Menschen, die sich fürs Mittelalter begeistern – in welchem Stadium auch immer – stoßen bei ihren Mitmenschen oft auf Unverständnis. Doch nicht etwa im missbilligenden Sinne: Sie verstehen schlicht und einfach gar nicht, worum es geht, können aber dafür Freunden und Familie eine nette Anekdote bieten. So ließe sich Lunulas
Erlebnis von der verwirrten Fachverkäuferin wahrscheinlich so verwerten:
„Stellt euch vor, was mir heute passiert ist. Da kommt eine Frau rein, kauft sich zwei Hundebürsten und sagt, sie hätte gar keinen Hund. Und dann erzählt sie, dass sie damit Wolle bürsten will. Und dann hat sie noch irgendwas von Spinnen erzählt. Ich weiß zwar nicht, wie sie Spinnen bürsten will, aber das soll ja auch nicht mein Problem sein. Ich sage euch. Leute gibt’s ...“
Das erinnert mich an eine sich in meinem Leben ständig wiederholende Anekdote:
„Du pendelst jeden Tag eine Stunde hin und eine Stunde zurück zur Arbeit? Also mich würde das ja nerven. Warum ziehst du denn nicht in die Großstadt?“
„Ich will nicht. Außerdem merke ich die Zugfahrt gar nicht. Ich lese, schreibe, nähe oder mach’ ein bisschen Naalbinding.“
„Waaaaas machst du?!?!“
Auf diese Frage folgt dann ein dezent verborgenes Augenrollen meinerseits, gefolgt von einer Erklärung, die manchmal grob und meistens gar nicht verstanden wird. Und dann erklär ich’s bei Bedarf noch mal. Und noch mal. Und so weiter. Mir würde – ganz ehrlich – aber auch was fehlen, wären meine Hobbys nicht so erklärungsbedürftig. Hat schon fast ein bisschen was von Missionarsarbeit. Irgendwie.