Montag, 11. Dezember 2006

Seltsames Weihnachtszeuch die II.

Wow. Ich muss mich einen Moment sammeln. Es passiert wirklich nicht oft, dass ich beim Lesen eines Satzes Luft holen muss, weil ich denke, dass er so lang ist, dass mir die Luft ausgeht, wenn ich ihn sprechen würde. Das liegt zum einen daran, dass es nicht viele verschachtelte Sätze gibt, von denen ich den Eindruck gewinne, dass ich sie während einer meiner hitzig und temperamentvoll geführten Diskussionen benutzen könnte, sondern auch daran, dass ich in vielen verschachtelten Sätzen argumentiere – und insofern, abgesehen von meinem eher bescheidenen, weil bandlosen Herumgesinge, eine gute Atemkondition habe.

Doch welcher Satz war es denn nun, der Kleinstadtelli in Atemnot versetzte? *räusper* Ich zitiere:

Und zwar zum Einen die, die vor Vorfreude glückselig und Trallala-Schmalzlieder singend durch die hellerleuchtete, glitzernde Lichter- und Tinnefwelt des Konsumweihnachtens von einem "Oh" zum nächsten "Ah" taumeln und den Rest der Menscheit mit vor Rührung weit geöffneten und feuchten Augen anhimmeln, während ihre Arme gerade noch ausreichen, um all die schönen, tollen Geschenke zu halten, die sie für Gott und die Welt und sogar Nachbars Katze erstanden haben - und zum anderen Misanthropen wie mich, die diese unserer Meinung nach geheuchelte und falsche Art von Weihnachten sowas von überhaupt nicht abkönnen und am liebsten bereits vor dem 1. Advent abtauchen und erst an Silvester wieder auftauchen würden.

Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Wow. Ich muss mich einen Moment sammeln. Nun weiß der geschätzte Leser auch, warum sich dieses Zitat unter der Überschrift „Seltsames Weihnachtszeuch die II.“ wiederfindet. LukUHLus hat, so scheint’s, eine ähnlich motivierte Abneigung im Laufe seines Lebens aufgebaut wie ich.

Und deswegen kann ich diesem Beitrag, der so herrlich mit dem oben zitierten Satz beginnt, inhaltlich nur voll und ganz zustimmen.

Freitag, 8. Dezember 2006

Seltsames Weihnachtszeuch die I.

Das dritte Weihnachten arbeiten in der Nähe einer der Haupteinkaufsstraßen der Großstadt entlockt mir höchstens noch ein seufzendes Schulterzucken. Dem Rumgeschiebe und -geschubse, den rummotzenden Geschenkejagern, den Auf-gar-keinen-Fall-Beiseitegehern und vor allen Dingen der schlechten Laune, die einem aus fast jedem Gesicht wie ein schlecht isolierter Castorbehälter entgegenstrahlt, entziehe ich mich durch Umwege und völliger Konsumverweigerung.

Beim ersten Mal, also zu der Zeit, als ich meine Leutchen nicht wegen Weihnachten, sondern der dunklen, kalten Jahreszeit wegen beschenkte – ausdrücklich nicht an Weihnachten –, stand nach drei Tagen fest: Das ist der letzte Dezember, den ich mit Geschenke kaufen verbringe. Die dunkle, kalte Jahreszeit kann man nämlich auch ganz einfach mit Keksen vertreiben. Oder einem ausgiebigen Brunch. Oder so. Die Mordgelüste nahmen nämlich überhand, die Nerven lagen blank und in Anbetracht der Tatsache, dass ich in dieser Jahreszeit ohnehin eher zu den depressiven Zeitgenossen gehöre, fand ich es überhaupt nicht sinnvoll, mich mit miesgelaunten, ignoranten, genervten, wütenden und fantasielosen Menschen zu umgeben, in deren leeren Augen die Hoffnungslosigkeit eines jährlich wiederkehrenden, jährlich vermurksten, aber nichts desto Trotz geschenkreichen Weihnachtsfestes zu lesen ist.

