Politicum

Freitag, 13. Mai 2005

Für weiche Lippen – gegen blaue Augen

Ich mag den Body Shop. Gemütliche Atmosphäre, hochwertige Produkte und das alles ohne unerträgliche Dunstglocken, wie man sie zum Beispiel bei Douglas ertragen muss, mal ganz abgesehen von der nachahmungswerten Unternehmensphilosophie.

Toll ist auch, dass The Body Shop Terre des Femmes unterstützt. Die Kampagne „Stoppt häusliche Gewalt“ will Opfernhelfen. Und das ist auch wichtig, denn: In Deutschland ist jede 4. Frau Opfer häuslicher Gewalt. Die Opfer schweigen meist aus Angst und Scham, ertragen durchschnittlich 35 Übergriffe, bevor sie sich an die Polizei wenden. Dazu kommt, dass in immer mehr Städten die ohnehin knappen Mittel für Frauenhäuser noch mehr gekürzt werden, den MitarbeiterInnen oft nichts anderes übrig bleibt, als Hilfe suchende Frauen wegschicken zu müssen.

Die Kampagne lässt sich leicht unterstützen: Viele Menschen dürften mittlerweile zu Hause das eine oder andere alte Handy liegen haben, das man nicht mehr verkaufen mag, weil’s ohnehin kein Geld mehr einbringt, das zum Wegwerfen dann aber doch zu schade ist. Für jedes alte Handy, das beim Body Shop abgegeben wird, gehen 3,50 Euro an Terre des Femmes – ich werde, da ich wohl heute ein neues Handy bekomme, mein altes Handy am Dienstag abgeben.

Außerdem wurde eigens zu diesem Zweck ein Minz-Lippenpflegestift entwickelt, dessen ausgesuchte Pflegestoffe wie Olivenöl, Vitamin E und Bienenwachs die Lippen verwöhnt und pflegt. Von jedem verkauften Stift (4 Euro) gehen 1,50 Euro an Terre des Femmes. Was mich richtig freut: Ich habe ganz oft sehr trockene Lippen, die resistent gegen die meisten Pflegemittelchen sind. Der Stift gehört zu den wenigen, die wirklich helfen.

Mittwoch, 27. April 2005

Gesetzesinitiative gegen Zwangsprostitution

Die CDU/CSU-Fraktion will Freier von Zwangsprostituierten unter Strafe stellen, ihr Gesetzesentwurf wurde Montag in den Bundestag eingebracht. Das ist – finde ich – auch nur recht und billig, schließlich vergewaltigen diese Freier die als Sklaven gehaltenen Frauen. Jedoch befürchte ich, dass der Vorstoß nicht Gesetz, sondern nur bis ins Kleinste zerredet wird im Koalitions-Oppositions-Hick-Hack.

Und ich höre auch schon wieder die Maskulisten aufstöhnen, weil die armen Männer mal wieder pauschal kriminilasiert werden sollen und man doch auch nicht wissen kann, ob die Frau nun Zwangsprostituierte ist oder nicht. Ich habe zwar zum Glück keine Erfahrung in dieser Hinsicht – weder auf der einen noch auf der anderen Seite - doch dieses Argument hält meiner Meinung nach keiner näheren Betrachtung stand: Schließlich kommt man(n) beim Sex den Frauen doch ziemlich nah und da kann man ja wohl verlangen, dass selbst der unsensibelste Mann bemerkt, wenn die Frau kein einziges Wort deutsch spricht, er allein mit dem Zuhälter verhandelt, dass Angst in ihren Augen steht, dass sie die eine oder andere Blessur am Körper hat. Von abgeschlossenen Zimmern ganz zu schweigen, obwohl selbst deutsche KFOR-Soldaten solche Indizien – wie auch vergitterte Fenster - irgendwie nicht so richtig deuten wollen.

Doch wo keine Nachfrage ist, weil die Freier sich eben überlegen, ob sie zu „naturgeilen Ukrainerinnen“ oder doch lieber zu Uschi um die Ecke gehen (die dann natürlich auch nicht alles mitmacht), also, wo die Nachfrage doch wenigstens sinkt, sinkt naturgemäß auch das Angebot und damit die Sklaverei in Deutschland.

Siehe hierzu auch hier und hier.

