Mittwoch, 6. Juni 2007

V wie Vendetta

„Remember, remember the fifth of november.“

Filme und Bücher, die eine Diktatur à la 1984 zeigen, machen mich einfach fertig. Schon wenn ich daran denke, habe ich die sich vor Hasstiraden überschlagene Stimme des Österreichers im Ohr, die so viele Menschen unerklärlicherweise in ihren Bann ziehen konnte. Hassgefühle gehören eben zu den Dingen, mit denen ich weder umgehen noch sie verstehen kann.

Mehr noch: Der Gedanke, dass es hassende, tief hassende Menschen gibt, die sich durch ihren Hass von machthungrigen, teilweise ebenfalls hassenden, Tiraden skandierenden Pseudopolitikern instrumentalisieren lassen, verstört mich geradezu. Dennoch möchte ich die Geschichten kennen, die ein düsteres Bild der Diktatur zeigen, nicht um Angst vor der Zukunft zu bekommen, sondern um nicht zu vergessen, wie schnell sich eine Demokratie zum totalitären Staat umbauen lässt.

Die Comic-Verfilmung V wie Vendetta ist so eine Geschichte. Wir schreiben das Jahr 2018. Ganz Großbritannien wird von einem totalitären, faschistoiden Regime unterdrückt, dessen Mechanismen stark an die des Hitler-Regimes erinnern: KZ-ähnliche Lager, in die die Homosexuellen, Oppositionellen, Andersdenkenden und Ausländer gesteckt werden. Die Medien werden komplett durch den Großkanzler Adam Sutler und dessen Getreuen der „Nordfeuer-Partei“ kontrolliert. Eine Gestapo-ähnliche Sicherheitspolizei schikaniert, bespitzelt, foltert, tötet. Legitimiert wird das Ganze durch den Kampf gegen „die Terroristen“, die auf der restlichen Welt angeblich Chaos verbreiten und für einen Angriff mit biologischen Waffen verantwortlich sein sollen, der zu 80.000 Toten in der britischen Bevölkerung geführt hat.

Ein Mann stellt sich dem Regime allerdings plötzlich entgegen: V. Ein Einzelgänger. Gnadenlos. Von Rache besessen. Mit einer Guy Fawkes-Maske vor seinem Gesicht. Und sich explizit auf ihn berufend, ihn, dem katholischen Offizier, der am 5. November 1605 versucht hat, das englische Parlament in die Luft zu sprengen.

Wie sich herausstellt, ist er der einzige Überlebende einer üblen Forschungsreihe, in deren Verlauf suspekte Objekte der Gesellschaft als Versuchskaninchen verfrühstückt wurden. Ziel: Eine biologische Waffe gegen „den Feind“. Eines der Ergebnisse: V dreht durch. Er weiß nicht mehr, wer er ist, hat dafür einen messerscharfen Verstand, überzeugendes Kulturverständnis, ist stark, schnell und kampferprobt.

Als Evey in sein Leben tritt, eine Waise, deren Eltern und Bruder dem Regime zum Opfer gefallen sind, ändern sich sein Ziel und seine Legitimierung vorerst nicht, erst zum Ende hin reicht er sein Zepter an die neue Generation – Evey – weiter, in dem er ihr die Entscheidung überlässt, ob das Parlamentsgebäude in die Luft gesprengt werden soll oder nicht.

Ein starker Film. Einer, der zum Nachdenken anregt, zur Frage, ob Terror gegen ein Terrorregime berechtigt ist oder nicht. Ob Gewalt ein Mittel ist, um die Bevölkerung aufzurütteln und sie gegen das Regime einzunehmen. Und ob Rache ein guter Ratgeber ist.

Natürlich: V wie Vendetta ist ein Film. Und die Hauptschwäche von Filmen sind unausgearbeitete Charaktere und offene Fragen. Wieso, fragt man sich, geht eine Bevölkerung, die 12 Jahre lang eine Diktatur aushält, ohne auch nur aufzumucken, nach nur einem Jahr V’scher Gehirnwäsche auf die Straße und steht auf gegen die Unterdrücker? Wie kommt ein Mann dazu, eine Frau zu foltern, um ihr die Angst vor dem Regime auszutreiben? Wie kann eine Frau einem Mann verzeihen, der sie gefoltert hat, aus welchen Gründen auch immer, ihn gar plötzlich für einen großen Mann, einen Helden halten?

Dennoch: Ich habe den Film bereits zum zweiten Mal gesehen und es nicht bereut, auch wenn der Schatten t-r-e-o-s, mit dem ich den Film beim ersten Mal gesehen habe, schon mit der ersten Szene sofort wieder fast fühlbar war. Bei mir eingeordnet in der Kategorie Lieblingsfilm.

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Stimmt. Ich war auch ziemlich entgeistert. Habe 'ne...
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DonJuergen - 25. Apr, 18:51
Das passt doch sehr gut!
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