Montag, 20. April 2009

Kindergrundsicherung - eigentlich klar - oder?!

Die Chancen auf ein gutes Aufwachsen sind in Deutschland von Geburt an höchst ungleich verteilt. Auch viele ökonomische Argumente sprechen dafür, in eine gute materielle Absicherung aller Kinder zu investieren. Denn sonst können Kinder weder voll am sozialen Leben teilhaben noch dem Arbeitsmarkt zukünftig zur Verfügung stehen. Wir dürfen in Deutschland kein einziges Kind zurück lassen und müssen deshalb dieses Gerechtigkeitsproblem schnell und nachhaltig lösen!

so Christiane Reckmann, Vorsitzende des Zukunftsforum Familie e.V., in der Pressemitteilung des Bündnisses Kindergrundsicherung. Das Bündnis, dem unter anderem der Kinderschutzbund, die AWO und profamilia angehören, fordert eine Kindergrundsicherung von 500 Euro pro Kind.

Bei dieser Zahl höre ich schon den Einwand: "Aber dann bekommen ja die Leute Kinder, die nicht arbeiten wollen." Und den höre ich deswegen, weil ich ihn tatsächlich schon gehört habe, allerdings in einem - etwas - anderen Zusammenhang. Bei der Hartz IV-Debatte hieß es nämlich auch häufig, dass die Eltern den damals diskutierten, ach so unglablich hohen Mehrbetrag dann für ihren Bedarf, namentlich Alkohol und Co, verwenden würden.

Natürlich. Der Mensch ist ja eh von Natur aus böse, und der Hartz IV-Empfänger sowieso. Und gleichzeitig wird auf die sinkende Geburtenrate verwiesen, die ja nun - wie aus den Medien bekannt - ganz schrecklich ist für Deutschland. Und dann gibt es ja noch die Schulabbrecher, teilweise schon in dritter Generation, die sich aus Deutschland verabschiedet haben. Die Bösen. Ist nämlich auch ganz allein ihre Schuld. Oder wahlweise die ihrer Eltern. Oder die ihres Umfeldes.

Und ganz nebenbei hört man noch allerorten: Bildung ist alles, wir benötigen hochqualifiziertes Personal, können teilweise Stellen nicht besetzen. Von dieser Rezension mal ganz zu schweigen, die ein Hohelied auf die Reproduktion singt und dabei - natürlich - in Bausch und Bogen die Emanzipation verdammt, die ja schließlich - nach der Argumentation des Rezensenten - Schuld ist am Schwund des deutschen Humankapitals.

Und dann sitzt man da, als kleine, verrückte, durchaus emanzipierte, kinderliebe Frau, Mutter, arbeitswütig, aber alles andere als karrierebesessen, die ihrem Knirps die bestmöglichen Chancen bieten möchte, aber das momentan ganz sicher nur kann, wenn sie Geld verdient, und fragt sich, angesichts der widersprüchlichen Ansprüche ganz stumpf und profan: "Häh?"

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DonJuergen - 21. Apr, 15:20

Da hilft nur eins...

... schnell 'ne Bank gründen und dann Staatsknete aus dem Rettungpaket abgreifen.

Sammelmappe (Gast) - 22. Apr, 17:05

Es ist immer wieder beschämend zu sehen, wie sich die Politik für Kinder einsetzt: Sie unterscheidet sie, klassifiziert sie, selektiert sie.
Alle sind für Kinder, aber es sollen schon die "richtigen" sein. Leistungsträger-Gene-tragende Kinder vielleicht?

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Tja, was neues ist das...
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Oliver (Gast) - 24. Okt, 15:27
Solche "wichtigen" Meldungen...
... sollen doch nur von den Dingen ablenken, von denen...
DonJuergen - 13. Sep, 18:14
Stimmt. Ich war auch...
Stimmt. Ich war auch ziemlich entgeistert. Habe 'ne...
Trojaner2304 (Gast) - 26. Apr, 09:09
1984
Ich finde das "Ministerium für Liebe" - ebenfalls Orwell...
DonJuergen - 25. Apr, 18:51
Das passt doch sehr gut!
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DantesMuse - 19. Apr, 10:41
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Ich kann da als kinderlose Frau nicht mitreden. Aber...
Ani72 - 19. Apr, 08:35
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Ani72 - 18. Apr, 22:35
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DantesMuse - 18. Apr, 21:12