Mittlerweile habe ich so viel Distanz zu dieser Einkaufsmasse, dass mich das Paradoxon Fest der Liebe/Einkaufsschlacht eher amüsiert als schockiert. Das liegt möglicherweise auch an seltsamen Umfragen seltsamer Radiosender, bei denen dann rauskommt, dass es Leute gibt, die meinen, Weihnachten wäre von Coca Cola erfunden worden. Und dabei hat Coca Cola nicht mal den Weihnachtsmann erfunden. Aber das ist eine ganz andere Geschichte, und soll ein andermal erzählt werden. (Übrigens das erste Mal, dass ich offiziell aus Michael Endes „Unendliche Geschichte“ klaue zitiere.)

Wie auch immer. Eigentlich gibt es nur einen Grund, warum ich meine geschätzten Leser in diesem Jahr nicht vor der Weihnachtskeule bewahre, genauso genommen ist sogar nur ein Wort Schuld: Weihnachtsbaumschürze. In einem Prospekt, der einem der beiden kleinstädtischen Anzeigenblattern beigelegt war, wurde so etwas nämlich angeboten. Also. Eine Weihnachtsbaumschürze. Damit der Weihnachtsbaum sich nicht bekleckert. Oder damit niemand sehen kann, wie hässlich der Baumschmuck wirklich ist. Oder als „Kleines Schwarzes“. Oder ... wie? Ich hoffe, dieses komische Dingens wird kein neuer Trend – irgendwann ist selbst bei Weihnachten die Lächerlichkeitsgrenze erreicht.

Donnerstag, 30. November 2006

Zu Hülf!

Deutschland ist, das wird kaum einer bestreiten, ein geradezu inbrünstig bürokratisches Land. Hierfür will eine Genehmigung eingeholt, dafür ein bestimmter Schein vorgelegt werden.

So habe ich beispielsweise einen Freund, der sich als Ich-AG selbstständig machte - und auch auf dem Amt bei der Agentur für Arbeit keinen Zweifel daran ließ, dass er handwerkliche Arbeiten aller Art anzubieten gedachte. Der Mitarbeiter besagter Agentur nahm das wohl schulterzuckend so hin, besagter Freund putzte unter anderem auftragsgemäß ein Haus, normalerweise eine Malerarbeit. Das wiederum hat ein geschäftiger Mitarbeiter meiner Lieblingskleinstadt gesehen, der ihn darauf aufmerksam machte, dass er solche Arbeiten nur ausführen dürfe, wenn er einen Malermeister beschäftige. Sicherlich gilt dies auch für Zimmermanns-, Steinsetzer- und viele andere handwerkliche Arbeiten, die besagter Freund natürlich auch angeboten hat und vor denen ihn besagter Agenturmitarbeiter sicherheitshalber nicht gewarnt hat. Und natürlich wurde es teuer: 4.000 Euro für den Auftraggeber, 3.000 Euro für besagten Freund.

