Jesus von Texas
Ein 15-jähriger Bengel names Vernon Little fristet sein Dasein in einer nichtssagenden Kleinstadt in Texas, seine Mutter und ihre Freundinnen sind nicht eben gerade gute Vorbilder, sein Vater ist irgendwie verschwunden. Dann bringt sein Freund Jesus 16 Mitschüler um und erschießt sich selbst. Dumm für Vernon, denn nun ist er an Jesus’ Statt Sündenbock für die Stadtbewohner, vor allem aber für die Medien, die Einschaltquoten und Auflage wittern und am Ende gar die nächste Hinrichtung im Todestrakt per Zuschauer-Ted bestimmen lassen. Klar, dass jeder Mord, der während seiner Flucht Richtung Mexiko verübt wird, pauschal ihm angelastet wird. Auch klar, dass der arme Vernon von einem Indiz, das gegen ihn spricht, zum nächsten stolpert. Erschütternd, wie ungeheuer logisch die größten Ungeheuerlichkeiten wirken können, wenn man sie nur anständig verpackt und in Häppchen an die Leute weitergibt, die sowieso keine Lust haben, irgendetwas zu hinterfragen. DBC Pierre, der eigentlich Peter Warren Finlay heißt – sein Künstlername steht übrigens für dirty but clean Peter – hat mit Jesus von Texas eine Satire geschaffen, die einen bitteren Nachgeschmack auf der Zunge hinterlässt: So überzogen die Handlung, so vorstellbar ist aber auch, dass sie so oder so ähnlich stattfinden könnte.
DantesMuse - 28-09-2005