähnt, dass ich Platzangst habe? Oder dass ich nachtblind bin? Oder dass ich mit meinen kurzen 1,60 Meter Körpergröße und zarten knapp 50 Kilo Gewicht so überhaupt nichts ausrichten kann gegen große, pogende, betrunkene Metalheadz? Nicht zu vergessen der schlammige Untergrund, der jeder Standfestigkeit Hohn lachte. Klar, dass es so kam wie es kommen musste: Nach heldenhaften 10 Minuten, die mir wie 10 Stunden vorkamen, hatte ich das zweifelhafte Vergnügen, mir den Schlamm etwas genauer anzusehen. Vom Gepoge und Gedrängel aus dem Gleichgewicht gebracht, landete ich – nachdem das Festhalten an Menschen, Jacken, T-Shirts sich als zwecklos erwiesen hatte – zum Glück auf dem Rücken, der durch meinen Ledermantel geschützt war. Sofort streckten sich mir 10 Hände entgegen, um mir aufzuhelfen, was wenigstens meine aufkommende Panik im Keim erstickte. Ein großer junger Mann, dessen Name, wie ich später erfuhr, Benjamin – Spitzname Benno – lautete, hatte die Güte, mich den Rest des Konzertes über festzuhalten. Nebenbei half er noch ganz lässig, die Menschen weiterzureichen, die über unseren Köpfen an uns vorbeizogen. Und getrunken und getanzt hat er natürlich auch noch. Manchmal ist es doch vorteilhaft, ein großer, pogender Metalhead zu sein.

Leider hat dieses Wacken Open Air auch eine wirklich schlimme Nachricht zu vermelden: Das erste Mal in 16 Jahren Festivalgeschichte hat Wacken einen Toten zu beklagen. Ein 37jähriger vierfacher Familienvater ist stark angetrunken mit einem Krankenwagen kollidiert und hat den Zusammenstoß nicht überlebt. Lobenswert: Das Wacken-Team hat ein Spendenkonto eingerichtet und 5.000 Euro für die Familie gespendet.

Zur (groben) Statistik: Mehr als 35.000 Fans mit Eintrittskarte waren in diesem Jahr da, nach Schätzungen der Polizei campten über 50.000 Menschen rund um das Festivalgelände, über 70 Bands traten auf. Ärger gab es auch keinen – außer den gefühlten 20.000 Liter Wasser, die vom Himmel auf uns arme Camper strömten. Pikant: Von den zwei Surprise Acts, die im Laufe des Wochenendes auftraten, war einer – Martin Kesici, der 2003 eine Castingshow bei Sat1 gewann. Und das, „um allen zu zeigen, dass er in der Metalszene zu Hause ist“, wie das Wacken-Team beteuert. Na dann ...

Hier ist übrigens zu lesen, was Metaller angeblich so alles trinken und essen bei so einem Festival. Abgesehen davon, dass Metaller in den seltensten Fällen schwarz geschminkt sind (der Autor wird wohl den Schlamm (!), der so einige Gesichter verzierte, mit Make up verwechselt haben – oder gar schwarz und weiß und Metaller und Goths?), darf der geneigte Leser getrost davon ausgehen, dass die allermeisten Fans Bier oder ähnliche alkoholische Getränke und Gegrilltes bevorzugen. Wer nimmt schon Mixer, Icecrusher oder Gefrierschrank mit zum Zelten?!

Hier und hier kann man sich übrigens auch einen visuellen Eindruck des Festivals verschaffen.

Dienstag, 9. August 2005

Soll ich lachen, soll ich weinen

Flapjack ist bekanntlich eher weniger für Horrorgeschichten bekannt, was bedeutet, dass Flapjacks Fantasie wohl nicht mit ihm durchgegangen ist und Matt Damon also wirklich einen der Brüder Grimm spielt. Himmel, er hätte sich nach Good Will Hunting aufs Altenteil zurückziehen oder meinetwegen Gärtner werden sollen, anstatt dümmlich zurechtgestylt noch dümmere Rollen in noch viel dümmeren Filmen zu spielen. Klar, es gibt einige Ausnahmen, aber über dem Durchschnitt liegen seine Rollen alle nicht.