Ich selbst hatte in diesem Jahr auch ein sehr interessantes Erlebnis: Mir wurde zum ersten Mal mein Konto gepfändet. Doch damit nicht genug: Das Konto wurde gepfändet, weil das Finanzamt meiner Lieblingskleinstadt unglaubliche 5 Wochen auf die riesige Summe von 87 Euro warten musste. Hierbei handelt es sich um meine Kfz-Steuer, deren umgehende Bezahlung ich schlicht vergessen habe. Doch damit nicht genug: Das Konto wurde also gepfändet, natürlich, damit mir das auch richtig weh tut, am Anfang des Monats, also dann, wenn Miete etc. bezahlt werden wollen, die besagten 87 Euro plus etwa 30 Euro Bearbeitungsgebühr meinem Konto entnommen und das Konto wieder freigegeben. Die Bankpraxis sieht dann so aus, dass das Geld 2 Wochen auf einem Extrakonto gebunkert wird, weil ja durchaus die Möglichkeit besteht, dass ich Widerspruch einlege. Man sollte annehmen, solche Feinheiten seien auch dem Finanzamt bekannt, wenn sie schon so fix beim Pfänden sind. Doch weit gefehlt: Etwa 2 Wochen nach der Pfändung flatterte mir von meinem Lieblingslandkreis die Nachricht ins Haus, dass ich mein Auto ab sofort nicht mehr bewegen dürfe, weil das Finanzamt nach wie vor vergeblich auf diese unglaublich großen Steuerbetrag warte. Außerdem habe ich innerhalb von einer Woche mit Nummernschildern dort aufzutauchen, damit das Auto zwangsabgemeldet werden könne. Ein belustigter Anruf beim Landkreis und ein zorniger Anruf beim Finanzamt später war klar, dass diese vermaledeite Steuer auf dem Konto des Finanzamts eingegangen sei. Die Sache wäre also erledigt, wenn nicht dem Landkreis durch dieses Schreiben auch noch etwa 30 Euro Kosten entstanden wären, die der Landkreis nun bei mir einfordert, obwohl ja das Finanzamt das verschusselt hat. Nun muss ich also dem Landkreis klarmachen, dass das Finanzamt hier der richtige Ansprechpartner ist und dem Finanzamt, dass es diese Kosten gefälligst zu zahlen hat. Bei dem Gedanken an den zähen Kampf, der mir wegen der paar Kröten ins Haus steht, bin ich fast versucht, einfach zu zahlen. Glücklicherweise ist (noch) mein Gerechtigkeitssinn stärker.

Ich könnte noch diese oder jene Begebenheit zum Besten geben, um zu erklären, warum ich jeden verstehen kann, der angesichts blöder Behörden und hinterlistiger Versicherungs- oder Bankvertreter den Kopf in den Sand steckt. Doch das ist eigentlich gar nicht die Botschaft dieses Beitrages. lukUHLus, ein Blogger, den ich erst kürzlich entdeckte, dessen Ansichten mir aber sehr gefallen, gehört(e) nämlich zu den Straußvertretern, die meinen, es reiche, Briefe nicht zu öffnen, um Schaden abzuwenden. Und nun steckt er tief im Schlamassel und muss dem Finanzamt in einem halben Jahr 13.000 Euro bezahlen, um den Schaden zu begrenzen. Da aufgrund anderer widriger Umstände seine Bonität die nächsten Jahre sozusagen nicht vorhanden ist, bittet er die Bloggergemeinde um Hilfe. Ein Kredit, eine Spende - jeder Fitzel könnte ihm helfen. Im Moment bin ich nicht in der Lage, ihm zu helfen, denn auch über meinem Kopf kreist der Pleitegeier, aber vielleicht fasst sich ja einer meiner Leser ein Herz? Oder trägt die Bitte weiter? Ein halbes Jahr ist Zeit, vielleicht kann ich bis dahin den Pleitegeier verscheuchen und auch helfen, man weiß ja nie. Ich wünsch dir bei diesem Projekt auf jeden Fall viel Erfolg, lukUHLus - auf das dieses Projekt Schule mache und noch vielen anderen Menschen helfe!

Freitag, 24. November 2006

Männertraum

Ein verhunztes Deutsch ist ja gemeinhin eine ziemlich furchtbare Angelegenheit. Aber es gibt so manche Neuschöpfungen, die sind einfach klasse. Sie glauben mir nicht? Man(n) stelle sich vor, es wäre wirklich möglich, eine tolle Latte to go zu bestellen. Das würde diese kleinen blauen Pillen schlicht überflüssig machen! Dumm nur, dass Frauen wahrscheinlich auch dieses Produkt bekommen, auch wenn sie eigentlich nur einen mittelgroßen Latte Macchiato bestellt haben ...

