Donnerstag, 28. April 2005

Die hessische Fußfessel

Die Fußfessel geht im Moment durch alle Blogs, ist in aller Munde und in den Medien zu finden ist sie auch. Insofern gibt es zu dieser - meiner Meinung nach dummen, überflüssigen und geradezu sinnfreien - Äußerung nicht mehr viel zu sagen. Aber dieses Statement - wenn auch von einem Norditaliener ... ähm ... Bayern - trifft die Sache ziemlich genau, in my opinion.

Großstädter sind zufriedener

Großstädter sind statistisch gesehen glücklicher als Kleinstädter oder Dörfler. Habe ich gelesen. Vor einem Jahr etwa. Die betreffende Studie kam auch zu dem Ergebnis, dass der Takt der Großstädter schneller ist. Also alles ist irgendwie hektischer. Sie gehen schneller von A nach B. Und so fort. Den Takt hatte ich schon drauf, als ich noch gar nicht in der Großstadt arbeitete. So hörte ich an allen Kleinstadt-Ecken und -Enden, dass ich geradezu durch die kleinstädtische Innenstadt rennen würde. Stimmte auch. Viele Dinge standen immer auf meinem geistigen Zettel, die eigentlich eine Stunde benötigen würden, obwohl ich nur eine halbe Stunde Zeit hatte. Komischerweise ist es heute nur noch selten so. Mein geistiger Zettel ist zwar immer noch überfüllt. Aber dem hektischen, meist mit bösem Gesicht begleiteten Durch-die-Gegend-Gehetze in der Großstadt, lieblich untermalt vom aggressiven Gehupe der wie wild durch die Gegend rasenden Autofahrer, kann ich nach wie vor nur innere Ruhe entgegensetzen.

Wo bleibt eigentlich die Studie für leidenschaftliche Kleinstädter, die voll beruflich und teilweise privat dem Großstadtleben ausgesetzt sind und sich damit arrangieren? Auf das Ergebnis wäre ich wirklich gespannt.

Von Großstädtern, die Kleinstädter nicht verstehen II

"Du fährst echt jeden Tag ne Stunde hin und ne Stunde zurück? Das geht doch gar nicht! Willst du dir nicht mal ein Zimmer nehmen?"

Mal abgesehen davon, dass sich nach einem solchen Satz Szenen wie diese abspielen, haben Großstädter eine andere Sicht zum Thema Pendeln. Selbst ich kenne zwei Großstädter, die - obwohl sie in der gleichen Großstadt wohnen, in der sie arbeiten - annähernd so lange wie ich zur Arbeit brauchen. Aber so einige Großstädter scheinen zu denken, dass sich Bahn fahren grundsätzlich vom U-, S-Bahn- oder schlimmstenfalls Busfahren in der Form unterscheidet, dass Bahnfahren irgendwie schlimm sein muss. Komisch. Irgendwie. Aber wahrscheinlich war das vor bald zwei Jahren Grund genug für zwei potenzielle Arbeitgeber, mich nicht einzustellen, weil sie meinten, die Gurkerei würde mir zuviel werden. Merkwürdig.

Von Großstädtern, die Kleinstädter nicht verstehen

"Wenn du was erleben willst, musst du doch eh immer in die Großstadt fahren. Bei euch gibt's doch nur Dorfpartys."

Solche Aussagen können Kleinstädter in eine Sinnkrise stürzen. Schließlich finden die Dorfpartys in den umliegenden Dörfern statt. Partys sind in meiner Kleinstadt grundsätzlich spärlich gesät. Aber es müssen nicht immer Partys sein. Weder tölpelhaft-dörfliche noch lifestylelastige-großstädtische. Das entspannte Sit-In in der Stammbar um die Ecke reicht durchaus. Wo ich doch so gern quatsche.

Erlebnisse mit dem KulturSpiegel

Vor drei Jahren war es glaube ich, da blätterte ich durch den KulturSpiegel, um bei den Festival-Terminen erstaunt festzustellen, dass das Wacken Open Air mit aufgeführt war. Erstaunlich, weil die Kultur, die in der Zeitschrift im Fokus steht, überhaupt nichts mit Heavy Metal oder ähnlichen Auswüchsen der Kultur zu tun hat.

Und nun das: Eine Anzeige springt mir ins Gesicht, um mich davon zu überzeugen, dass das neue Album von Farin Urlaub ganz furchtbar kaufenswert ist. Nachdem eben jener KulturSpiegel Mangas jegliche Daseinsberechtigung abgesprochen hat. Nachdem der Spiegel selbst - ganz unauffällig zwischen den Zeilen - Rammstein in die rechte Ecke gerückt hat. Nachdem der Film Werner laut Spiegel grundsätzlich gar nicht geht.