Und nun dies: Man stelle sich Matt Damon als einen Bruder Grimm vor, der zusammen mit seinem Bruder in Kostüme schlüpft und unter den Dorfbewohnern mit einem beherzten "Buuuhuuuu" Angst und Schrecken verbreitet. Also. Aufgesetzte Angst und gespielten Schrecken. Häh? Was zum Teufel hat der Drehbuchautor bei der Arbeit geraucht? Legal war das Zeug sicher nicht. Klar, dass sich der gruselige Schrecken aus der Unterwelt - oder woher auch immer - prompt einstellt und das vielzitierte Schicksal seinen Lauf nimmt.

Wie kommt man dazu, die Brüder Grimm mit so einem Schwachsinn zu verbinden? Und wer produziert so einen Käse? Wer guckt sich so was an? Noch viel wichtiger: Kann man diese Menschen wegen seelischer Grausamkeit und/oder Kopfschmerzen bereitender Dummheit verklagen?

Mittwoch, 3. August 2005

Wacken ist nah

Wenn man sich gedanklich mit Campingzubehör und Gaskochern auseinandersetzt, man in Zügen und am Bahnhof mehr und mehr Metalheadz mit Rucksäcken bewaffnet sieht und die Internetseite des Festivals nur noch sporadisch erreichbar ist, dann, ja dann ist das Wacken Open Air ganz und gar nicht mehr fern. Morgen schon heißt's: Auf bald, bequemes Bett, fließend Wasser, Kühlschrank und vor allem: Auf bald, du schöne Ruhe. Aber hey: Sonntag habe ich ja alles wieder.

Montag, 25. Juli 2005

Carmina Burana wird Cantus Buranus

Wahrscheinlich wurden die Jungs von Corvus Corax einmal zu oft mit Carl Orff in Verbindung gebracht: Die Carmina Burana heißt jetzt Cantus Buranus, wie die Gothische Allgemeine berichtet. Auch gut. Ich kann mir zwar keine Namen merken, aber bis zum Wacken Open Air müsste ich den Namen eigentlich gewechselt bekommen - auch wenn es nur noch 10 Tage sind.

Montag, 18. Juli 2005

Schwarzfahren mal anders

Ein Szenario: Mama, Papa, Kind machen sich auf in den Heide-Park in der Nähe des niedersächsischen Städtchens Soltau, um den einen oder anderen Adrenalinstoß mitzunehmen, sich ein paar Delfine, Seehunde und Piraten anzusehen oder auch einmal ganz gemütlich auf einem Floß dahinzuplätschern. Und auf einmal bleibt den Eltern der Mund offen stehen und das vorlaute Kind fragt arglos: „Mamaaaa, warum hat der Mann einen Rock an?“ Oder: „Mamaaaaaaa, wieso laufen die alle schwarz rum?“ Und der idyllischen Kleinfamilie kommen 200 Grufties entgegen, die sich zielsicher Richtung Loopingbahn bewegen.

Kann nicht sein? Kann doch sein! Wenigstens einmal im Jahr. Da macht sich nämlich Schwarzvolk zu den Darktours auf und den Heide-Park unsicher. Der Heide-Park-Express: pechschwarz. Die Schiffsschaukel: pechschwarz. Die Wildwasserbahn – richtig: pechschwarz. Und dazu eine tolle Atmosphäre, nette Leute und Muskelkater in den Lachmuskeln. Nächstes Jahr bin ich garantiert wieder dabei. Prädikat: Besonders wertvoll!

Mittwoch, 29. Juni 2005

Die Zukunft der Musik

Dass die Musikindustrie in ihrem heroischen Kampf gegen skrupellose Musikdiebe herbe Schlappen hinnehmen muss und durch den Otto Normalverbraucher ohne Unrechtsbewusstsein um furchtbar viele Millionen gebracht wird, ist ja hinlänglich bekannt. Da ist es nur verständlich, dass alle Mittel recht sind, um das Unrechtsbewusstsein endlich in die Hirne der Verbraucher zu waschen - schließlich sind wir alle keine Konsumenten, über die man froh ist, wenn sie etwas kaufen, sondern verschlagene, heimtückische und gemeingefährliche Diebe, deren Hauptmotivation noch nicht einmal die zu stehlende Musik, sondern eine größtmögliche Beschädigung der Musikindustrie ist, praktisch per CD-Brenner-gesteuertem Guerilla-Krieg. Und weil eben nicht nur Männer lügen und betrügen, gab es ja zum Weltfrauentag eine Kampagne, die extra uns verbrecherisches Weibsvolk anprangerte - und im Moment werden arglose Eltern auf die kriminellen Aktivitäten ihrer Kinderzimmer-Krieger aufmerksam gemacht.