Montag, 25. April 2005

Steinigung in Afghanistan

Mr Bush und seine Schergen sind angetreten, der islamischen Welt Demokratie, Frieden und Freiheit zu bringen. Das hat ja auch richtig gut geklappt: Frau in Afghanistan wegen Ehebruchs gesteinigt. Unnötig zu sagen, dass der beteiligte Mann mit 100 Peitschenhieben davonkam.

Montag, 11. April 2005

Unterschrift für Frauenhäuser

Es ist ja nichts Neues, dass die Kommunen pleite sind. Und es ist auch nichts Neues, dass zuerst an kulturellen und sozialen Einrichtungen gespart wird. So wurde unter anderem das erste Hamburger Frauenhaus zum 1. Januar dieses Jahres geschlossen. Und es stehen noch viele weitere Frauenhäuser und andere wichtige Einrichtungen wie Jugend- und Kinderschutzprojekten, Notrufen und Therapiezentren auf der Abschussliste.

Die Lobby für Menschenrechte hat eine Unterschriftenaktion gestartet, um den Verantwortlichen zu zeigen, dass diese Kürzungen nicht jedem Bürger gleichgültig sind.

Der Papst ist tot und was die Lutheraner davon halten

Herr Mausshardt von der taz ist evangelisch und ziemlich genervt ob des Pomps um den Papst. Und das liest sich ziemlich witzig.

Ich persönlich habe von der ganzen Misere kaum etwas mitbekommen. Aber ich gucke auch selten Fernsehen. Und schaue noch wesentlich seltener in die Bunte. Ist offensichtlich - für eine Heidin - auch besser fürs Nervenkostüm.

Dienstag, 8. März 2005

Und wieder ist der 8. März

Heute ist Weltfrauentag ... frauentag ... tag ... hallt es wider im Blogger-Universum. Die einhellige Meinung scheint - hier und da etwas abgewandelt - zu sein: Eigentlich unnötig. Mittlerweile. Oder: Heute mache ich mir einen schönen Tag/Frauen, macht euch heute einen schönen Tag.

Auch ich persönlich "brauche" keinen Weltfrauentag, klar. Aber es ist ja auch der Weltfrauentag, und nicht jeder Frau auf der Welt geht es so wie mir. Und auch Frauen in Deutschland können nicht immer bejahen bei der Frage: "Wirst du gleichberechtigt behandelt?" Dieser Tag ist nicht für toughe, emanzipierte, nicht unterdrückte Frauen da. Sondern für die unterdrückten, ängstlichen Frauen oder die, die ihre Rechte unter Lebensgefahr einfordern.

Der Weltfrauentag scheint aber zu wirken ... irgendwie. Immerhin wird über ihn gesprochen. Und das kann ja auch zum Nachdenken anregen. Oder zum Helfen. In diesem Sinne: Schönen Weltfrauentag allerseits!

Montag, 28. Februar 2005

Sind wir eine Bedrohung?

Dr. Rolf Pohl vom Institut für Soziologie und Sozialpsychologie der Uni Hannoer hat sich gefragt, warum sexuelle Gewalt existiert und vor allem warum sie überwiegend männlich ist. Die Antwort ist so einfach wie beklemmend: Männer haben Angst vor der Weiblichkeit. Die Gründe sind in der Falle zu suchen, die sich Männer jahrhundertelang selbst gestellt haben: Sie sind das starke Geschlecht, doch die Frau weckt Verlangen in ihnen, nimmt ihnen also die Kontrolle und zeigt ihnen ihre Schwäche. Und das alles, obwohl Frauen doch eigentlich das schwache Geschlecht sind. Das weckt natürlich Angst, Wut, Aggression.

Das Elend in Zahlen: Pohl weist in seinem Buch Feindbild Frau auf eine repräsentative Studie hin, nach der 88 Prozent der deutschen Männer unbewusst Angst vor Frauen und 84 Prozent Angst vor Potenzversagen haben.

Das Elend ist mir – auch ohne Umfragen und Doktoren – schon länger bekannt. Nur ist’s doch schockierend, die Zahlen schwarz auf pastell-orange-rot zu lesen. Also, liebe Männer: Verlasst die Strukturen, die euch fesseln und die diese Angst in euch wecken. Das wäre dann echte Stärke. Und wir brauchen über Feminismus nicht mehr zu diskutieren.

