Dienstag, 22. März 2011

Von Vorsätzen, Sackgassen und Sternenhimmeln

Ich war noch nie ein Freund von Vorsätzen fürs neue Jahr. Ich wüsste nicht einmal zu sagen, woran das liegen könnte. Vielleicht traue ich mir selbst nicht genug, schließlich ist die Wahrscheinlichkeit nicht sehr groß, dass ich Vorsätze einhalte, die ich ausgerechnet in der dunkelsten Jahreszeit des Jahres gefasst habe - auch wenn es zwischen den Jahren (noch) unmerklich wieder heller wird. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich nicht verstehe, warum wir das neue Jahr ausgerechnet in dieser dunklen Zeit begrüßen, vielleicht daran, dass ich mit Tagen, die - letztendlich - zu Ehren eines Bischofs gefeiert werden, nicht viel anfangen kann, vieleicht aber auch an ganz anderen Dingen.

2010 habe ich mit der vorsatzfreien Tradition gebrochen. Ein Kurs stand auf meiner Vorsatzliste. Ein Kurs, in dem ich endlich vernünftig Gemüse schnippeln lerne. Teils aus Mitgefühl mit meinen Mitmenschen - guckten die mir auf die Finger beim Schnippeln, wandten sie sich sogleich mit Grausen ab in der Erwartung, in den nächsten Sekunden den Notarzt rufen zu müssen, gleichzeitig mit hektischen Blicken und Gedankengängen nach einer Möglichkeit suchend, den Finger, der sicher gleich nicht mehr zu meinem Körper gehören wird, kurzzeitig konservieren zu können, um der wunderbaren Welt der Medizin die Möglichkeit zu geben, mir eben diesen wieder anzunähen.

Aber eine Frau ohne gute Vorsätze fürs neue Jahr hält sie auch nicht ein, wenn sie sich welche vornimmt: Ich war bei keinem Kurs, was schlicht daran liegt, dass zumindest hier im Kleinstadtsumpf nur Kochkurse angeboten werden - mit Großstadtflair allerdings, was völlig abgefahrene Vier-Gänge-Menüs zur Folge hat, bei denen Zutaten, die mindestens in der Klasse "Hummer" spielen, nicht fehlen dürfen.

Freund Internet stand mir rein zufällig hilfreich zur Seite, genauer: der Gräfe & Unzer Verlag. Noch genauer: Die Küchengötter. Da gibt's nämlich Videos, die zeigen, wie man einen Weißkohl und anderes widerspenstiges Gemüse behandelt. Sehr praktisch. Schmerzerfüllte Blicke werfen mir betroffene Menschenkinder immer noch zu, die mir beim Gemüse schneiden zusehen, aber ich schiebe das gut gelaunt darauf, dass ich weiß Gott kein Profi bin - und außerdem Linkshänder. Denn die Tatsache, dass ich auch beim Schneiden alles verkehrt herum mache, scheint in diesem Fall Fantasien zu beflügeln. Das Allerwichtigste ist aber: Ich bin jetzt viel schneller.

Und das spart mir als jahrelange Gemüsekisten-Abonnentin eine ganze Menge Zeit.

Mein zweiter Vorsatz: Ein Buch zu kaufen. Dieses hier. Ich spähte also in diese oder jene Buchhandlung, allerdings ohne Erfolg, mein Geburtstag ging ins Land, mein Mann hätte sich wahrscheinlich schwarz ärgern können, dass er natürlich zur Zeit meines Geburtstags vergessen hatte, wie dieses verdammte Buch hieß (dafür gab's ein tolles Brettspiel, durchaus guter Tausch), und konnte es kaum aushalten, dass ich seelenruhig jede Buchhandlung, die ich betrat, nach dem Buch durchsuchte - und wieder ging, ohne es zu bestellen. Ich hatte ja noch Zeit, mindestens bis zum 30. Dezember 2010. Mein Mann hatte die Nerven nicht, deswegen konnte ich es schon im September mein Eigen nennen- durchaus lesenswert übrigens. Auch diesen Vorsatz habe ich also nicht eingehalten. Sehr beruhigend.

Für dieses Jahr steht wieder ein Buch auf der Liste und mein Mann bemüht sich verzweifelt, sich Titel und Autor zu merken. Das ist allerdings gar nicht so einfach, schließlich lauten seine spärlichen Informationen: Der Autor heißt Zander, ist Theologe, und Jesus ist die Hauptfigur. Mehr habe ich selbst sogar nicht auf dem Schirm - überflüssige Informationen, leider auch Wissenswertes, vergesse ich meist - aber das reicht mir, um mir dieses Buch auf jeden Fall vor Ende dieses Jahres kaufen zu können. Wir werden sehen.

Für dieses Blog allerdings habe ich nicht einen Vorsatz-Gedanken übrig gehabt. Gedanken schon, sehr viele, sonst hätte ich es sicher geschlossen in dieser Zeit, aber eher diffuse "Es-muss-weitergehen-"Gedanken. Keinen Plan. Keinen Vorsatz.

Und das hat auch seinen Grund.

So wie ich nicht so recht weiß, wie ich dieses Blog grafisch so auflockern kann, wie ich es gerne hätte, so weiß ich auch nicht recht, was ich hier noch verbloggen soll oder kann oder will - wie sich in der langen letzten Zeit ja unschwer hat feststellen lassen.

Dennoch möchte ich dieses Blog nicht aufgeben, zu sehr ist es mir ans Herz gewachsen.

Auch wenn ich nicht hier war, in meinem Hinterstübchen war doch dieses Blog da, My Place eben, und es gäbe, es gab, es gibt und es wird immer viel zu bloggen geben. Eigentlich.

Und doch stehe ich in der Sackgasse - und glotze die Wand an wie eine Kuh, wenn's donnert. Statt zurückzugehen - oder besser in dieses oder jenes Fenster an der Seite einzusteigen, diese oder jene Tür aufzustoßen, notfalls einzutreten. Oder - der verwegenste, aber sicher sinnvollste Schritt - einfach auf die Mülltonne vor der Wand zu klettern, damit ich über die Mauer komme, und sehen kann, was dahinter liegt.

Vorerst stehe ich hier erst einmal noch, aber um die Analogie der dummen Kuh zu brechen, lehne ich mich an eine Seitenwand, sehe nach oben und folge den Wolken. Es wird.

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DonJuergen - 23. Mär, 16:46

Ein Lebenszeichen

Oh, ein Lebenszeichen. Na soooo laaaaaaanger Zeit.

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DonJuergen - 25. Apr, 18:51
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