Montag, 11. April 2005

Die Deutschen und ihr Auto oder: Vom Rad fahren unter Lebensgefahr

„Das Auto ist der Deutschen liebstes Kind“ heißt es immer wieder, mal voll Stolz, mal vor Unglauben, mal resigniert seufzend oder genervt die Augenbraue hochziehend. Die zahlreichen Versuche, diese unappetitliche Liebe der breiten Masse aus dem eigenen Bewusstsein zu verdrängen, sie einfach nicht wahrzunehmen, den Deutschen ganz tolerant ihr Kind zu lassen und selbst unbehelligt von den Auswüchsen dieser schrägen Liebe zu bleiben, scheitert in schöner Regelmäßigkeit. Immer dann, wenn unansehnliche Rostlauben um jeden Preis die 30-Zone hinter sich zu bringen versuchen und sich der aufheulende Motor einen erbitterten Konkurrenzkampf mit der voll aufgedrehten Anlage liefert. Und die Coolness der Fahrzeugführer nur noch durch die Blödheit ihrer sie anhimmelnden Beifahrerinnen übertroffen wird.

Aber auch immer dann, wenn im Frühjahr die einladend-abschätzenden Blicke der meist sonnenbank-gebräunten, meist notorisch blonden, immer notgeilen alten Säcke junge Frauen in knappen Kleidern und Röcken taxieren, ganz in der irrigen Annahme, sie hätten alle Chancen der Welt, nur weil sie irgendein teures Cabriot fahren.

Und nicht zu vergessen immer dann, wenn wieder einmal von Selbstjustiz zu hören ist. Gibt es eigentlich eine Studie, die mal erforscht hat, welche Unsummen die Krankenkassen für Schlägereien und Unfallfolgen durch verrückte Autofahrer ausgeben müssen?

Ganz aktuelles Beispiel: Ein Mann ist stolz auf seinen Porsche. Und dann tut irgendjemand seinem Porsche was an. Vielleicht hat ihn gerade seine Freundin verlassen, sein Chef rausgeschmissen und der McChicken war kalt. Und er hat sich gefreut, endlich wieder seinem geliebten Auto nahe zu sein. Und bemerkt, dass seinem Auto etwas passiert ist. Dann sieht er diesen ... Fahrradfahrer. Verächtlich schnaubend will er sich wieder seinem verletzten Baby zuwenden, als ihm der Gedanke kommt, dass der Radfahrer etwas wissen könnte, nein, wissen muss! Er spricht ihn an, das irre Glitzern in den Augen des Autofahrers entgeht seinem Gegenüber. Nein, sagt der ahnungslose, weil unverliebte Radfahrer, er habe niemanden gesehen. Und fährt weiter. Jetzt brennen die Sicherungen durch, das Gehirn des Porschefahrers schaltet wegen Überhitzung und Systemüberlastung ab, überlässt dem Trieb die Führung des nun geistlosen Körpers. Er verfolgt den Radfahrer - natürlich in seinem geliebten Porsche - über Rad- und Gehwege, rammt ihn zweimal und begeht Fahrerflucht, als der „Gegner“ endlich vom Rad fällt. Es wäre zwar besser gewesen, er hätte sich mit seinem beschädigten Auto abgefunden, weil er sich dann Ermittlungen wegen Fahrerflucht, Verkehrsgefährdung, Nötigung und Körperverletzung erspart hätte, aber so ein richtiger Autofahrer muss halt die richtigen Prioritäten setzen.

Quelle.

Mit Dank an die Süße für den sachdienlichen Hinweis.

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