Guten Appetit!

Vorsicht, liebe Packerl-Aufreißer: Töne wie diese oder diese mögen euch zum selbst Kochen, gar zum Genießen verleiten. Doch ist die Büchse der Pandora erst einmal geöffnet, schmeckt das Fertigfutter nach dem, was es ist: Chemie, Plastik, Fertigfutter eben. Und das geht ziemlich schnell. Selbst eure Nase wird beginnen, euch den Versuch übel zu nehmen, wieder auf das „einfachere“ Fertigfutter umzusteigen. Das bedeutet: Ständig viel zu viel Zeit investieren zu müssen, die man bekanntlich wegen viel zu viel Arbeit nicht hat (ziemlich lecker, der Eintopf, btw).

Und jetzt mal ernsthaft: In Anbetracht der Tatsache, dass ich Leute kenne, die noch nicht mal Rahmspinat würzen, geschweige denn, ihn mit einer Zwiebel verwöhnen, stattdessen aber den (immerhin selbstgestampften) Kartoffelbrei mit Maggi meinen essbar machen zu können, in Anbetracht der Tatsache, dass ich Leute kenne, die seit mindestens 10 Jahren nichts anderes ... nun ... zubereitet haben außer Fertigfutter, vergeht mir echt der Appetit. Ich bin wirklich nicht der Typ, der gerne komplizierte Sachen kocht, weil auch mir – gerade in der Woche – der Aufwand zu groß ist – aber schnelle, einfache, leckere, gesunde Gerichte gibt es zuhauf. Übrigens kann ein gutes Essen – mit dem Kochen vorweg, natürlich – unglaublich entspannend sein. Doch nun wende ich mich seufzend und schulterzuckend meinen Nudeln mit „Tomaten-Sahne-Pilz-Karotte-Mozzarella-was-halt-noch-so-da-war-Sauce“ zu (Zubereitungszeit: etwa 30 Minuten, und dass auch nur, weil ich langsam schnippel und nebenbei telefoniert habe – trotzdem kann Miracoli geschmack- und geruchlich dagegen einpacken), denn eigentlich weiß ich ja: Wirklichen Ungern-Essern kann man sowieso nicht ausreden, dass Kochen die niederste Tätigkeit der Welt ist.

Gute Nachricht

Und man darf doch zitieren und zusammenfassen. Ist ja eigentlich auch logisch, sonst wäre jede Presseschau ja Urheberrechtsverletzung. Aber man kann’s ja mal versuchen.

Mittwoch, 22. November 2006

Amok

Ja. Genau. Es ist natürlich viel einfacher, Ballerspielen die Schuld zu geben. Dann kann man das Geschehen leichter unter den Teppich kehren – und auf die nächste Tragödie warten. Bis zu dem Tag, an dem es gefährlicher ist, eine Schule zu besuchen, als am Straßenverkehr teilzunehmen. Oder dem Tag, an dem Mitleid, Toleranz, Verständnis, Güte, Hilfe oder Respekt voreinander ganz offiziell verpönt sind.

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Tja, was neues ist das...
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DonJuergen - 13. Sep, 18:14
Stimmt. Ich war auch...
Stimmt. Ich war auch ziemlich entgeistert. Habe 'ne...
Trojaner2304 (Gast) - 26. Apr, 09:09
1984
Ich finde das "Ministerium für Liebe" - ebenfalls Orwell...
DonJuergen - 25. Apr, 18:51
Das passt doch sehr gut!
Das passt doch sehr gut!
DantesMuse - 19. Apr, 10:41
Ich kann da als kinderlose...
Ich kann da als kinderlose Frau nicht mitreden. Aber...
Ani72 - 19. Apr, 08:35
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Ani72 - 18. Apr, 22:35
Schön, wenn's so wäre....
Schön, wenn's so wäre. Ich Niedersächsin habe aber...
DantesMuse - 18. Apr, 21:12