Das sind so die Momente, die mir beim Spiegel- oder KulturSpiegel-lesen ein Lächeln aufs Gesicht zaubern. Ein anderer: Ein Interview mit Marilyn Manson. Im Spiegel. Dessen Quintessenz: Marylin Manson ist ein intelligenter Mann. Möchte halt nur auffallen. Mein Gedanke: Tut er auch. Negativ. Wenigstens bei mir.

Eigentlich wird es langsam Zeit, dass auch so etwas wie Corvus Corax mal Beachtung findet. Im Spiegel. Oder KulturSpiegel. Oder wenigstens bei SpOn. Find ich.

Kleinstadtelli und das Kreuz mit der Gewandung

Im Oktober war es, als eine überglückliche Kleinstadtelli bei einem Theaterfundus sehr günstig einen Radmantel erstand. Fehlte mir doch eben ein solcher Mantel für die frühen und späten Märkte, um nicht von jedem Markt eine Erkältung mit nach Hause zu nehmen. Klein gewachsen, wie ich bin, war er viel zu lang und die schmutzig-beige Farbe war auch nicht sehr überzeugend, aber das lässt sich ja ändern. Und bis zum ersten Markt blieb noch ein halbes Jahr Zeit. Nur zu gern hätte ich das gute Stück ganz authentisch gefärbt, doch meine Recherchen im Netz und in meinem Buchfundus ergaben, dass sich meine Wunschfarbe – ein dunkles Braun – mit Kaltfärbung nicht realisieren ließ. Heißfärben kam nicht in Frage, denn der gut 2 Kilo schwere Mantel passt nicht einmal in meinen großen Suppentopf, vom ständigen Umrühren, damit die Temperatur konstant bleibt, gar nicht erst zu reden.

Natürlich kann man mit grünen Walnussschalen mit kaltem Wasser ein helles Braun erzielen, jedoch braucht es dafür 1 Kilo Schalen für 100 Gramm Stoff und mal ganz davon abgesehen, dass mir nicht einfallen wollte, wo ich so viele Schalen herbekommen sollte, ist selbst meine Badewanne für solche Mengen schlicht nicht ausgelegt. Diese Erkenntnis traf mich im Dezember, es blieben immer noch vier Monate Zeit, Farbe zu kaufen, den Mantel vorher zu kürzen und zwei Waschmaschinengänge später einen Mantel in Wunschfarbe zu haben. Vorher wollte ich noch Waldgrün an einem anderen Stoff ausprobieren, aus dem irgendwann einmal ein Rock werden soll, um dann, falls die Farbe nicht genehm ist, per Internet gleich das richtige Grün, noch etwas Rot, Schwarz und eben besagtes Braun zu bestellen. Soweit der Vorsatz. Doch letzten Samstag fiel mir voller Schrecken ein, dass der Mantel immer noch so aussieht, wie er aussieht, ich aber schon eine Woche später eben diesen Mantel für meinen ersten Marktbesuch benötige, die Abende dieser Woche laut Terminkalender allerdings schon gut ausgefüllt waren. Doch wäre ich ja nicht Kleinstadtelli, würde ich den Kopf in den Sand stecken. Und tatsächlich: Eine Kürzaktion und zwei Packungen Farbe später hängt der Mantel jetzt in einem kräftigen Rehbraun zum Trocknen an der Leine. Ich hätte ihn auch dunkler genommen, bin aber überhaupt froh, dass die Färbeaktion etwas gebracht hat. Der Mantel schien nämlich aus gefilzter Wolle zu sein und Wolle gehört zu den vielen Stoffen, die von dieser Farbe einfach nicht gefärbt werden können. Doch - in dem Fall - glücklicherweise ist der Mantel „Theater-A“ und nicht „Mittelalter-A“ und wird wohl aus einem Baumwoll-Woll-Gemisch bestehen. Nun fehlt nur noch eine Tassel-Schließe oder eine Fibel - neben Bärlauch eines der Dinge, die ich Samstag erstehen werde - und der Mantel ist perfekt.

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von mittelalterlichem Kleinstadtleben, großstädtischen Ausflügen und seltsamen Anwandlungen

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Stimmt. Ich war auch...
Stimmt. Ich war auch ziemlich entgeistert. Habe 'ne...
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DonJuergen - 25. Apr, 18:51
Das passt doch sehr gut!
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