Doch Otto Normalverbraucher hat ein dickes Fell und es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis den heroischen Kämpfern für Gerechtigkeit aus der Musikindustrie der Kragen platzt. Hier gibt es einen kleinen Zukunfsausblick, falls wir bösen Verbraucher nicht endlich zur Vernunft kommen. Dankbar müssen wir sein dafür, dass wir CDs kaufen dürfen! Eigentlich müssten wir für jede gekaufte CD noch mindestens 10 Euro spenden - man denke an das Vertrauen, dass die Musikindustrie ausspricht, wenn sie uns so heiße Ware zum privaten Gebrauch aushändigt. Ich plädiere für ein tägliches Zwangsdankgebet. Ach was, für zehn!

Mittwoch, 8. Juni 2005

Das Urteil am Kreuzweg

Historischen Romanen stehe ich gemeinhin skeptisch gegenüber, sind sie doch äußerst selten nach meinem Geschmack geschrieben. Doch Das Urteil am Kreuzweg von Iain Pears ist absolut empfehlenswert.

Unversehens fühlt sich der Leser in die Universitätsstadt Oxford ins Jahr 1663 versetzt und erfährt vom Venezianer Marco da Cola, was sich aus seiner Sicht so alles zugetragen hat. Dr. Robert Grove wird tot aufgefunden, der Verdacht liegt nahe, dass er an einer Arsenvergiftung gestorben ist und die Indizien sprechen mehr und mehr gegen Sarah Blundy, ehemalige Hausangestellte Dr. Groves. Wie nebenbei bekommt der Leser ein Gefühl für das Denken dieser Zeit, natürlich auch den einen oder anderen historischen Hinweis.

Das beste an diesem umfangreichen Buch ist allerdings die Technik: Nach etwa 200 Seiten beendet da Cola seinen Bericht, den Jack Prestcott, John Wallis und Anthony Wood zum Anlass nehmen, ihre – jeweils völlig andere – Sicht der Dinge darzulegen.

Offen und schonungslos zeigt Pears die schlechten – aber auch die guten – Seiten seiner Charaktere, die ihre Meinung durchaus glaubwürdig vertreten.

Mittwoch, 18. Mai 2005

Ein Buch, das bin ich

Oscar Wilde also. Treffend, irgendwie. Ein bisschen.

The picture of dorian gray
Oscar Wilde: The Portrait of Dorian Gray. You are a
horror novel from the world of dandies, rich
pretty boys, art and aesthetics, and
intellectual debates between ethical people and
decadent pleasure-seekers. You value beauty and
pleasure but realize their dangers, as well.

Which literature classic are you?
brought to you by Quizilla

via Saoirse Cainte.

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Tja, was neues ist das...
Tja, was neues ist das leider nicht. Vor allem, was...
Oliver (Gast) - 24. Okt, 15:27
Solche "wichtigen" Meldungen...
... sollen doch nur von den Dingen ablenken, von denen...
DonJuergen - 13. Sep, 18:14
Stimmt. Ich war auch...
Stimmt. Ich war auch ziemlich entgeistert. Habe 'ne...
Trojaner2304 (Gast) - 26. Apr, 09:09
1984
Ich finde das "Ministerium für Liebe" - ebenfalls Orwell...
DonJuergen - 25. Apr, 18:51
Das passt doch sehr gut!
Das passt doch sehr gut!
DantesMuse - 19. Apr, 10:41
Ich kann da als kinderlose...
Ich kann da als kinderlose Frau nicht mitreden. Aber...
Ani72 - 19. Apr, 08:35
In der Heute Show wurde...
In der Heute Show wurde ein schöner Plakat - Schnappschuss...
Ani72 - 18. Apr, 22:35
Schön, wenn's so wäre....
Schön, wenn's so wäre. Ich Niedersächsin habe aber...
DantesMuse - 18. Apr, 21:12