Montag, 21. Februar 2005

Gegen Verbrechen im Namen der Ehre

Und wieder ist passiert: Ein Ehrrenmord, mitten in Deutschlands Hauptstadt. Hatin Sürücü wurde höchstwahrscheinlich deswegen getötet, weil sie ihr Recht auf ein selbstbestimmtes Leben in Anspruch nahm. In Deutschland. Wo das Grundgesetz die Gleichberechtigung ausdrücklich festschreibt. Wo die Würde des Menschen unantastbar ist. Doch was nützt das schönste Grundgesetz, wenn niemand da ist, der es durchsetzen will?

Eine Studie von Papatya, einer Berliner Kriseneinrichtung für junge Migrantinnen, ergab laut Spiegel, dass zwischen 1996 und 2004 45 Ehrenmorde in Deutschland begangen wurden. Wer meint, dass eine solch geringe Zahl die Kampagne gegen Verbrechen im Namen der Ehre von Terre des Femmes nicht rechtfertigt, möge bitte bedenken, dass die meisten Frauen eben nicht ausbrechen und ihr Los als moderne Sklavinnen ihrer Ehemänner und Schwiegermütter hinnehmen. Und das tausendfach ebenfalls mitten in Deutschland.

Und wer meint, es gebe für diese Praktiken keinen Nährboden, lasse sich dieses Statement auf der Zunge zergehen: „Sie hat ja wie eine Deutsche gelebt“, kommentierten drei Schüler einer dem Tatort nahe gelegenen Hauptschule. Dass der Rektor gleich eingeschritten ist, mögen die Schüler aber nicht verstehen. Sie meinen, dass war doch nur Spaß.

Szenenwechsel: Sommer, an der gleichen Schule: Die wenigsten Musliminnen tragen Kopftuch. Das sieht ja schon liberal aus. Doch Musliminnen sollten sich mit Minirock nicht erwischen lassen. Jedenfalls nicht, wenn ihnen das Schimpfwort Schlampe nicht gefällt.

Mittwoch, 26. Januar 2005

Atomkraft - nein danke!

Da mein Kleinstadtlandkreis direkt neben dem berühmt-berüchtigten Landkreis Lüchow-Dannenberg mit seinem kleinen Örtchen Gorleben gelegen ist, ist es zwangsläufig so, dass das Wort "Atomkraft" seit meiner frühesten Jugend in meinem Leben mehr oder weniger präsent ist.

Doch nicht nur die Lüchow-Dannenberger sind gegen Atomkraft: Viele Organisationen Europas haben sich zusammengeschlossen, um von 1 Million Menschen Unterschrifen zu sammeln. Die Ziele sind so einfach wie umstritten:

Keine neuen Atomkraftwerke, Ausstiegspläne für die alten und alles, was da sonst noch dran hängt. Nun will ich gar nicht dafür oder dagegen sprechen, sondern nur einen kurzen Hinweis geben: Wer eine solche Petition unterstützen möchte, kann dies mit seinem Autogramm hier tun. Etwas Zeit ist auch noch: Erst zum Tschernobyl-Gedenktag wird die Liste medienwirksam präsentiert.

Kleinstadtellis Welt

von mittelalterlichem Kleinstadtleben, großstädtischen Ausflügen und seltsamen Anwandlungen

Dein Status

Du bist nicht Teil der Kleinstadtwelt.

Für Suchende

 

Stadtgespräch

Tja, was neues ist das...
Tja, was neues ist das leider nicht. Vor allem, was...
Oliver (Gast) - 24. Okt, 15:27
Solche "wichtigen" Meldungen...
... sollen doch nur von den Dingen ablenken, von denen...
DonJuergen - 13. Sep, 18:14
Stimmt. Ich war auch...
Stimmt. Ich war auch ziemlich entgeistert. Habe 'ne...
Trojaner2304 (Gast) - 26. Apr, 09:09
1984
Ich finde das "Ministerium für Liebe" - ebenfalls Orwell...
DonJuergen - 25. Apr, 18:51
Das passt doch sehr gut!
Das passt doch sehr gut!
DantesMuse - 19. Apr, 10:41
Ich kann da als kinderlose...
Ich kann da als kinderlose Frau nicht mitreden. Aber...
Ani72 - 19. Apr, 08:35
In der Heute Show wurde...
In der Heute Show wurde ein schöner Plakat - Schnappschuss...
Ani72 - 18. Apr, 22:35
Schön, wenn's so wäre....
Schön, wenn's so wäre. Ich Niedersächsin habe aber...
DantesMuse - 18. Apr, 21:12