Donnerstag, 16. August 2007

Von einem, der auszog, seinen Führerschein zu eliminieren

Kleinstädter sind schon ein seltsames Völkchen. Ich bin das beste Beispiel, was regelmäßigen Lesern nicht entgangen sein dürfte. Zum Glück gibt es aber immer noch verschrobenere Menschenkinder, zumeist diejenigen, die in den umliegenden Dörfern von Kleinstädten wohnen - rein statistisch gesehen. Das liegt wahrscheinlich an mangelnder kultureller oder sonstwie gearteter Abwechslung, vielleicht aber auch am immer schlechter werdenden Fernsehprogramm oder daran, dass die Marianne von Marianne und Michael kürzlich einen Nervenzusammenbruch hatte, so genau lässt sich das nicht festmachen.

Diese tolerierte, teilweise auch durchaus liebenswerte Verschrobenheit kann allerdings Ausmaße annehmen, die nichts mehr mit Verschrobenheit zu tun haben. In solchen Fällen sprach man früher vom blöden Bauern, heute nennt zumindest Kleinstadtelse solche Menschenkinder Vollpfosten.

Diese Vorrede dient übrigens als Einleitung für eine kleine Anekdote, die leider nicht meinem Kopf, sondern der Realität entsprungen ist und so von der zuständigen Polizeidienststelle verkündet wurde - auch wenn man es kaum glauben kann.

Es begab sich nämlich am letzten Wochenende, dass ein 40-jähriger Mann aus irgendwelchen Gründen mit seinem Auto irgendwohin fahren wollte. Das ist, auch wenn es sehr spät war, als der Mann sich hinter sein Steuer setzte, an sich nichts Ungewöhnliches - schon gar nicht für Menschen aus meinem Landkreis, der, was die öffentlichen Verkehrsmittel am Wochenende zur Nachtzeit betrifft, nicht eben grandios ausgestattet ist.

Dumm an der Sache war, dass besagter Mann nicht bedachte, dass die Alkoholmenge, die er zuvor konsumiert hatte, das Führen eines Fahrzeuges erschwert und aus diesem Grund verboten ist. Wie es der Teufel so wollte, geriet er in eine Allgemeine Verkehrskontrolle, in deren Verlauf die kontrollierenden Polizisten nicht nur einen Promillewert von 1,14 feststellten, sondern den Führerschein aus eben diesem Grund entzogen.

Das ist allerdings noch lange nicht alles: Besagter Mann scheint nicht viel von der Staatsgewalt zu halten, denn bereits nach einer Stunde wurde er wieder hinter dem Lenkrad seines Wagens erwischt. Und dann noch zwei Mal in der nächsten Nacht, dieses Mal im Bereich meiner heißgeliebten Kleinstadt. Und dann noch einmal, in der nächsten Nacht.

Das wurde den Polizisten etwas zu bunt - verständlicherweise - also behielten sie den Schlüssel ein. Nun weiß man ja, dass es für einzelne Fahrzeuge meist zwei bis drei Schlüssel gibt, und so kann sich der geneigte Leser vielleicht vorstellen, was weiter passierte:

Am übernächsten Morgen, vulgo: gestern, wurde er in der Nähe der kleinstädtischen Agentur für Arbeit angetroffen - hinter seinem Steuer. Die Folge: Der Wagen wurde sichergestellt und abgeschleppt.

Das fand der Mann aber gar nicht gut: Er behauptete, dass er seinem 17-jährigen Beifahrer das Auto verkauft habe und es deswegen rechtswidrig sei, das Auto abzuschleppen. Die Autorin vermutet, dass sich die Wortwahl ein wenig ... nun ja ... grobschlächtiger dargestellt haben könnte.

Die Autorin kann sich durchaus das süffisante Grinsen vorstellen, mit dem die Polizisten diese Nachricht vernommen haben mochten. Sie zogen das Fahrzeug nämlich trotzdem ein, dafür hat besagter 17-Jährige nun aber auch eine Strafanzeige am Hals, wie man so schön sagt. Schließlich hat er ja als Fahrzeughalter, der er angeblich ist, zugelassen, dass jemand sein Auto fährt, obwohl dieser jemand überhaupt keinen Führerschein hat. Und behaupten, dass er, also der 17-jährige, das ja gar nicht wusste, kann er auch nicht. Bei den unzähligen - Verzeihung - 6 Malen, bei denen der 40-jährige unfreiwilligen Kontakt mit der Polizei hatte, war der Beifahrer mindestens 1 Mal dabei.

Ergebnis: Ein 40-jähriger, der seinen Führerschein wohl nie wieder sieht, ein 17-jähriger, der sich schwarz ärgern dürfte, weil er so blöd war, jemandem helfen zu wollen, dem offenkundig nicht mehr zu helfen ist und eine Kleinstadtelse, der es doch manchmal peinlich ist, in der Kleinstadt zu wohnen.

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DonJuergen - 25. Apr, 18:51
Das passt doch sehr gut!
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